Das Jahr rast auch durch die Bücherwelt. Überall machen Verlagsvorschauen auf die Herbstneuerscheinungen neugierig und endlich ist auch der Winter vorbei. Bei uns hat er sich bis gefühlt in die erste Maihälfte hineingezogen, war mit Nachtfrösten immer präsent und wich dann von jetzt auf gleich dem Sommer. Die Lektüre im Mai 2017 zog dann vermehrt nach draußen in den Garten.
Der zweite Teil von Rachel Cusks Trilogie Transit lässt den Leser die Protagonistin wie im ersten Teil hauptsächlich durch ihre Gespräche mit anderen Menschen wahrnehmen. Trotzdem gewinnt sie hier deutlich mehr Kontur, ein Aufbruch und Neubeginn scheint zu gelingen. Ich bin sehr gespannt auf den dritten Teil dieser interessanten Reihe.
Sehr für sich einnehmen konnte mich Arno Frank mit seinem auf autobiografischen Erlebnissen basierenden Familienroman So, und jetzt kommst du. Die Perspektive des heranwachsenden Jungen, der trotz der schwierigen Familiensituation nie ohne eine gewisse liebevolle Anteilnahme von seinem betrügerischen Vater und der lebensuntauglichen Mutter erzählt, ist sehr authentisch und berührend gelungen.
Marlon James – Eine kurze Geschichte von sieben Morden hat mich ganz schön gefordert. Fast neunhundert Seiten mit etlichen handelnden Personen. Aber das Buch ist gut gebaut, flüssig geschrieben und absolut fesselnd. Die Sprache allerdings ist extrem, voller Flüche, sexueller Anspielungen, homophob und brutal. Da war manchmal eine Atempause nötig.
Sehr gelungen finde ich das Buch des schwedischen Autors Jonas Hassen Khemiris – Alles, was ich nicht erinnere. Der Tod Samuels wird von verschiedenen Positionen aus beleuchtet. Sehr eindrucksvoll werden Fragen nach der Wahrheit, nach Identität und Freundschaft gestellt.
Eine Freundschaftsgeschichte über die Jahrzehnte hinweg erzählt Alice Adams in Als wir unbesiegbar waren. Das ist nichts Neues, ich lese solche Geschichten aber eigentlich immer sehr gern. Auch dieses Buch ist solide erzählt, wagt aber nichts, überrascht nicht, bleibt manches Mal in Klischees hängen und konnte mich deshalb nicht unbedingt überzeugen.
Wie jedes Jahr im Mai war auch wieder Brunetti-Zeit: Der sechsundzwanzigste Fall Stille Wasser führt den Commissario Shinaus in die venezianische Lagune. Ein ruhiger, kluger Krimi mit einer typischen Leon-Botschaft.
Als Hörbuch habe ich noch J.L.Carrs „Ein Monat auf dem Land“ gehört. Ein bezauberndes kleines Büchlein, das ich unbedingt noch einmal lesen muss. Dann werde ich auch darüber schreiben.
Das war meine Lektüre im Mai 2017. Der Juni ist nun schon ein paar Tage alt, die erste Lektüre schon wieder beendet. Ich wünsche euch einen tollen Lesesommer!
Arno Frank war toll! Da bin ich ganz bei Dir. Über Donna Leon haben wir ja schon geplaudert, ich glaube das lasse ich doch … Auch James habe ich wieder abgewählt, denke mal der paßt doch nicht zu mir …
Liebe Petra,
tolle Bücher hast du gelesen! Von deiner Auswahl interessieren mich gleich 4 Stück. 🙂 Arno Frank habe ich bereits auf der WuLi, sowie Donna Leon. Nun sind noch „Als wir unbesiegbar waren“ und „Alles, was ich nicht erinnere“ hinzugekommen. Die letzten beiden hatte ich nicht auf dem Schirm, deshalb freue ich mich umso mehr, sie hier bei dir gefunden zu haben.
GlG vom monerl
Das freut mich, monerl. Besonders Frank und Khemiri kann ich sehr empfehlen. Und als Brunetti-Fan ist für dich „Stille Wasser“ dann auch ein Muss 😉 Liebe Grüße, Petra
Eine interessante Auswahl Deinerseits im Mai – ich hab noch keins davon gelesen. Hoffentlich wird der Sommer lang anhalten … dann bleibt abends auch mehr Lesezeit.
Stimmt, ganz schön unterschiedlich waren meine Mai-Bücher. Wenn ich da allein die Sprache Brunettis mit den Ghettokids von James vergleiche 😉 Viele Grüße!
Wobei mich jetzt eher das Buch von James reizen würde – klingt hart, aber gut, wie du es vorstellst. An Donna Leon habe ich mich leider ziemlich sattgelesen …