Der Sekt ist ausgetrunken, sämtliche Neujahrsglückwünsche verschickt, gute Vorsätze bewusst nicht getroffen und nun kehrt ein wenig Ruhe ein. Zeit für den obligatorischen Jahresrückblick 2016.
2016 war ein allgemein nicht sehr beliebtes Jahr. Es hat (leider wieder einmal, aber vielleicht ein wenig deutlicher als seine Vorgänger), gezeigt, wieviel Leid Menschen über Menschen bringen können. Dass mein elfjähriger Sohn den ersten Alptraum von einem Anschlag auf seine Schule hatte, hat mir auf bedrückende Weise klar gemacht, wie nah die meist irrationale Angst gerückt ist. Viele Menschen fühlen sich einfach nicht mehr sicher und aufgehoben in dieser Welt.
Persönlich hatte ich dieses Jahr eigentlich weitaus mehr beglückende und positiv stimmende Momente im Leben, sowohl was Begegnungen mit Menschen betrifft, als auch die vielen kleinen Dinge, die man so oft übersieht.
Was die Welt der Bücher anbelangt, war 2016 für mich ein besonders intensives Jahr. In erster Linie natürlich, da ich mich endlich dazu entschlossen habe, ein eigenes Blog zu führen. Das ist für mich sehr bereichernd und beglückend, besonders, da ich schon so manchen Zuspruch und Interesse erhalten habe. Dafür bin ich sehr dankbar. Es ist nicht immer einfach, das Bloggen zur Zufriedenheit aller in den Alltag einzubauen, aber da es mir so viel Freude macht, wird das auch gelingen.
Zwei Buchmessen, die ich besucht habe, die Teilnahme an der Buchpreis-Verleihung, einige Begegnungen mit von mir geschätzten Autoren, das zählt sicher auch zu der positiven Bilanz dieses (Lese)Jahres.
93 Bücher habe ich dieses Jahr gelesen und teilweise auch gehört. Davon konnten mich tatsächlich fast ein Drittel sehr überzeugen. Wahrscheinlich weniger ein Zeichen dafür, dass besonders viele gute Bücher erschienen sind, als dafür, dass ich mittlerweile ganz gut aussuchen kann, was mich ansprechen könnte. Einige Missgriffe, nicht wirklich völlig schlecht, aber nicht mein Fall, waren natürlich auch dabei. Dabei überraschten mich besonders zwei ziemlich gehypte Titel und zwar Benedict Wells – Das Ende der Einsamkeit und Han Kangs – Die Vegetarierin.
Am meisten enttäuscht hat mich persönlich der Roman Unschuld von Jonathan Franzen. Ein Autor, den ich mit den Korrekturen und Freiheit zu lieben gelernt habe, hat mich überhaupt nicht für dieses Buch einnehmen können.
Ärgerlich gemacht hat mich eigentlich nur ein Buch, und zwar Milena Busquets – Auch das wird vergehen. Auch viel gelobt, selbst in der „seriösen“ Presse, war dieses Werk einfach nur schrecklich, Brigitte-Niveau zum Abgewöhnen. Ansonsten sind mir Flops erspart geblieben.
Was waren jetzt meine Hightlights? Nicht zehn, sondern 9 bzw. 11, je nachdem, ob man Jane Gardams Trilogie als eines oder drei Bücher zählt.
Das war mein Jahresrückblick 2016 – Ganz unterschiedliche Bücher, die mich aber alle auf jeweils eigene Weise bereichert haben.
Einen kleinen Ausblick auf 2017 habe ich ja schon gewagt. Im Januar werde ich eine Jonathan Safran Foer Lesung besuchen und im März auf der Litcologne sein (Auster und Llach). Auch die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt stehen fest auf dem Programm.
Also: Lesejahr 2017: Ich freue mich!
Euch auch ganz viele beglückende oder aufregende Lektüren. Ich freue mich auf den Austausch in 2017!
Mir ging es mit Franzen ganz ähnlich. Ich hatte mich sehr darauf gefreut und habe dann die Lektüre abgebrochen. Und Busquet habe ich gar nicht erst zur Hand genommen …
viele Grüße!
Wells und Busquets fand ich auch enttäuschend, „Die Vegetarierin“ habe ich nicht gelesen und habe es auch in nächster Zeit nicht vor. „Unterleuten“ habe ich abgebrochen, vielleicht gebe ich dem Roman nochmal irgendwann eine Chance, allein schon, weil ich von „Schilf“ so begeistert war. Der Roman von Elif Shafak steht auf jeden Fall noch an, ich mochte „Die 40 Geheimnisse der Liebe“ so sehr und „Ehre“ fand ich ganz gut, wenn auch nicht überragend. Wünsche ein schönes Lesejahr mit nur guten Büchern! 🙂