Deutscher Buchpreis 2017 – Bisher habe ich alle Siegertitel und viele der Longlist und Shortlist der vergangenen Jahre gelesen – bis auf Frank Witzel, dessen Autorenlesung ich tatsächlich nach etwas mehr als der Hälfte abgebrochen habe. Es war kein schlechter darunter, auch wenn ich die letztjährige Wahl nicht gerade begrüßt habe. Aber Bodo Kirchhoff ist einfach kein Autor für mich – und muss es ja auch gar nicht sein.
Auch dieses Jahr schaue ich wieder sehr gespannt auf das ganze Ereignis, werde mir auf jeden Fall die Leseproben-Broschüre besorgen, staune, welche Ausmaße die Idee der Buchpreisblogger mittlerweile angenommen hat, werde bei den Diskussionen mitmischen und mit einer kleinen Träne im Auge an letztes Jahr denken, wo ich bei der Verleihung des Preises im Frankfurter Römer dabei sein durfte. Ein wirklich tolles Erlebnis!
Ein Blick auf die diesjährige Longlist für den Deutscher Buchpreis 2017.
Zunächst einmal das (zumindest halbwegs) erwartete, die „alten Hasen“, diejenigen, die schon mehrmals auf irgendeiner Lise standen oder aber bisher so gelobt wurden, dass ihr Erscheinen auf der Longlist Deutscher Buchpreis 2017 kaum verwundert.
Da wären:
Komisch, furios und böse erzählt Jonas Lüscher in diesem klugen Roman von einem Mann, der vor den Trümmern seines Lebens steht, und einer zu jedem Tabubruch bereiten Machtelite, die scheinbar nichts und niemand aufhalten kann.“ (Verlagswerbung)
Peter Holtz will das Glück für alle. Schon als Kind praktiziert er die Abschaffung des Geldes, erfindet den Punk aus dem Geist des Arbeiterliedes und bekehrt sich zum Christentum. Als CDU-Mitglied (Ost) kämpft er für eine christlich-kommunistische Demokratie. Doch er wundert sich: Der Lauf der Welt widerspricht aller Logik. Seine Selbstlosigkeit belohnt die Marktwirtschaft mit Reichtum. Hat er sich für das Falsche eingesetzt? Oder für das Richtige, aber auf dem falschen Weg? Und vor allem: Wie wird er das Geld mit Anstand wieder los? Peter Holtz nimmt die Verheißungen des Kapitalismus beim Wort.
Mit Witz und Poesie lässt Ingo Schulze eine Figur erstehen, wie es sie noch nicht gab, wie wir sie aber heute brauchen: in Zeiten, in denen die Welt sich auf den Kopf stellt.“ (Verlagswerbung)
Das Buch ist noch nicht erschienen, deshalb lässt sich noch nicht viel darüber sagen. Ingo Schulze ist aber einer dieser „alten Hasen“, der auch von mir durchaus geschätzt wird. Im Moment lasse ich mir das Buch gerade vorlesen. Im Rahmen des ARD-Radiofestivals lassen sich die Folgen auch nachhören.
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Kiepenheuer&Witsch, 352 Seiten, € 22,00
ISBN: 978-3-462-05010-3
Erschienen am: 09.03.2017
„4. Mai 1521 bis 1. März 1522: Martin Luther hält sich auf der Wartburg auf. Gänzlich unfreiwillig, denn er ist auf Geheiß des Kurfürsten von Sachsen in Gewahrsam genommen worden. Dort sieht er sich größten Anfechtungen ausgesetzt, vollbringt aber auch sein größtes Werk: In nur zehn Wochen übersetzt er das Neue Testament ins Deutsche.(…)Mit klingender Sprache, erstaunlichem Kenntnisreichtum und dramatischer Zuspitzung erzählt Feridun Zaimoglu von einem großen Deutschen, einer Zeit im Umbruch und der Macht und Ohnmacht des Glaubens.“ (aus der Verlagswerbung)
Mirko Bonnés großer Liebesroman überträgt das Wahlverwandtschaften-Thema in die heutige Zeit. Er fragt nach Gründen von Entzweiung und Entfremdung und zeichnet dabei das ergreifende Porträt eines Mannes, der die Kraft findet, aus dem Schatten über seinem Dasein hinauszutreten.“ (Verlagswerbung)
Robert Menasse Die Hauptstadt
Suhrkamp, 459 Seiten
ISBN: 978-3-518-42758-3
erscheint voraussichtlich am 11. September 2017
In Brüssel laufen die Fäden zusammen – und ein Schwein durch die Straßen. Fenia Xenopoulou, Beamtin in der Generaldirektion Kultur der Europaischen Kommission, steht vor einer schwierigen Aufgabe. Sie soll das Image der Kommission aufpolieren. Aber wie? Sie beauftragt den Referenten Martin Susman, eine Idee zu entwickeln. Die Idee nimmt Gestalt an – die Gestalt eines Gespensts aus der Geschichte, das fur Unruhe in den EU-Institutionen sorgt. David de Vriend dämmert in einem Altenheim gegenüber dem Brüsseler Friedhof seinem Tod entgegen. Als Kind ist er von einem Deportationszug gesprungen, der seine Eltern in den Tod führte. Nun soll er bezeugen, was er im Begriff ist zu vergessen. Auch Kommissar Brunfaut steht vor einer schwierigen Aufgabe. Er muss aus politischen Gründen einen Mordfall auf sich beruhen lassen; »zu den Akten legen« wäre zu viel gesagt, denn die sind unauffindbar. Und Alois Erhart, Emeritus der Volkswirtschaft, soll in einem Think-Tank der Kommission vor den Denkbeauftragten aller Länder Worte sprechen, die seine letzten sein könnten.
In seinem neuen Roman spannt Robert Menasse einen weiten Bogen zwischen den Zeiten, den Nationen, dem Unausweichlichen und der Ironie des Schicksals, zwischen kleinlicher Bürokratie und großen Gefühlen.
Und was macht Brüssel? Es sucht einen Namen – für das Schwein, das durch die Straßen läuft. Und David de Vriend bekommt ein Begräbnis, das stillschweigend zum Begräbnis einer ganzen Epoche wird: der Epoche der Scham. (Verlagswerbung)
Auch dieses Buch, als „Der große europäische Roman“ beworben, ist noch nicht erschienen, klingt für mich aber interessant, auch wenn ich vom Autor noch nichts gelesen habe. Ohne die Nominierung wäre es sicher auch nicht weiter in meine Aufmerksamkeit vorgedrungen.
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ISBN : 978-3-446-25766-5
Erscheint am: 21.08.2017
Ich kenne weder Thomas Lehr noch das Buch, es klingt aber spannend, ich werde mich auf jeden Fall näher damit beschäftigen.
Nun die für mich größte Überraschung, nicht weil der Autor unbekannt wäre oder der Roman völlig aus dem Rahmen fällt. Ich hätte nur nicht gedacht, dass er es schafft – zu lustig, zu lässig für den Deutscher Buchpreis 2017. Mein Herz hat er jetzt schon:
Sven Regener Wiener Straße
Kiepenheuer & Witsch, 304 Seiten, € 18,99
ISBN: 978-3-462-31749-7
erscheint voraussichtlich am 07.09.2017)
„Wiener Straße beginnt im November 1980 an dem Tag, an dem Frank Lehmann mit der rebellischen Berufsnichte Chrissie sowie den beiden Extremkünstlern Karl Schmidt und H. R. Ledigt in eine Wohnung über dem Café Einfall verpflanzt wird, um Erwin Kächeles Familienplanung nicht länger im Weg zu stehen. Österreichische Aktionskünstler, ein Fernsehteam, ein ehemaliger Intimfriseurladen, eine Kettensäge, ein Kontaktbereichsbeamter, eine Kreuzberger Kunstausstellung, der Kampf um die Einkommensoptionen Putzjob und Kuchenverkauf, der Besuch einer Mutter und ein Schwangerschaftssimulator setzen eine Kette von Ereignissen in Gang, die alle ins Verderben reißen. Außer einen!“ (Verlagswerbung)
Nun die eher unbekannteren, noch zu entdeckenden Autoren.
Viel Lob und einiges an Besprechungen bekamen schon die Frühjahrstitel von Kerstin Preiwuß, Christine Wunnicke und Julia Wolf
Kerstin Preiwuß
„Eine Provinzgeschichte über die großen Fragen des Lebens. Matuschek ist vierzig, als seine Mutter stirbt, mit der er das Haus teilte. Ohne ihre Fürsorge weiß er nicht, wie es weitergehen soll. Eine Frau hat er nicht und von dort, wo er wohnt, geht man weg, wenn man kann. Aber Matuschek ist einer, der bleibt, Bewohner des Hinterlands, einer längst von allen aufgegebenen Welt. Zum Glück gibt es Nachbarn. Igor, der Russe, wird zum Freund. Den alten Witt kennt er seit seiner Jugend. Und dann sind da die Tauben, die Matuschek als Junge bekam und seitdem züchtet. Brieftauben haben einen inneren Kompass und kehren stets nach Hause zurück. Das kann schon reichen fürs Leben. Als Matuschek Irina kennenlernt, winkt das Glück. Aber dann geht etwas schief und er beginnt von neuem. »Nach Onkalo« zeigt eine Welt am Rand, in der sich die großen Fragen nicht weniger deutlich stellen: was einen zusammenhält und wie man glücklich wird. Matuschek stellt sich diese Fragen nicht, er will nur seinen Alltag meistern. Doch vielleicht befähigt ihn genau das zur Erkenntnis »ob das Leben die Mühe lohnt«.“ (Verlagswerbung)
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Christine Wunnicke
Katie
Berenberg Verlag, 176 Seiten, € 22,00
ISBN 978-3-946334-13-2
erscheinen am 1.3.2017
„Vielleicht liegt es am Nebel. Davon jedenfalls gibt es in London auch um 1870 herum genug, und wer weiß, vielleicht trübt er der Stadt kollektiv die Sinne. Kaum einer, der nicht dem Medium seiner Wahl vertraut, um in schummrigen Séancen mit dem Jenseits zu parlieren. Florence Cook ist das It-Girl der Branche – streng verschnürt im Schrank bringt sie die aufregendste aller Erscheinungen zutage: Katie, 200 Jahre jung und in gleißendes Weiß gewandet, früher Piratentochter, heute eine unruhige Seele auf der Suche nach Erlösung. Oder …? Ein Fall für Sir William Crookes, der Florence (und Katie) nach den Regeln der damaligen Kunst unter die Lupe nimmt – nur um am Ende erschöpft zu konstatieren, dass die Wissenschaft im Grunde auch nur ein Spuk ist. Eine herrlich übersinnliche Geschichte, und das Beste: Es ist alles wahr. Wirklich.“ (Verlagswerbung)
ISBN 978-3-627-00233-6
erschienen im März 2017Jeden Tag schwimmt Walter Nowak seine Bahnen im Freibad. Eines Morgens bringt eine Begegnung ihn aus der Fassung, mit fatalen Folgen: Der Länge nach ausgestreckt findet er sich wenig später auf dem Boden seines Badezimmers wieder, bewegungsunfähig und auf sich allein gestellt. »Von nun an geht es abwärts, immer abwärts«, schießt es ihm durch den Kopf. Zunehmend verliert er die Kontrolle, Gedankenfetzen, Bilder aus der Vergangenheit stürzen auf ihn ein: das Weihnachtsfest mit seiner ersten Frau Gisela, ihr Schweinebraten, ihre Tränen; der Blick seines Sohnes Felix, als er von der Trennung erfährt; Erinnerungen an seine eigene Kindheit als unehelicher Sohn eines GIs; und, vor kurzem, eine Diagnose seiner Ärztin. Während nach und nach alles vor seinen Augen verschwimmt, ziehen seine Gedanken immer engere Kreise, nähern sich einem verborgenen Zentrum, dem Anfang, dem Ende … (Verlagswerbung)
Beide Bücher muss ich mir definitiv noch mal genauer anschauen!
Gar nicht bekannt sind mir die folgenden Nominierten, deshalb von mir bisher auch kein Kommentar dazu (werde ich nachholen)
Birgit Müller-Wieland – Flugschnee
„Was macht das Glück einer Familie aus? Wenn es – neben vielen Komponenten wie Gesundheit, sicherem Einkommen und dergleichen – gemeinsame Erinnerungen sind, die Zusammenhalt ermöglichen, so denkt Lucy an einem Dezembertag in Berlin an keine glückliche Familie. Ihr Bruder Simon ist verschwunden. Das Nachsinnen über ihn führt sie zu einem früheren Wintertag ins Haus der Großeltern in Hamburg, an dem etwas geschah, das den Kindern verschwiegen wurde. Dieses Schweigen prägte nicht nur die weitere Zukunft, sondern reicht auch in die Generation der Großeltern und Urgroßeltern zurück, welche sich in vielfältig Ungesagtes verstrickten. Von Deutschland über Österreich, Italien und Osteuropa wird das Netz gespannt, das die Figuren mit ihren Lebensgeschichten knüpfen, verlieren, wieder aufnehmen – ein Ringen um die Wahrheiten, die in der Vergangenheit liegen, und das Annehmen der Herausforderungen, welche die Gegenwart bereithält.“ (Verlagswerbung)
Monika Helfer – Schau mich an, wenn ich mit dir rede
Jung und Jung, 186 Seiten, € 20,–
ISBN 978-3-99027-094-3
erschienen am 3. 3. 2017
Vev ist ein Scheidungskind, ihre Familie ist größer, als sie es schon einmal war. Da ist die Mutter, Sonja, die auch mithilfe von Drogen nicht recht über die Scheidung hinwegkommt, und da ist ihr Neuer, den alle nur The Dude nennen, einer, der die Dinge in die Hand nimmt und aufräumt in Sonjas Leben. Und da ist Milan, Vevs Vater, der zu Natalie und ihren beiden Töchtern zieht, aber auch in seiner neuen Familie nicht den richtigen Platz findet. Sie alle gehören irgendwie zusammen, weil sie nicht voneinander loskommen. Und Vev? Und die anderen Kinder? Die Kinder lernen schnell, wie das Spiel läuft, und spielen es bald besser als die Erwachsenen.
Es sind skandalös alltägliche Verhältnisse, die Monika Helfer in den Blick nimmt. Sie geht nahe heran an die Menschen, die darin leben, die mit sich und den anderen zurechtzukommen versuchen. Ihr Blick ist entlarvend, aber auch voller Empathie, schonungslos, aber immer im Dienst der Aufrichtigkeit. Und was aus größerer Entfernung wie eine Familie aussieht, ist bei näherer Betrachtung eben oft nicht mehr als ein fein austariertes System von Eigeninteressen.“ (Verlagswerbung)
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ISBN: 978-3-518-42760-6
„Gilbert Silvester, Privatdozent und Bartforscher im Rahmen eines universitären Drittmittelprojekts, steht unter Schock. Letzte Nacht hat er geträumt, dass seine Frau ihn betrügt. In einer absurden Kurzschlusshandlung verlässt er sie, steigt ins erstbeste Flugzeug und reist nach Japan, um Abstand zu gewinnen. Dort fallen ihm die Reisebeschreibungen des klassischen Dichters Basho in die Hände, und plötzlich hat er ein Ziel: Wie die alten Wandermönche möchte auch er den Mond über den Kieferninseln sehen. Auf der traditionsreichen Pilgerroute könnte er sich in der Betrachtung der Natur verlieren und seinen inneren Aufruhr hinter sich lassen. Aber noch vor dem Start trifft er auf den Studenten Yosa, der mit einer ganz anderen Reiselektüre unterwegs ist, dem Complete Manual of Suicide. Die Kieferninseln ist ein Roman von meisterhafter Leichtigkeit: tiefgründig, humorvoll, spannend, zu Herzen gehend. Im Teeland Japan mischen sich Licht und Schatten, das Freudianische Über-Ich und die dunklen Götter des Shintoismus. Und die alte Frage wird neu gestellt: Ist das Leben am Ende ein Traum?“ (Verlagswerbung)
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ISBN: 978-3-608-98304-3
„Als der deutsche Frankenstein-Experte Jörg Krippen auf dem Campus seiner neuen Londoner Universität umherirrt, hilft ihm die junge Stammzellenforscherin Mae sich zu orientieren. Die Begegnung wirkt zufällig, tatsächlich hat sie diese bewusst provoziert. Kurz darauf führt Mae ein Wiedersehen herbei, um eine Affäre mit dem deutlich älteren Mann zu beginnen. Zugleich scheint sie sonderbar viel über ihn zu wissen. Im Londoner East End hat niemand auf den Literaturwissenschaftler Jörg Krippen aus Berlin gewartet. Die Kleidung vom Nieselregen durchweicht sucht er nach einer Klingel, als eine junge Frau indischer Abstammung ihn anspricht: »You look so lost«. Sie selbst ist in Brixton aufgewachsen und forscht im Bereich neuer Reproduktionstechnologien. Krippen verliebt sich rasch und heftig – und belügt sie, was seine Familie und seine linke politische Vergangenheit betrifft. Auch sie ist nicht ehrlich und verschweigt, dass sie vor Jahren als Austauschschülerin in Berlin war. Es entspannt sich eine leidenschaftliche Liebesgeschichte, wie sie beide in der Intensität zuvor nicht erlebt haben. Doch ihre ungewöhnliche Liebe wirft Fragen nach dem Verhältnis von Geistes- und Naturwissenschaft auf. “ (Verlagswerbung)
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Gerhard Falkner
Erscheint voraussichtlich am 01.09.2017
„Kurt Prinzhorn ist zu einem Schriftstellertreffen nach Innsbruck eingeladen, wo ihm Merkwürdiges widerfährt: Jemand muss während seiner Abwesenheit ein ausgiebiges Schaumbad in der Wanne seines Hotelzimmers genommen und dort bewusst Spuren hinterlassen haben. Die Chipkartenschließanlage der Tür zeigt jedoch kein fremdes Eindringen an. Als nächstes verschwindet der Schlüsselbund des zunehmend ratlosen Autors. Während einer Moskau-Reise wenige Tage später kommt es zu neuen Unerklärlichkeiten, und auch in Madrid, wo Prinzhorn einer früheren Geliebten wiederbegegnet, reißt die Kette seltsamer Geschehnisse nicht ab – bis ihm durch Zufall das Puzzle der Erinnerung zu einem Bild zusammenfällt, das ihn weit in die eigene Biographie zurückführt. Am nächsten Morgen klingelt die Polizei an der Tür seiner Berliner Wohnung, denn unter dem Fenster von Prinzhorns Zimmer in Madrid wurde eine tote Frau gefunden.“ (Verlagswerbung)
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ISBN: 978-3-518-42762-0
Christoph Höthker – Das Jahr der Frauen
Weissbooks, 256 Seiten, 22,00 €
ISBN978-3-86337-118-0
erschienen am 7.8.2017
„Was ist zu tun, wenn man von allem endgültig genug hat, der Therapeut aber dennoch Vorsätze für das neue Jahr hören möchte?
Frank Stremmer, Anfang vierzig, ausgebrannter deutscher Expat in Diensten einer illustren internationalen Genfer Organisation, rafft sich zu einem letzten Kraftakt auf: Zwölf Frauen in zwölf Monaten! Ohne Geld, ohne Versprechungen, ohne Perspektiven. Was als Witz, als müde Provokation gegenüber seinem Psychologen beginnt, entwickelt sich schon bald zur fixen Idee. Immer verbissener verfolgt der PR-Mann sein »Projekt«, immer grotesker werden seine Annäherungsversuche. Denn am Ende, so hat Stremmer es sich vorgenommen, soll nichts Geringeres stehen als: Die Erlösung. Zwölf Frauen in zwölf Monaten bedeuten für ihn die »Legitimation« zum Freitod. Das Jahr der Frauen, das sind die amüsant-absurden Notate eines Besessenen. Sex als Sterbehilfe, Flirts im Endzeitmodus mit Judith Butler als Stichwortgeberin. Stremmers irrwitzige Jagd durch Online-Portale, Bars und Schlafzimmer endet jedoch nicht im Frieden leerer Schlaftablettenröhrchen, sondern im Chaos, im blutigen Staub eines afrikanischen Bürgerkriegsstaates. – Der finale, frauenlose Akt? Oder gar ein Neubeginn?“ (Verlagswerbung)
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Robert Prosser
ISBN-13 9783961010097
Erschienen am 15.08.2017
„Robert Prosser schildert intensiv ein fast vergessenes Kapitel der jüngeren Geschichte: Der Jugoslawienkrieg, der die letzte große innereuropäische Flüchtlingswelle in den 1990ern auslöste, dessen drastische Verbrechen bis heute nicht aufgearbeitet sind und weit in die Generation der Kinder der Geflüchteten nachwirken. Anisa flüchtet 1992 aus Sarajewo nach Wien. In den beginnenden ethnischen Säuberungen hat sie ihren Vater zurückgelassen – und wird ihn nie wiedersehen. Auch von ihrem Freund Jovan, einem bosnischen Serben, der zum Militärdienst eingezogen wurde, konnte sie sich nicht verabschieden. Jahrzehnte später reist Anisas Tochter Sara auf den Spuren ihrer Mutter nach Bosnien-Herzegowina.“ (Verlagswerbung)
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Matthes & Seitz, 340 Seiten, 22,00 €
7 Damen, 13 Herren, ein typisches 2:1 Verhältnis für den Buchpreis. Dreimal Suhrkamp, je zweimal Kiwi und Hanser,, aber immerhin siebenmal kleine, unabhängige Verlage. Nun heißt es abwarten, bis am 12. September die Shortlist verkündet wird. Letztes Jahr habe ich fünf der sechs Kandidaten richtig getippt (deshalb durfte ich im Römer dabei sein). Auch dieses Jahr werde ich mich wohl mal an einem Tipp versuchen.
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Euch allen viel Spaß im Vorfeld! Und ja, es wird vielleicht nicht der „beste“ Roman des Jahres gekürt, aber sicher einer, der es verdient, gelesen zu werden. Ich freue mich drauf!
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Bücherherbst hat ein paar spannende Statistiken dazu erstellt
Beitragsbild: von Börsenverein des Deutschen Buchhandels [Public domain], via Wikimedia Commons
Ich habe jetzt „Katie“ beendet und es hat mir wirklich gut gefallen. Ich bin allerdings im Tippen echt eine Niete ? und da es bis jetzt das einzige Buch der Liste ist, dass ich gelesen habe, fehlt mir ein wenig der Vergleich :p als nächstes will ich „Romeo oder Julia“ lesen, wenn es dann erscheint.
Danke für den lesenswerten Blogpost, der gibt wirklich einen guten Überblick ?
Als Krimileser betrachte ich den Buchpreis ja mehr so aus der Ferne. Dennoch haben mich in den letzten Jahren immer wieder Bücher der Longlist gereizt. So war ich z.B. sehr angetan von Matthias Nawrat „Unternehmer“ oder Philipp Winkler „Hool“.
Dieses Jahr bin ich echt skeptisch, ob außer Sven Regener was für mich dabei ist. Vielleicht „Romeo oder Julia“ oder Franzobel. Danke auf jeden Fall für deine Vorstellung, auch wenn mich vieles nicht vom Hocker reißt.
Bin gespannt, ob dich noch etwas überzeugen kann. Der Regener wird auch eine meiner nächdten Lektüren sein. Da freue ich mich sehr drauf. Bei seinen Chancen bin ich eher skeptisch. Ansonsten sprechen mich spontan nur wenige der Titel an. Aber das macht es ja auch spannend.
Liebe Petra,
Lüschers „Kraft“ hat mir ja sehr gut gefallen (ich empfehle es ganz doll, aber natürlich ist solch ein Thema auch Geschmacksache) und ich werde wohl von der Liste noch die zwei anderen gesellschaftspolitisch ausgerichteten Romane lesen: Thomas Lehrs „Schlafende Sonne“ spricht mich sehr an und Robert Menasses „Hauptstadt“.
Ansonsten stimme ich Dir zu: Gut, dass es den Preis gibt und Literatur nun jede Menge mediale Aufmerksamkeit bekommt. Schlecht, dass hauptsächlich die Titel der Longlist, noch mehr dann später die Titel auf der Shortlist, diese Aufmerksamkeit abbekommen, die vielen, vielen anderen Titel aber nicht.
Viele Grüße, Claudia
Liebe Claudia, Menasse und Lehr werde ich mir auch noch genauer anschauen. Der Lüscher ist schon so gut wie gekauft 😉 Liebe Grüße, Petra
Ich stecke grade irgendwo mitten im Roman von Mirko Bonné, nachdem ich „Nie mehr Nacht“ sehr mochte. Hier tue ich mich schwer, was vermutlich einen ähnlichen Grund hat wie bei Dir, ich glaube, es ist grad nicht so ganz mein Thema. Ich habe das Buch aber noch nicht aufgegeben, vielleicht wird es ja noch. Ansonsten interessieren mich die Romane von Marion Poschmann (ich habe bereits einen Roman von ihr gelesen, den ich mochte, wenn ich ihn auch nicht so leicht zugänglich fand – was ja auch nicht so sein muss), „Romeo oder Julia“ und „Das Singen der Sirenen“. Der neue Regener reizt mich auch, ich habe nach der Lehmann-Trilogie nichts mehr von ihm gelesen, obwohl ich großer Fan der Bücher bin. Also durchaus ein paar, die ich lesen möchte, mal schauen, ob und wann ich das schaffe, da ich auch noch einige andere Romane hier liegen habe… alles wie immer 😉 Ich finde die Liste schon interessant – finde ich immer, schauen wir mal, wie es weitergeht mit Shortlist und Preisträger.
Ich finde solche Listen auch immer sehr interessant. Wenn auch natürlich nicht unangreifbar. Und meine Lesevorlieben werden auch oft nicht getroffen. Dieses Mal habe ich tatsächlich noch keinen der Kandidaten gelesen. Trotzdem: spannend!
Unangreifbar ist da wohl schwer möglich 🙂 Aber eine Inspirationsquelle ist die Liste auf jeden Fall, und ich lasse mich gerne inspirieren.
Julia Wolf freut mich sehr. Dieses Buch ist klasse. Auch Lüschers Kraft passt auf die Liste. Preiwuß (den ersten Roman von ihr fand ich mäßig) und Prosser kenne ich von ihrer Lyrik her. Marion Poschmann hat völlig verdient einen Platz. Sie ist eine starke Stimme, sowohl lyrisch als auch in der Prosa. Thomas Lehr werde ich gewiss lesen, ich glaube, er ist auch mein Favorit.
Viele Grüße!
Liebe Marina, vielen Dank für deinen Kommentar und die Tipps. Ich muss zugeben, dass dies seit Jahren die erste Longlist ist, von der ich noch nichts gelesen habe. Regener liegt hier als eine der nächsten Lektüren bereit, Franzobel und Lüscher hatte ich mir zumindest schon vorgenommen, zu lesen. Für mich also eine echte Entdeckungsreise. Mal schauen, was mich noch überreden kann ;). Viele Grüße!