Madeleine Prahs – Die Letzten

Sie sind die Letzten in der Hebelstraße 13. Alle anderen haben sich locken lassen von den Angeboten des auf Mietsteigerung durch Kernsanierung spekulierenden Vermieters Thomas Grube. Oder sie haben resigniert, waren den Drohungen und Schikanen nicht länger gewachsen und sind dann doch ausgezogen. Nur drei der einst fünfzehn Parteien sind dem zunehmenden Druck noch nicht gewichen, den Bauarbeiten im Treppenhaus, der unterbrochenen Wasserversorgung, der drohenden Räumungsklage. Madeleine Prahs erzählt in Die Letzten von ihnen.

Vorgestellt werden uns die drei verbliebenen Bewohner von – der Hebelstraße 13. Die Autorin lässt das Haus selbst zu Wort kommen, das wird dem Leser bald klar. Sie macht es zum moderierenden Erzähler, der sich auch an den Leser direkt wendet, ihm von den in ihm wohnenden Menschen erzählt und dafür auch eigene Kapitel erhält.

Die anderen Kapitel sind Karl Kramer, Marina Weber, genannt Jersey und Elisabeth Buttkies gewidmet und jeweils durch die Wohnungsangabe (Erdgeschoss rechts, Dachgeschoss, 2.Stock Mitte) deutlich gekennzeichnet. Die Drei bilden alles andere als eine solidarische Hausgemeinschaft und sind recht eigenwillige Charaktere. Das muss man wohl auch sein, wenn man einer der „Letzten“ ist.

Balkone by Jörg Kantel (CC BY-NC-ND 2.0) on Flickr

Karl Kramer ist Mitte Fünfzig und seitdem er arbeitslos wurde verrichtet er Hausmeistertätigkeiten in der Hebelstraße 13. Geschieden, alleinstehend, brummig, kämpft er um ein wenig Ordnung in dem aufgegebenen Haus. Jersey ist eine recht ziellos durchs Leben treibende Studentin, Tagträumerin, mit der Miete im Rückstand und Alkohol und Drogen zugeneigt und mit der Welt irgendwie im Clinch. Elisabeth Buttkies schließlich ist pensionierte Lehrerin und schwer krebskrank. Auch sie ist nicht gerade sehr umgänglich, ihr Paradies ist der Balkon mit Plastikblumen. So beäugen sich die Drei misstrauisch und ablehnend und es bedarf schon eines spektakulären Ereignisses, dass sie zusammenfinden und Solidarität untereinander empfinden.

Madeleine Prahs schreibt witzig und lakonisch, schreckt auch vor dem einen oder anderen Klamauk nicht zurück, behält aber auch ihr Thema, die „Entmietung“, im Auge. Die Geschichte sprüht nur so vor Ideen, Einfälle und Wendungen. Ab der Mitte allerdings überdreht die Autorin für meinen Geschmack etwas. Der Handlungsverlauf wird sehr schräg und auch nicht mehr glaubwürdig. Dabei ist die Idee, das Haus tatkräftig in das Geschehen eingreifen zu lassen, durchaus gelungen. Ein bisschen weniger wäre hier aber durchaus mehr gewesen. Unterhaltsam und spaßig ist das Buch aber auf jeden Fall.


*Werbung*

Aufgrund nicht geklärter Rechtslage in Bezug auf Links zu Verlagsseiten möchte ich, da ich euch diese Informationsquellen nicht vorenthalten will, in Zukunft diese unter *Werbung* aufführen. Ich möchte aber betonen, dass die Rezensionen wie immer völlig unabhängig in eigener redaktioneller Verantwortung verfasst wurden, keinerlei Aufforderungen des Verlags zur Verlinkung vorliegen, oft sogar noch nicht einmal ein Rezensionsexemplar. Danke für euer Verständnis!

Madeleine Prahs - Die Letzten

 

 

Madeleine Prahs – Die Letzten

dtv August 2017, gebunden, 304 Seiten, 21,00 €

 

 

 

Siehe auch: Madeleine Prahs – Nachbarn

Beitragsbild: links/rechts by Martin Abegglen (CC BY-SA 2.0) on Flickr

Ein Gedanke zu „Madeleine Prahs – Die Letzten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert