Bill Beverly – Dodgers

Bill Beverly – Dodgers – East ist gerade mal fünfzehn, aber schon gut im Geschäft. Als Aufpasser für eines der Drogenhäuser im (fiktiven) heruntergekommenen Stadtteil „The Boxes“ in Los Angeles zuständig, ist er „Chef“ der anderen Jungs, die die Geschäfte am Laufen halten und Schmiere stehen, um rechtzeitig vor der Polizei zu warnen. Er ist mit Drogenboss Fin verwandt, Blut von seinem Blut, man vermutet sogar, er sei sein Sohn.

Deshalb bekommt er auch noch eine Chance, nachdem „sein“ Haus eines Tages bei einer Razzia auffliegt. Mit drei anderen der Jungs soll er in Wisconsin einen Auftrag erledigen. Ein Richter, der als Belastungszeuge für Fin gefährlich werden könnte, soll beseitigt werden. Über 2000 Meilen in einem Transporter quer durch die Staaten, ausstaffiert als Dodgers-Fans, damit sie nicht so auffallen. Der älteste der Jungen ist 20, hat ein abgebrochenes Studium hinter sich und hält sich auch sonst für etwas Besseres. Dieser Michael Wilson gefährdet das Unternehmen bereits in Las Vegas, weil er dort mal so richtig auf die Pauke hauen will. Es kommt zum Streit und die anderen drei fahren ohne ihn weiter.

Der dicke Walter und Easts kleiner Bruder Ty sind nun seine Weggenossen. Der dreizehnjährige Ty zeigt Züge eines psychopathischen Killers, eiskalt, völlig frei von jeglichen moralischen Bedenken, leicht autistisch. Überhaupt verstören die Jungen hinsichtlich ihres Alters, manchmal mag man gar nicht wirklich glauben, wie jung sie noch sind. Aber man weiß von diesen Ghettokids, vernachlässigt, ohne irgendwelchen Rückhalt und ohne Perspektiven, auch aus den Büchern von Richard Price beispielweise („Clockers“) oder aus Serien wie „The Wire“.

Und so ziehen die drei ihren Auftrag durch. In der „Heimat“ werden unterdessen die Karten neu gemischt, denn auch Fin ist aufgeflogen.

Bill Beverlys Debüt wurde beim Erscheinen 2016 gleich mit zwei Golden Daggers ausgezeichnet. „Dodgers“ ist weniger ein Kriminalroman, denn hier wird nicht ermittelt und auch eine Verfolgung der jugendlichen Täter findet in der Form nicht statt, auch wenn sie natürlich auf der Flucht sind. Das Buch verbindet vielmehr eine Art Coming-of-Age-Story mit Momentaufnahmen zum Zustand der USA, und das alles natürlich mit Thrillerelementen. Es bleibt dicht an der Person des East dran, erzählt präzise, spannend und atmosphärisch dicht. Dabei verzichtet es ebenso auf gängige Klischees wie auf jegliche übertriebene Action. Durch die lange Strecke, die die Jungen in ihrem Transporter unterwegs sind, bekommt das Ganze eher etwas kammerspielartiges, wozu auch die Spannungen zwischen den beiden Halbbrüdern, die wenig mehr als dieselbe Mutter gemeinsam haben, beitragen. Der Text nimmt sich Zeit, was ihm aber keineswegs schadet.

Bill Beverly ist ein Autor, den man sich merken muss.

 

Beitragsbild: Wisconsin Barn Public domain via Picryl

Weitere Rezensionen könnt ihr nachlesen bei Zeichen & Zeiten, beim Leseschatz und Booksnotdead

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Bill Beverly - Dodgers.

Bill Beverly – Dodgers

aus dem Amerikanischen von Hans M. Herzog

Diogenes September 2018, Hardcover Leinen , 400 Seiten, € 24,00

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