Der August war mein Ferienmonat, ansonsten war er zumindest wettermäßig nicht sehr sommerlich. Das bedeutete sehr wenig Lesezeit unterm Apfelbaum oder in der Sonne, sondern Sofazeit wie im Herbst. Auch im Urlaub wurde recht wenig gelesen, sondern wirklich gereist. Bücher waren auch gar nicht mit dabei, sondern nur mein Tolino. Dennoch eine schöne Lektüre im August 2017.
Und das war drauf:
Olivier Bourdeaut – „Warten auf Bojangles“
Ein zunächst heiterer, leichter, auf den ersten Blick vielleicht sogar eher oberflächlicher Roman, entwickelt dann doch noch eine ganze Menge Tragik. Der französische Publikums- und Verkaufserfolg hat mich durch die Tragik der psychischen Erkrankung der Mutter schließlich doch berührt. Ich war positiv überrascht.
Von Husch Jostens schmalem Roman „Hier sind Drachen“ habe ich hingegen mehr erwartet. Das topaktuelle Thema des Terrorismus, insbesondere islamistischer Prägung, kam mir hier doch ein wenig zu konstruiert und blutleer daher. Wichtige Fragen wurden aber gestellt, deshalb trotzdem lesenswert.
Penelope Fitzgerald ist eine von vielen Autoren geschätzte, in Deutschland viel zu unbekannte britische Schriftstellerin. Das autobiografisch inspirierte „Hausboot auf der Themse“ erzählt von einer kleinen Gemeinschaft von Hausbootbesitzern, die langsam zerfällt. Sehr hübsch, ich bin zumindest neugierig auf weitere Bücher von ihr.
Zadie Smith ist eine von mir sehr geschätzte Autorin. Ich habe nahezu alle Romane von ihr gelesen und schätze sie alle sehr, gerade aufgrund ihrer Vielseitigkeit. London NW ist inspiriert von den Erzähltechniken von James Joyce, multiperspektivisch, viel mit Bewusstseinsströmen arbeitend. Ich fand es großartig, mancher ein wenig sperrig. Swing Time kommt nun viel konventioneller daher, verwendet eine Ich-Erzählerin und liest sich sehr gut. Aber auch das kann Zadie Smith. Lediglich die etwas zu schablonenhafte Popdiva Aimée hat mein Lesevergnügen ein ganz klein wenig geschmälert.
Ein weiterer Autor, von dem ich unbesehen alles lese ist Sven Regener. Der typische Regener Sound ist natürlich auch wieder in Wiener Straße zu lesen. Ein Wiedersehen mit Frank Lehmann, Karl Schmidt und all den anderen. Ich habe mich wie immer köstlich amüsiert.
Birgit Vanderbeke schreibt schmale Romane. Auch sie hat einen typischen „Sound“. Zudem drehen sich ihre Romane immer wieder auch um unschöne Kindheitserfahrungen, familiäre Gewalt. So auch in ihrem neuen Roman, „Wer dann noch lachen kann“, der quasi eine Fortschreibung ihres Buchs „Ich freue mich, dass ich geboren bin“ ist. Trotz des beklemmenden Themas kein düsteres Buch, sondern eines der Hoffnung. Es lässt einen dennoch erschüttert und nachdenklich zurück.
Auch Pierre Lemaitres Buch „Drei Tage und ein Leben“ weiß zu berühren. Die Geschichte eines Zwölfjährigen, der zum Mörder eines kleinen Jungen wird, weiß in den Schilderungen des Mordes und der Seelenpein des Täters zu überzeugen, weniger dann in der „Nachgeschichte“. Insgesamt aber eine lohnende Lektüre.
Der erste „Schwung“ Neuerscheinungen ist mit der Lektüre im August 2017 gelesen. Der Herbst wartet dieses Jahr aber mit einer derartigen Fülle an interessanten Titeln auf, dass der nächste Stapel bereits hier wartet. Ich freue mich drauf!
Pierre Lemaitr“ Drei Tage und ein Leben“ habe ich mit Spannung gelesen. War etwas anderes als sein früherer Roman “ Wir sehen uns dort oben.“ Ich kann aber beide Bücher nur empfehlen.
LG Ruth
Wir sehen uns dort oben möchte ich so lange schon lesen. Immer kommt mir etwas Aktuelles dazwischen. Jetzt von Lemaitre selbst 😉 Aber ich bleibe dran. Viele Grüße, Petra
Ah, „Wiener Strasse“. Regeners neues Buch wär doch glatt an mir vorbeigegangen. Der muss auch noch in mein Regal wandern. Danke!
Sehr gerne! Viel Spaß damit. Ich habe mich sehr gut amüsiert.