Durch eine ganz kleine Nachricht in meiner Tageszeitung, an den unteren Rand geheftet, erfuhr ich heute vom Tod der US-amerikanischen Schriftstellerin Paula Fox. „Kinderbuchautorin gestorben“ hieß es da in der Titelzeile.
Nun war die 1923 in New York geborene Paula Fox tatsächlich auch dies: eine wunderbare Kinder- und Jugendbuchautorin. Paul ohne Jakob, Ein Dorf am Meer und vor allem Ein Bild von Ivan haben meine Kinder und auch die Kritiken begeistert. Aber Paula Fox war auch eine herausragende Schriftstellerin jenseits dieser Alterszuweisung.
Ihre sechs Romane und die autobiografischen Werke erschienen in größeren Abständen, der erste „Pech für George“ 1967, „Zigarette“, ein Band mit Erzählungen und Essays 2011. Das allein ist, fehlt zudem eine gewisse Exzentrizität, den Auflagenzahlen nicht sehr zuträglich. Dennoch war Paula Fox in den 70 er Jahren in den USA recht erfolgreich, wurde ihr Roman „Was am Ende bleibt“ mit Shirley McLaine verfilmt.
Eine Renaissance erfuhr ihr Werk in den 90 er Jahren durch die Entdeckung und konsequente Werbung durch einen jungen Schriftstellerkollegen. (Auf diese Weise entdeckte man zum Beispiel auch Raymond Carver oder Richard Yates zum Glück wieder). Jonathan Franzen war es, der an die Werke Paul Foxs erinnerte. Dies führte auch zu einer gewissen Bekanntheit in Deutschland.
Dennoch finde ich, dass das Werk der Autorin lange nicht die Aufmerksamkeit erfuhr, die ihm eigentlich gebührt. Ich habe alle ihre Bücher gelesen und sehr geschätzt. Besonders „Was am Ende bleibt“ zählt zu den Büchern, die ich hoch halte. Es sind die kleinen Dinge, die Verschiebungen im Alltag, die Fox meisterhaft zu schildern und dadurch die verborgenen Dramen aufzudecken vermag. Ein klassisch amerikanisches Sujet.
Besonders beschäftigt hat mich auch ihre Kindheit und Jugend. Unglaublich lieblos, von den vergnügungssüchtigen Eltern, dann von der kühlen Großmutter abgeschoben, im Waisenhaus gelandet, von einem Pfarrer großgezogen, nach Lust und Laune von den Eltern wieder „hervorgekramt“ – welche Verletzungen muss das kleine Mädchen davongetragen haben. Man spürt es in ihren Romanen immer wieder durch, deutlich wird es in ihrer 2001 im Original erschienenen Autobiografie „A borrowed finery: a memoir“. Erschreckend, wie erlernte Muster nicht durchbrochen werden konnten. Paula Fox hat ihre eigene Tochter nach der Geburt zur Adoption gegeben. Diese Geschichte und die Tatsache, dass sie die Großmutter von Courtney Love, der Ehefrau von Kurt Cobain, ist, haben ihr zeitweise mehr Bekanntheit verschafft als ihr literarisches Werk. Völlig zu unrecht. Sie hat wunderbare Romane geschrieben, zu deren Lektüre ich unbedingt rate. Gebunden sind sie bei C.H.Beck erschienen, als Taschenbuchausgabe bei dtv.
Am 1. März 2017 ist sie im Alter von 93 Jahren in New York gestorben.
Ausführlicher als in meiner Tageszeitungen gedenken zum Beispiel die Welt und die Süddeutsche Zeitung.
Danke für den Hinweis auf diese Autorin! Wie schön, dass Sie bei Dir solche Spuren hinterlassen konnte und die Erinnerung an sie darin weiterleben kann …