Die Leipziger Buchmesse nähert sich in großen Schritten. Nachdem letzte Woche bereits die Finalisten für den Preis der Leipziger Buchmesse 2017 bekannt gegeben wurden, steht nun auch das Programm für Leipzig liest 2017, nach eigenem Bekunden „Europas größtes Lesefest“, zum Anschauen und Planen bereit.
Seit vielen, vielen Jahren besuche ich die Frankfurter Buchmesse und das sie begleitende Lesungsprogramm „Open Books“, ebenfalls als „Lesefest“ tituliert. Erst zum dritten Mal werde ich nun in Leipzig zu Gast sein.
Unterscheiden sich die beiden Messen von Leipzig und Frankfurt doch deutlich – kleiner, beschaulicher, vielleicht familiärer, dabei aber politischer, europäischer, mit besonderem Schwerpunkt auf Ost- und Mitteleuropa – Leipzig; geschäftsmäßiger, sachlicher, internationaler – Frankfurt -, so haben beide „Lesefeste“ eines gemeinsam, und zwar den nicht zu unterschätzenden Vorteil und das großartige Angebot, dass fast alle Veranstaltungen kostenlos und ohne vorherigen Ticketerwerb, also auch ganz spontan, zu besuchen sind. Ein derartiges „Schwelgen“ in Literatur, der Besuch auch vielleicht etwas abseitigerer Veranstaltungen, bringt mich, zumindest in meiner „Heimatstadt“ Frankfurt, immer wieder zu ziemlich exzessiven „Rauschzuständen“.
Nun bin ich in Leipzig nur zwei Nächte und möchte auch auf meine mitreisende Familie Rücksicht nehmen, möchte also sowieso literarisch kürzer treten, dennoch muss ich sagen, dass das Programm von Leipzig liest auch eine kleine Enttäuschung für mich darstellt.
Stark vetreten sind in diesem Jahr unter anderem, und das verwundert kaum, Luther mit diversen Veranstaltungen und das diesjährige Schwerpunktland Litauen. Sogar die kreative Verknüpfung „Luther in Litauen“ und „Reformation in Litauen“ wird angeboten.
Diverse Literaturpreise werden in Leipzig verliehen (der oben erwähnte Preis der Leipziger Buchmesse 2017, der Seraph für Phantastik, der Lesekompass für Literaturförderung, der Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung, der an den großartigen Mathias Enard geht). Ein Schwerpunkt scheint mir auch auf dem Krimigenre zu liegen, so werden mehrere Kriminächte, Krimiclubs und sogar eine Krimi-Stadtralley für die ganze Familie quer durch Leipzig angebote. Darüber hinaus tagt der Deutsche Lehrer- und Musiklehrer Tag.
Überhaupt die Musik. In Leipzig und auch auf ihrer Buchmesse kommt ihr eine große Bedeutung zu. So folgt der „Leselounge im Foyer des Gewandhauses“ ein Familienkonzert, bei dem Dvoraks „Serenade für Streichorchester E-Dur op.22 aufgeführt wird, „Träumereien für´s Klavier“ werden im Musikcafé angeboten und in der Nikolaikirche ist die Johannespassion zu hören.
Ein buntes Programm, zu dem auch noch Führungen durch Musikarchiv und Deutsche Nationalbilbliothek (Ausstellung „Verlage im Dritten Reich“) gehören, und das sicher mehr als genug interessante Veranstaltungen bietet.
Trotzdem bleibt bei mir, wie gesagt, das Gefühl einer kleinen Enttäuschung. Zwar tritt am Donnerstag, 23.03.2017 in der „Langen Leipziger Literaturnacht“, der Nacht der jungen deutschsprachigen Literatur, ziemlich alles auf, was in diesem Bereich vertreten ist (wobei diese Veranstaltungen kostenpflichtig sind), aber die wirklich großen Namen, national wie international, fehlen.
Wenn ich denke, welche literarische Prominenz sich jedes Jahr bei der Litcologne (meist zeitgleich, dieses Jahr, zum Glück!, zeitlich versetzt), die Klinke in die Hand gibt, lässt sich eine gewisse Ernüchterung kaum vermeiden. Während dort, bei zum Teil happigen Eintrittspreisen muss dazu gesagt se, T. C. Boyle, Paul Auster, Hanya Yanagihara, Jussi Adler-Olsen, Ian McEwan, A.L. Kennedy und viele andere unter Begleitung hochkarätiger deutscher Schauspieler auftreten, sucht man in Leipzig die „Stars“ meist vergeblich. Martin Suter wäre da zu nennen, Jonas Lüscher vielleicht, der seinen neuen hochgelobten Roman „Kraft“ vorstellt, Mathias Enard, der den Leipziger Buchpreis für europäische Verständigung erhält, Volker Kutscher und, das freut mich besonders, die französische Krimiautorin Dominique Manotti.
Zur Lesung letzter werde ich auf jeden Fall gehen, ferner zu Tom Malmquist, dessen autobiografischen Roman „In jedem Augenblick unseres Lebens“ ich demnächst lesen werde, zu Natascha Wodin, deren Buch „Sie kam aus Mariupol“ für den Leipziger Buchpreis vorgeschlagen ist und auf das ich sehr gespannt bin. Ferner möchte ich mich mit Jonas Lüschers Roman „Kraft“ bekannt machen und Lukas Bärfuss´ Hagard. Beide sind auch auf einer Gemeinschaftsveranstaltung zu sehen. Auch Juliana Kálnay, deren „Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens“ einige von Euch so gelobt haben, werde ich mir anschauen.
Also, eine Messe nicht der großen Namen, sondern vielleicht der kleinen Entdeckungen. Ich freue mich drauf!
Und Ihr? Wer kommt auch nach Leipzig? Was habt ihr so vor? Seid ihr eher Messeenthusiasten oder Messemuffel?
Danke für diesen schönen Beitrag, bin ganz neidisch geworden, wenn ich lese was es dann doch alles zu erleben gibt. War selbst noch gar nicht Leibzig, wünsche Dir viel Freude dort, anregende Begegnungen und Gespräche, damit Du uns daheim gebliebenen nochmal einen kleinen Erlebnisbericht mitbringen kannst. Freue mich schon darauf. LG Petra
Liebe Petra, danke, ich freue mich auch schon darauf und werde so gut wie möglich berichten!
Viele Grüße, Petra
Liebe Tina,
Dann werde ich mal die Augen offen halten in Leipzig. Hast du schon feste Programmpunkte oder lässt du dich treiben? Auf jeden Fall wünsche ich dir eine schöne, anregende Zeit. Herzliche Grüße Petra
Hallo Petra,
schön, dass du über die Messe bloggst – dann wächst die Vorfreude noch mehr. Ich werde nämlich in diesem Jahr erstmalig in Leibzig sein, bin schon sehr, sehr gespannt und freue mich natürlich riesig. Vielleicht laufen wir uns ja auch einmal über den Weg – das wäre schön. 🙂 Ich werde die Messe von Donnerstag bis Samstag besuchen.
Liebe Grüße
Tina
Nach Leipzig werde ich es nicht schaffen, aber dafür ist Frankfurt, was ich letztes Jahr verpasst habe, diesmal fest eingeplant. Freue mich Freunde und Bekannte aus dem Verlagsbereich wiederzutreffen und mit dem ein oder anderen Autor ein Schwätzchen zu halten. Und vielleicht werde ich dieses Jahr auch mal expliziter nach ein paar Blogger-Kollegen Ausschau halten. 😉
Schön! Frankfurt ist für mich schon seit „Urzeiten“ das literarische Highlight jeden Jahres. Bis dahin freue ich mich aber auch schon auf Leipzig! Schöne Grüße, Petra