Die Romane von Volker Kutscher aus dem Berlin der Zwanziger und Dreißiger Jahre rund um den Kriminalkommissar Gereon Rath und Charly Ritter sind mittlerweile fast ein wenig Kult, nun erscheint Moabit. Seit diesem Frühjahr gibt es zusätzlich zu den mittlerweile erschienenen sechs Bänden eine von Arne Jysch illustrierte Graphic Novel von „Der nasse Fisch“ und die gerade angelaufene Fernsehserie „Babylon Berlin“, die auf den Büchern beruht, zeichnet als die bislang teuerste Fernsehproduktion und erlangte gewaltige Medienaufmerksamkeit obwohl sie bislang nur auf dem Bezahlsender Sky läuft.
Vor Kurzem erschien nun noch ein besonderes Schmankerl, das sich besonders für Neueinsteiger wie mich lohnt, ist es doch so etwas wie ein Prequel zu den schon veröffentlichten Bänden. Zudem ist es ein besonderes Schmuckstück, Teil der von Kat Menschik illustrierten Reihe, die bisher persönliche Lieblingswerke wie Romeo und Julia von William Shakespeare und andere bekannte Klassiker umfasst, und das eigens für diesen Zweck geschriebene „Moabit“. Es ist ein wahres Schmuckstück, dem man die Liebe der Illustratorin zu Kutschers Werk und die enge Zusammenarbeit mit der Verlagsherstellung bei Schrifttypen, Papierqualitäten, Einband und Layout anmerkt. Während der diesjährigen Litblogconvention in Köln durfte ich in einem Workshop einiges darüber erfahren und in den zur Auswahl stehenden Materialien „blättern“.
Nun liegt das Ergebnis vor und es ist wunderschön geworden. Ganz in Blau-, Orange- und Brauntönen gehalten, kleinformatig mit dreiseitigem Farbschnitt, edlem Leineneinband und den genialen Illustrationen von Kat Menschik, die ein wenig an Linolschnitte erinnern und nicht nur Szenen aus dem Buch visualisieren und die Protagonisten vorstellen, sondern auch ein wenig wie in einem zeitgenössischen Magazin für allerlei Produkte der damaligen Berliner Welt werben.
Das Büchlein ist so hübsch geworden, dass man über der Begeisterung für seine Optik und Haptik fast ein wenig den Inhalt vergessen könnte. Was absolut ungerecht wäre. Denn auch wenn es nur ein kurzer Text ist, ist er doch, gerade für den Einstieg, sehr gut gelungen. Gereon Rath spielt darin allerdings keine Rolle. Vielmehr wird eine Episode aus Charly Ritters Vergangenheit erzählt, und zwar von drei verschiedenen Personen. Drei Perspektiven, die sich einander annähern, sich überschneiden und das Geschehen zu seinem dramatischen Höhepunkt treiben. Einem Ereignis, das Charlys Leben für immer prägen wird und das sie nicht zuletzt zur Berliner Polizei stoßen lässt, zunächst als Schreibkraft.
Zu Beginn ist Charly aber noch Lotte, die brave, gerade jüngst mit Abitur ausgestattete Tochter von Oberaufseher Ritter im Gefängnis Moabit. Dort wartet der Berufsverbrecher und Chef des in allerlei unsaubere Geschäfte verstrickten Ringvereins Berolina Adolf Winkler, „der Schränker“, auf seine bald anstehende Entlassung. Eines Abends verhindert Ritter nur durch Zufall einen Mordanschlag auf Winkler. Wer will diesen beseitigen lassen? Was erfahren die beiden voneinander bei einem Treffen in der Kneipe „Bei Matilde“? Und was hat Charly beobachtet?
Es ist nicht unbedingt spektakulär, was auf den 85 bebilderten Seiten erzählt wird, auch ein wenig vorhersehbar. Aber es ist gut und spannend geschrieben und gekonnt konstruiert.
Mir macht es auf jeden Fall Lust, mir endlich mal die Graphic Novel „Der nasse Fisch“ vorzunehmen. Und dann vielleicht noch den Rest der Gereon Rath-Reihe. Seine Funktion, neugierig zu machen, hat „Moabit“ auf jeden Fall erfüllt. Und wunderschön ist es ja eh.
Ich glaube, in Sachen Krimis greife ich eher auf diese Empfehlung zurück 😉 Grüße und bis bald mal wieder!
Ich muss die Reihe unbedingt mal weiterlesen. „Moabit“ werde ich mir aber vorher gönnen. Da gehört es chronologisch ja auch hin. 😉 Seit „Babylon Berlin“ hat mich das Berlin der 20er Jahre irgendwie voll in den Fängen. Gestern ist ja die zweite Staffel gestartet. Wenn man es nicht wüsste, man würde nie glauben, dass das eine deutsche Produktion ist. Bisher eine wirklich fantastische Serie!
Du machst mich neugierig. Ich muss aber wohl noch bis nächstes Jahr warten. Sky haben wir nicht. Aber bis dahin habe ich dann aber auch die Bücher (hoffentlich) gelesen.
Ich habe Sky auch nur wegen Fußball. Mir ist erst letztens aufgefallen, dass ich aber mit dem Paket auch „Babylon Berlin“ sehen kann. Glück muss der Mensch haben. 😀 – Das Warten wird sich definitiv für Dich lohnen. Schönen Abend noch! LG Stefan
Danke, dir auch. Viele Grüße!
Die Reihe lohnt sich! Viel Spaß damit, ich mag die Bücher um Gereon Rath sehr!
Ich habe hier denn Nassen Fisch als Graphic Novel, darauf freue ich mich als Einstieg sehr. Muss aber noch ein wenig warten. Viele Grüße!