Er nennt sich Vernon Subutex – nach jenem starken Schmerzmittel, das auch zur Behandlung von Drogenentzugserscheinungen oder – missbräuchlich – als Ersatzdroge verwendet wird, und das in Frankreich, wo es deutlich leichter zu beziehen ist, jeder kennt. Drogen spielen auch im Roman von Virginie Despentes um „Das Leben des Vernon Subutex“ eine große Rolle. Und kaum eine Besprechung des Romans kommt ohne eine ausgiebige Beschreibung des außergewöhnlichen Vorlebens seiner Autorin daher.
Mit 17 wurde Despentes als Tramperin brutal vergewaltigt, war Mitglied einer Punkband, arbeitete als Schallplattenverkäuferin und zeitweise als Prostituierte und war einst unterwegs in jener Subkultur, aus der auch zahlreiche ihrer Romanfiguren stammen. Bereits mit ihrem Debütroman „Baise-moi“, der 1993 erschien, war sie sehr erfolgreich, aber auch skandalumwittert: Die Gewalt- und Sexorgie, die als Rachefantasie an Männern und Gesellschaft gelesen werden kann, löste viele Diskussionen aus, ihre Verfilmung 2000 durch die Autorin selbst, durfte in Frankreich nur in expliziten Pornokinos gezeigt werden.
Die LeserIn ist also gewarnt, allzu zimperlich darf man beim Lesen wohl nicht sein. Beinahe hätte mich das alles von der Lektüre dieses wirklich großartigen Werks abgehalten. Zum Glück gab es einige dringliche Empfehlungen, besonders auch die lebhafte und spannende Vorstellung der Romane durch die deutsche Lektorin von Despentes, Viola Hefer, auf der diesjährigen LitBlog Convention gab dann den Ausschlag, mich an die beiden bisher erschienenen Romane heranzuwagen.
Der Beginn ist bereits ein Abschied.
„Das Leben ist oft ein Spiel in zwei Sätzen: Im ersten schläfert es dich ein und lässt dich glauben, dass du führst, und im zweiten, wenn du entspannt und wehrlos bist, serviert es dir seine Schmetterbälle und macht dich alle.“
Vernon Subutex, einst erfolgreicher Plattenhändler im „Revolver“, den „tout Paris“, oder zumindest alle Rock- und Pop-Begeisterten der näheren und weiteren Umgebung kannten, Liebling der Frauen, von denen keine ihn lange halten konnte, Drogen, Alkohol und Partys alles andere als abgeneigt, ein Sunnyboy mit wenig Neigung zu einer allzu bürgerlichen Existenz und doch in vermeintlich gesicherten Verhältnissen lebend, steht vor einem persönlichen Abgrund. Im Zuge der lange Zeit nicht wirklich ernstgenommenen Veränderungen durch die Digitalisierung im Musikbusiness musste auch Vernons Laden eines Tages dichtmachen. Immer weniger Vinylscheiben gingen über den Ladentisch, in CDs zu investieren, kam nicht in Frage und das aufkommende Internet tat sein Übriges. Zunächst kam Vernon mit dem Verkauf seiner Restbestände und eigener Sammelstücke über ebay gut zurande. Gelegenheitsjobs und schließlich der Gang zum Jobcenter waren weitere Stationen. Aber nun kommt es knüppeldick. Nicht nur wurden ihm das Arbeitslosengeld gestrichen und damit die letzte regelmäßige Zahlung. Vernon muss nicht nur von seinem bisherigen Lebensstil Abschied nehmen, sondern immer häufiger auch von alten Weggefährten. „Mit Bertrand fing es an. Krebs.“ Es folgten Jean-No, Pedro und jetzt Alex Bleach, erfolgreicher Popstar und Freund Vernons. In den letzten Monaten war er derjenige, der ihm die Miete zahlte. Nun ist er tot. Überdosis oder Selbstmord? Man weiß es nicht genau, aber fehlende Mietzahlungen bedeuten Zwangsräumung.
Zunächst nimmt es Subutex noch recht gelassen, seine Freundesliste ist lang und mit ein wenig Zuhilfenahme von Facebook, Whatsapp und Co. lassen sich immer wieder neue Schlafmöglichkeiten für ihn finden, ohne die Wahrheit seiner Obdachlosigkeit zu offenbaren. Und die beherbergenden Damen sind oft auch nicht abgeneigt…
So hüpft Vernon von Couch zu Couch und wir lernen eine ganze Reihe seiner alten Freunde kennen. Da sind zum Beispiel seine alten Kollegen von der Punkband „Nazi Whores“, alle wie Vernon mittlerweile auf die 50 zugehend. Emilie, die Bassistin, ist lange schon im Bürgerlichen angekommen, bekleidet eine Stelle im Öffentlichen Dienst und
“ (…) ist pingelig geworden in Sachen Sauberkeit. Früher war ihr das total egal. Heute könnte sie wegen ein paar Krümeln unter dem Tisch oder Kalkspuren am Wasserhahn zur Mörderin werden.“
Patrice, einst marxistischer Hell´s Angel, schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch und zuhause immer wieder auch seine Frau.
Xavier hatte als Drehbuchschreiber einen einzigen großen Erfolg und lebt seitdem mehr oder weniger vom Vermögen seiner Frau Marie-Ange. Er war schon immer „ein rechter Hund“, mittlerweile kann er seine Wut und Aggressionen auf Migranten und andere Randgruppen aber nur noch schwer beherrschen.
Da unterscheidet er sich kaum von Loïc und Noël, die, eine ganze Generation jünger, aber nicht weniger wütend, zur identitären Bewegung tendieren und Xavier, eher aus Versehen, fast totschlagen.
Sylvie, einst Geliebte von Alex, nun im gehobenen Bürgertum angekommen, ist Vernons Anwesenheit besonders zugetan und nimmt ihm sein Verschwinden nach einer heftigen Affäre besonders übel.
Kiko, koksender Trader, der im Geld zu schwimmen scheint, nimmt Subutex gerne in seinem Loft auf, wo dieser bei ausschweifenden Privatpartys als DJ auflegt. Als er sich aber an Kikos Freundin Marcia, die bildschöne brasilianische Transexuelle, heranmacht, fliegt er auch hier raus.
Irgendwann landet er dann endgültig auf der Straße.
Vorher treffen wir mit ihm noch eine schillernde Schar von Pornostars und –sternchen, eine Tätowiererin und einen sexistischen Filmproduzent, der wie eine Mischung aus Dominique Strauss-Kahn und Harvey Weinstein daherkommt und der für die sich noch entwickelnde „Krimi“handlung eine tragende Rolle spielen wird.
Jede Figur steht mal im Mittelpunkt einer der Episoden, aus denen Virginie Despentes „Das Leben des Vernon Subutex“ zusammensetzt. Aus den dissonanten Stimmen entsteht so eine Art Sozialpanorama, das neben dem Hauptthema, dem sozialen Abstieg aus der Mittelschicht, der zurzeit ganz Europa, wenn nicht gar den ganzen Westen als omnipräsente Möglichkeit zu paralysieren scheint, eine ganze Reihe von anderen gesellschaftlichen Ängsten und Bedrohungen abbildet.
Virginie Despentes bemüht sich aber nicht um einen möglichst repräsentativen Bevölkerungsquerschnitt, (deswegen greift meiner Meinung auch der oft geäußerte Vergleich mit Balzacs breiten Gesellschaftsstudien nicht.) Despentes Personal gehört einer gewissen Pariser Subkultur an, die auch der Autorin vertraut ist. Jede Menge Sex, Drugs und Rock´n Roll, und auch wenn einige der Protagonisten mittlerweile im halbwegs Bürgerlichen angekommen sind, so wird doch immer noch unverhältnismäßig viel gekokst, finden immer noch jede Menge Orgien statt, sind die Personen viel zu schräg und schillernd, um repräsentativ zu sein. Das hat mich anfangs ein wenig gestört, aber bald merkt man, dass viele Probleme dieselben sind wie bei Herrn und Frau „Jedermann“.
Da sind die Enttäuschungen, die sich in der Lebensmitte breitmachen. Die in den 60er und 70er Jahren groß gewordenen stehen einer Welt gegenüber, deren Werte und Rituale ihnen zunehmend fremd werden.
„Dann begreift er, dass es keine Frage der Erziehung ist. In seiner Jugend erwartete man von den Kindern, dass sie soziale Wesen werden, fähig zur Anteilnahme. (…) Aber inzwischen gibt es Facebook und die Generation der Dreißigjährigen besteht aus egozentrischen Psychopathen an der Grenze zur Demenz. Brutaler Ehrgeiz, frei von jedem Gedanken an Legitimität.“
Wir hören den oft wütenden, manchmal resignierten Tiraden derer zu, die sich irgendwie, ein Modewort, „abgehängt“ fühlen. Das sind aber keineswegs nur diejenigen, denen das Alter im Nacken sitzt und die dem Scheitern ihrer Lebenspläne und –träume zusehen müssen. Das ist auf die eine oder andere Weise nahezu jeder. Und in vielleicht noch viel größerem Ausmaß jene jüngere Generation, denen, auch durch die neuen Medien, immer wieder vor Augen gehalten wird, wie ihr Leben aussehen könnte oder auszusehen hat. Denen von klein auf vorgegaukelt wird, ihnen stünde alles offen. Und die ihr Scheitern und ihren Frust dann gerne anderen in die Schuhe schieben möchten. Dazu taugen immer weniger die gesellschaftlichen Zwänge – die Botschaft in den Populär-Medien ist klar: Du kannst sein, wer immer du sein willst -, und immer weniger „die da oben“, die man wegen ihres Lebensstils bewundert, beneidet, aber auch nachstrebt. Andere Zielgruppen müssen her: Migranten, Asylanten, Homosexuelle, Juden, „Gutmenschen“ – man kennt die Zielgruppen ihres Hasses.
Die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen in der Gesellschaft Frankreichs – und natürlich nicht nur in Frankreich – sind enorm. Im Nachbarland sind die Auswirkungen davon vielleicht nur schon etwas früher und heftiger zu merken gewesen als bei uns. Und deshalb klingt sehr vertraut, was Sélim, den integrationswilligen Uniprofessor umtreibt:
„Er liebt dieses Land bis zum Wahnsinn. Die Schulen, die sauberen Straßen, das Eisenbahnnetz, die unmögliche Rechtschreibung, die Weinberge, die Philosophen, die Literatur und die Institutionen. Aber die Franzosen um ihn herum leben nicht mehr in dem Frankreich, das ihn so begeistert. Sie leiden. Man weiß nicht recht, was die Lieblingskinder Europas so quält. Vielleicht fehlt ihm hier wirklich ein Teil der kollektiven Erinnerung.“
Dieses Ungenügen, diese Unzufriedenheit mit einem im weltweiten Vergleich bestens funktionierenden Staat ist hier nicht anders als bei uns in Deutschland, in Großbritannien oder Dänemark. Und deshalb ist Vernon Subutex trotz allem typisch französischen Flair und viel Pariser Atmosphäre eben nicht nur ein Roman über Frankreich. Ängste sind vielleicht verständlich, aber es gilt, sie nicht auf die Falschen zu projizieren. Dass da einiges schief läuft, merken wir am Rechtsruck, der durch die ganze Welt zu gehen scheint. Und vor dem keine Gesellschaftsschicht gefeit zu sein scheint.
„Ihr Sohn ist rechts. Zuerst dachte sie, das sei nur, um sie zu ärgern, aber dann musste sie sich damit abfinden: Intelligente junge Leute sind nicht mehr grundsätzlich links.“
„Heutzutage verachtet jeder die Uniprofessoren. Die Intellektuellen. Leute wie ihn.“
Sélim, vor vielen Jahren aus Algerien eingewandert, linksliberal, aufgeklärt und anscheinend bestens integriert, muss erfahren, dass all seine Integrationsbemühungen in die französische Gesellschaft nur bedingt erfolgreich waren. Seine Frau Faïza verlässt ihn („Frauen wollen keine Weicheier“, und driftet danach als „Vodka Satana“ in die Pornoszene ab; vielleicht ein wenig zu spektakulär) und Tochter Aicha, bekennt sich zum Entsetzen des Vaters zum strengen Islam. So sieht misslingende Integration aus.
„Keine Parallelgesellschaft! Aber es kommt immer der Moment, wo man seinen Vornamen schreiben muss – Anti-Sesam-öffne-dich, mit dem die Wohnung besetzt, die ausgeschriebene Stelle vergeben, das Terminbuch des Zahnarztes zu voll ist. Sie sagen, integriert euch, und zu denen, die es versuchen, sagen sie, ihr sehr doch, dass ihr nicht zu uns gehört.“
Und so geraten die neuen Rechten schon wieder ins Träumen:
„Die alte Welt ist erledigt! Warum soll man Leute ausbilden, die auf dem Arbeitsmarkt keiner mehr braucht? Der nächste Aufruf an die Völker Europas ist ein Aufruf zum Krieg. Für den Krieg muss niemand Literatur und Mathe lernen. Das würde die Wirtschaft wieder in Gang bringen! Ein Krieg. Aber gebildete Arbeitslose – ganz ehrlich, was für ein Schwachsinn.“
Und unsere Eliten? Was fällt denen dazu ein?
„Von der herrschenden Elite scheint niemand zu begreifen, dass man dringend den Rückwärtsgang einlegen müsste. Im Gegenteil, es sieht so aus, als wären sie geradezu scharf drauf, möglichst schnell in den Abgrund zu rasen.“
In rauer, derber Sprache lässt Virginie Despentes in personaler Erzählperspektive ihre Figuren zu Wort kommen, ihre Ängste aussprechen. Sie tut das mit bitterem Witz, scharfsinnig, pointiert, ungeschönt und authentisch. Dadurch kommen ihre sozialpolitischen Erkenntnisse auch niemals lehrbuchhaft daher. Zumal die Krimihandlung um von Alex Bleach kurz vor seinem Tod gemachte Videoaufzeichnungen, die sich im Besitz von Vernon Subutex befanden, von „der Hyäne“, einer lesbischen Privatdetektivin mit Spezialgebiet Cybermobbing im Auftrag von Filmproduzent Dupalet gestohlen, dann aber wieder der Gruppe um Subutex zugeführt wurden, im zweiten Teil enorm an Fahrt gewinnt. Enthüllungen daraus werfen auf den Tod von Alex und dem von Vodka Satana viele Jahre zuvor ein ganz neues Licht.
Zunächst einmal befindet sich Vernon aber zu Beginn des zweiten Teils in einem Fieberdelir auf einer Parkbank auf den Buttes-Chaumont, die seine neue Heimat werden soll. Hier versammeln sich nach und nach seine Freunde und Bekannte aus dem ersten Teil. Einige plagt das schlechte Gewissen, Subutex vor die Tür gesetzt zu haben, andere finden hier so etwas wie eine Ersatzfamilie. Ein wenig wie im Fieberdelir des Beginns beginnt sich hier eine Art Utopie zu verwirklichen, ein kleines Paradies. Alte Freunde und neue Bekannte aus der Obdachlosenszene treffen sich im Park oder im „Rosa Bonheur“, man redet, hört Musik, isst, trinkt – fast schon ein wenig zu schön, um wahr zu sein. Der Sarkasmus versteckt sich gut, ist aber spürbar.
Insgesamt ist der zweite Teil deutlich gelassener als der erste, auch in der Sprache, deutlich weniger provokativ. Das tut dem Text in meinen Augen gut. Er wird dabei eher noch politischer. Auch hier geht es um die Dinge, die schleichend, aber schmerzhaft aus der Gesellschaft verschwinden – Mittelstand, soziale Sicherheit, Zuversicht, Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Optimismus -, und das, was statt dessen folgt – Egoismus, Kälte, Zynismus. Ein Teil der Betroffenen flüchten sich in Arbeit, Drogen, Alkohol, Porno oder Social Media, ein anderer in den Hass auf „das Fremde“. Deutlicher als im ersten Teil steht hier in „Vernon Subutex 2“ eine Botschaft, und zwar die des Miteinanders (auch wenn sie leicht sarkastisch und nie explizit ausgedrückt wird). Standen im ersten Teil die Beziehungen der Figuren zu Vernon Subutex im Mittelpunkt, so tritt dieser hier fast ganz in den Hintergrund. Er ist anwesend, aber ziemlich verstummt. Das Beziehungsgeflecht all der Personen, die man mittlerweile fast liebgewonnen hat (obwohl auch so mancher Kotzbrocken darunter ist), bildet den Schwerpunkt. Im dritten Teil, so Lektorin Viola Hefer, rückt der Focus wohl noch ein Stückchen weiter fort. Ein interessantes Verfahren, das neugierig macht.
Aber auch sonst möchte man natürlich unbedingt wissen, was es jetzt wirklich mit den Todesfällen auf sich hat. Und was wird, aus Vernon, Xavier, Patrice, Aicha und der Hyäne. Und natürlich auch der Gesellschaft – in Frankreich und anderswo.
Das Leben des Vernon Subutex 3 von Virginie Despentes erscheint am 7. September. Ich kann es kaum erwarten.
Eine weitere Besprechung von Vernon Subutex 1 findet ihr auf den Grauen Sofa.
Beitragsbild: Butte Montmatre vue depuis la butte Bergeyre by By Mbzt [CC BY-SA 4.0], from Wikimedia Commons
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VIRGINIE DESPENTES – Das Leben des Vernon Subutex 1
Aus dem Französischen von Claudia Steinitz
Kiepenheuer&Witsch August 2017, 400 Seiten, gebunden, 22,00 €
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VIRGINIE DESPENTES – Das Leben des Vernon Subutex 2
Aus dem Französischen von Claudia Steinitz
Kiepenheuer&Witsch Februar 2018, 400 Seiten, gebunden, 22,00 €
Ich habe aufgrund der vielen Lobeshymnen tatsächlich den ersten Teil gelesen, aber ich war, ehrlich gesagt, nicht so begeistert. Klar, die Analyse besticht durchaus und den Ton ist erfrischend unkonventionell. Aber den Plot fand ich irgendwie nicht überzeugend. Immer findet Subutex noch einen Unterschlupf, der sich für mich aber irgendwann kaum großartig von vorherigen unterscheidet. Wie du schon schreibst, kein Querschnitt, alles ehemalige Rebellen, Künstler etc., die sich längst mit ihren Leben im Bürgertum abgefunden haben. Ich empfand es zunehmend als redundant.
Dass sich das Lebensumfeld und der Lebensstil der meisten Protagonisten ähnelt, hat mich zumindest anfangs auch gestört, schien mir aber, da es sich um ein Freundesnetzwerk handelt, plausibel und mit der Zeit, anders als bei dir, war das dann kein Problem mehr.
Sehr tolle Rezension, auch ich freue mich sehr auf das Erscheinen des 3. Teils. Besonders reizt mich die politische/soziale Aktualität, die Despentes so gekonnt mit der Einzelschicksalen und der Sub-Kultur verknüpft. Es wirkt einfach kein bisschen aufgesetzt oder belehrend. Einfach herrlich!
Danke. Ich habe ziemlich lang gezögert, mit der Reihe zu beginnen, bin aber jetzt auch sehr begeistert. Freuen wir uns zusammen auf Teil 3. Viele Grüße, Petra
Liebe Petra,
ich habe den zweiten Band – immer noch – ungelesen hier stehen. Freue mich aber nach deiner Besprechung umso mehr auf die Lektüre. Und bis zum dritten Teil im September brauchen wir nun ja auch nicht mehr allzu lang zu warten. Da hat die Lektorin tatsächlich ganz schön neugierig gemacht. Und spannend wird ja vor allem sein, wie sich der dritte Band dann auch von seiner „Machart“ her von den anderen wiederum unterscheidet.
Meine Leseeindrücke des ersten Teils liegen nun schon eine Weile zurück (eigentlich müsste man sie alle drei noch einmal hintereinander lesen). Trotzdem: ich stimme dir sehr zu, dass Virginie Despantes nicht so sehr einen Querschnitt der gesamten französischen Gesellschaft zeigt, sondern mehr die Entwicklungen in einer Nische der Gesellschaft, auch wenn es hier durchaus große wirtschaftliche Unterschiede gibt. Was mich aber so besonders betroffen gemacht hat, ist, dass sich die Kinder der Protagonistengeneration so sehr vom Fundamentalen der verschiedenen Ausprägungen angezogen fühlen. Ich meine mich zu erinnern, dass keins der Kinder für liberale Werte eintritt. Das ist schon ziemlich erschreckend für die Zukunft – selbst wenn hier mehr eine Subkultur gezeigt wird.
Viele Grüße, Claudia
Liebe Claudia, vielen Dank für Deine Worte. Schade, dass wir uns auf der LitBlog so spät erst entdeckt haben, du warst ja anscheinend auch bei der Despentes-Session. Ja, der letzte Punkt, den du ansprichst, ist tatsächlich ein wenig erschreckend. Da haben wir in der Elterngeneration anscheinend einiges versäumt. Ich kenne allerdings auch sehr viele auf dem Gebiet sehr sensible junge Menschen, vor allem bin ich froh, dass meine drei Kinder immun gegen den Trend zu sein scheinen, wüsste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Generell ist aber schon ein Trend fort von unbedingter gesellschaftlicher Solidarität und demokratischer Verantwortung zu spüren. Da gilt es, entgegenzuwirken. Bin auch sehr gespannt auf Teil 3 der Subutex-Reihe! Liebe Grüße, Petra