Hier folgt der zweite Teil vom Rückblick auf mein Lesejahr 2018, auf die besuchten Lesungen. Ich bin eine passionierte Besucherin von Lesungen und Veranstaltungen rund um Buch und Autoren. Nicht immer sind diese wirklich gelungen, erhellend, unterhaltsam. Manchmal stimmt der Moderator nicht oder hat einen schlechten Tag, manchmal ist die Autorin/der Autor nicht so sympathisch wie erhofft oder die Räumlichkeiten passen nicht. In den allermeisten Fällen aber bringt mir eine solche Veranstaltung sowohl das Buch als auch die Autorin/den Autoren näher, beantwortet Fragen oder stellt diese ganz neu. Und, ich gebe es zu, ich gehöre auch zu den Buchnerds, die sich am Ende Bücher signieren lassen. Ich habe schon Unmengen davon zuhause und wenn ich eines davon aufschlage, dann ist mir der Moment der Signatur, der Lesung, des Lesens selbst wieder ganz nah. Unzählige nette, überraschende, unvergessliche Momente mit Autoren sind dadurch entstanden.
Auch im vergangenen Jahr habe ich wieder fleißig Lesungen besucht. Aber während 2018 ein Jahr der ganz großen Namen war (Jonathan Safran Foer, Paul Auster, Arundhati Roy, Zadie Smith, Colson Whitehead), fehlten diese 2018. Was aber meiner persönlichen Bilanz keinen Abbruch tut.
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Die erste Lesung des Jahres war zugleich die merkwürdigste. Adam Haslett las in der Frankfurter Romanfabrik. „Stellt euch vor, ich bin fort“ wurde in der englischsprachigen Presse «atemraubend» genannt, «überwältigend und herzzerreißend», wurde als «Literatur höchsten Ranges» gefeiert und für den Pulitzer Preis, den National Book Award und den National Book Critics Circle Award nominiert. Auch die deutsche Presse besprach den Roman sehr positiv. Dennoch fanden nur gut zwei Handvoll Leute den Weg hierher. Was der Güte des Gesprächs mit Moderator Jan Wilm keinen Abbruch tat, mir aber für den Autor mehr als leid tat. Immerhin führte das zu einem kurzen persönlichen Gespräch (und der Zuspruch in anderen Städten war wohl auch wesentlich größer). Der Autor sprach sehr offen über den autobiografischen Hintergrund dieser Familiengeschichte unter dem Schatten der Depression. Ein absolut empfehlenswertes Buch!
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Die unvergesslichste Lesung des Jahres fand im Rahmen der LitCologne statt. Michael Chabon las aus und sprach über seinen großartigen Roman „Moonglow„. Wie immer wunderbar moderiert von Bernhard Robben und in den deutschen Passagen von Schauspieler Sylvester Groth perfekt umgesetzt, meinte das Kölner Volkstheater am Rudolfplatz, den Saal auf die Minute genau räumen zu müssen. Was genau dahinter steckte, wurde nicht recht klar, aber einer der Menschen dort schmiss sowohl die drei Prominenten auf der Bühne als auch den vollbesetzten Saal Punkt 22 Uhr hinaus. Was bei dem schwer echauffierten Groth zu dem herrlichen Vorschlag führte, die Lesung im Foyer zu beenden. Gäste und Chabon/Robben/Groth teilten sich daraufhin die Treppe und rutschten zusammen. Chabon ließ sich auch nicht davon abhalten, ausgiebig zu signieren. Danke für diesen wunderbar improvisierten Abschluss.
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Ein weiteres Event der LitCologne zog wahre Menschenmassen in den Kölner Musical Dome. Innerhalb von Minuten war die Lesung von Joachim Meyerhoff ausverkauft. Allein auf der Bühne, hatte der sein Publikum von Beginn an fest im Griff. Ich bin kein Freund solcher Großveranstaltungen, aber ein toller Abend war es dennoch.
Leipziger Buchmesse 2018
Arno Geiger, Kristine Bilkau, Hans-Joachim Schädlich und Eshkol Nevo durfte ich auf der Leipziger Buchmesse erleben. Das eindrücklichste Erlebnis war aber der Abend mit Fernando Aramburu. In der restlos überfüllten Alten Nikolaischule las er aus seinem großartigen Roman „Patria„. Ein wunderbarer Zufall ließ mich direkt neben meiner Bloggerkollegin Romy von Travelwithoutmoving stehen und über Nacht kam der Schnee.
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Mehr durch Zufall führte mich die Nacht der Museen in Frankfurt zu einer Lesung von Jan Costin Wagner aus „Sakari lernt durch Wände zu gehen“. Der Autor ergänzte seine Lesung durch selbst komponierte und am Klavier begleitete Musik. Ein ganz überraschender, aber sehr schöner Abend.
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Im Frankfurter Literaturhaus stellten Ralf Rothman, Nino Haratischwili und Jennifer Egan ihre jeweils neuesten Romane vor. Sehr positiv überraschte mich dabei der überaus sympathische Rothmann, den hätte ich mir viel unzugänglicher vorgestellt. Auch Jennifer Egan konnte mich zwar nicht mit „Manhattan Beach„, aber durch ihre herzliche, kluge Art bezaubern. Zu der von so vielen verehrten Nino Haratischwili habe ich weder durch das Buch noch durch den Abend einen Zugang gefunden.
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Besonders gefreut hat mich, dass es dieses Jahr zwei sehr prominente Lesungen in meiner Nachbarschaft, im mittelhessischen Dillenburg, zu besuchen gab. Die dortige Buchhandlung Rüberzahl lud Gert Loschütz (Ein schönes Paar) und Stephan Thome (Gott der Barbaren) zu den gut besuchten Lesungen ein, immerhin zwei Kandidaten für den diesjährigen Buchpreis (einmal Long-, einmal Shortlist).
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Lesungen auf der Frankfurter Buchmesse 2018:
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Ein besonderes Highlight bot dann noch das Hessische Literaturforum im Mousonturm. Der kolumbianische Autor Juan Gabriel Vasquez (Die Gestalt der Ruinen, Das Geräusch der Dinge beim Fallen – beides sehr empfehlenswerte politische Romane) war zu Gast. Hier war zwar der Moderator für mich eine Fehlbesetzung, aber dennoch lieferte der Abend spannende Erkenntnisse in Vasquez Werk.
Und dann zum Jahresabschluss eine letzte Veranstaltung des Frankfurter Lieraturhauses: Friedrich Ani erzählte in seiner immer ein wenig konfusen, liebenswert chaotischen Art über sein Schreiben und las hervorragend einige Passagen aus „Der Narr und seine Maschine„.
Die ersten Ticket für 2019 sind bereits gekauft, u.a. stehen Natascha Wodin, Volker Kutscher, T.C.Boyle und Siri Hustvedt auf dem Programm. Da sind sie wieder, die großen Namen. Man darf gespannt sein.
Wie ist das mit euch? Geht ihr gern zu Lesungen? Habt ihr schon Pläne für 2019?
Ich staune, wie viele tolle Veranstaltungen du in einem Jahr schaffst! Wundervoll, dass du mit deiner Tochter solch schöne Zeit verbringen kannst!
Ich habe es letztes Jahr nur zur Frankfurter Buchmesse geschafft. Vielleicht kann ich mein neues Jahr auch um ein paar Lesungen bereichern!
Für dich und deine Tochter wünsche ich in 2019 ebenso viele schöne gemeinsame Stunden mit Autoren und Büchern. 🙂
GlG, monerl
Danke dir! Die meisten meiner Veranstaltungen sind in oder um Frankfurt. Vielleicht sieht man sich ja bei der einen oder anderen!? Zur Messe hat es ja mit einem Kennenlernen nicht geklappt, die Termine sind da immer so eng. Wäre aber doch nett. LG, Petra
Wahnsinn! Du hast ja irre viele Veranstaltungen besucht …
Ist eine kleine Leidenschaft von mir. Und meistens begleitet mich meine Tochter, die mittlerweile ausgezogen ist. So haben wir immer mal einen netten Abend zusammen.