Bereits zum dritten Mal darf ich Mitglied der Jury für Das Debüt 2019 – Der Bloggerpreis für Literatur, der einen besonders bemerkenswerten Debütroman auszeichnet, sein. Das freut mich sehr! Doch was ist der Debütpreis?
Zur Erinnerung hier noch einmal die Ausschreibung der Initiatorinnen:
„Das Literaturblog „Das Debüt“ ( Anm.: Bozena Anna Badura, Sarah Jäger und Janine Hasse) lobte 2016 zum ersten Mal den Bloggerpreis für das beste deutschsprachige Romandebüt des Jahres aus. In diesem Jahr geht es weiter! Eingereicht werden können Debütromane, die erstmals im Jahr 2019 veröffentlicht werden. Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2019. Die Auszeichnung und der Preis von 600 Euro werden dem Preisträger/der Preisträgerin voraussichtlich im Frühjahr 2020 während einer Veranstaltung in Essen verliehen.
Ein Debütroman kann nur über den Verlag mit Einverständnis des Autors/der Autorin eingereicht werden. Vorschläge und Empfehlungen von Bloggern für „Das Debüt 2019“ sind erwünscht. Die empfohlenen Romane werden von den Organisatoren berücksichtigt und bei den Verlagen angefragt. Zugelassen sind sowohl Print- als auch reine Digitalverlage. Selbstverlage sind von der Einreichung ausgeschlossen. Das Werk muss in deutscher Sprache verfasst sein, Übersetzungen werden nicht berücksichtigt. Der Roman muss in dreifacher Ausfertigung als Printmedium (Druckfahnen, Buch etc.) zur Verfügung gestellt werden.
„Das Debüt“ erstellt aus den Einreichungen eine Shortlist. Über den Gewinner entscheiden dann ausschließlich Literaturblogger.“
die jury
Die Jury besteht aus 14 Literaturbloggern, die meisten davon Wiederholungstäter. Auch dieses Mal werden wir uns durch die Shortlist lesen, diskutieren, im positivsten und friedlichsten Sinne streiten und hoffentlich wieder viel Freude haben. Wir werden unsere Leseerfahrungen und natürlich auch unsere Zwischen- und Endurteile auf unseren Blogs und anderen Kanälen mit euch teilen. Teilnehmer sind:
- Eva Jancak vom Blog Literaturgeflüster
- Jennifer Hahn vom Blog Lesen in Leipzig
- Marc Richter vom Blog Lesen macht glücklich
- Marion Rave vom Blog schiefgelesen
- Mikka Gottstein vom Blog Mikka liest von A bis Z
- Petra Reich von LiteraturReich
- Silvia Walter von leckere Kekse
- Ruth Justen von Ruth liest
- Fabian Neidhardt von mokita
- Jessika Hädecke von Miss Paperback
- Ines Daniels von letteratura
- Oliver Bruskolini von zugetextet.com
- Marina Büttner von literaturleuchtet
- Tanja Geyer von lesen und mehr
- Katrin Faulhammer von Buchkati
Die Bücher
Im letzten Jahr war die Entscheidung recht eindeutig gefallen, Bettina Wilpert erhielt für „Nichts was uns passiert“ den Preis. Ich konnte bei der Preisverleihung im Café Livres in Essen dabeisein und habe den Abend in sehr schöner Erinnerung.
Dieses Jahr hat die Zahl der Einreichungen einen neuen Rekord erreicht. Sarah, Bozena und Janine haben sich durch 80 Titel hindurchgelesen und fünf davon auf die Shortlist gesetzt. Es waren sehr prominente Bücher darunter, so die drei für den Deutschen Buchpreis bereits auf der Shortlist positionierten, von denen Miku-Sophie Kühmel auch den Aspekte Literaturpreis erhielt, außerdem die Trägerin des Österreichischen Debütpreises 2020 Angela Lehner (zusätzlich Franz-Tummler-Preis). Daneben standen ganz neue Namen und Kleinst-Verlage. Die Mischung ist immer wieder hochinteressant. Und das spannendste ist: welche Titel schaffen es auf die Shortlist.
2017 hatte ich mit meiner persönlichen Shortlist genau 0 Übereinstimmungen mit der tatsächlichen Liste , im letzten Jahr sah das anders aus, Wilpert war von Beginn an eine meiner Favorit*innen.
In diesem Jahr habe ich vier Titel gelesen, aber noch einige in Startposition gehabt. Tatsächlich hat es aber keiner davon auf die Liste geschafft. Aber bei zumindest einem Titel war ich mir eigentlich fast sicher.
Und hier ist sie nun, die Shortlist: (Texte von den Verlagsseiten) deshalb:
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*Werbung*
angela lehner
Sie räumt im Moment jede Menge Preise ab und ist auf nahezu allen Shortlists vertreten gewesen. Auch ich habe auf sie spekuliert, denn eigentlich will ich ihr Buch schon ewig lesen. Auf Bookstagram ist Angela Lehner ein absoluter Star. Und jetzt auch auf der Shortlist des Debütpreises mit Vater unser: Tatatata!
„Ausgezeichnet mit dem Debütpreis des Österreichischen Buchpreises 2019: „Angela Lehners fulminanter Roman, unsentimental, frech und direkt erzählt, ist Familiengeschichte, Krankenhausreport und Krimi in einem.“ Jury des Österreichischen Buchpreises
Die Polizei hat sie hergebracht, in die psychiatrische Abteilung des alten Wiener Spitals. Nun erzählt sie dem Chefpsychiater Doktor Korb, warum es so kommen musste. Sie spricht vom Aufwachsen in der erzkatholischen Kärntner Dorfidylle. Vom Zusammenleben mit den Eltern und ihrem jüngeren Bruder Bernhard, den sie unbedingt retten will. Auf den Vater allerdings ist sie nicht gut zu sprechen. Töten will sie ihn am liebsten. Das behauptet sie zumindest. Denn manchmal ist die Frage nach Wahrheit oder Lüge selbst für den Leser nicht zu unterscheiden. In ihrem fulminanten Debüt lässt Angela Lehner eine Geistesgestörte auftreten, wie es sie noch nicht gegeben hat: hochkomisch, besserwisserisch und zutiefst manipulativ.“
Erscheinungsdatum: 18.02.2019
Hanser Berlin, 284 Seiten, Fester Einband, 22,00 €
Katharina Mevissen
Einiges an positiver Beachtung erhielt auch bereits Katharina Mevissen für ihren Roman Ich kann dich hören. Er wurde in den großen Feuilletons sehr positiv besprochen.
„Osman spielt. Er soll es regnen lassen, doch seine Musik lässt sich nicht erweichen. Und daran ist sein Vater nicht allein schuld. Sehr vieles gerät erst in Bewegung, als er hört, was nicht für seine Ohren bestimmt war. Ein schalldichter Raum. Draußen die Großstadt. Osman Engels übt Cello. Er spielt an gegen unsichtbare Hindernisse, die irgendwo in seiner Vergangenheit liegen und denen er auf dem Fußballfeld besser ausweichen kann. In seiner Welt ersetzt Musik schon lange die Worte. Er kann selbst nicht gut zuhören, nichts festhalten, ohne Kontaktlinsen auch schlecht sehen. Als er ein zufällig gefundenes Aufnahmegerät abhört, wird er zum Ohrenzeugen einer Beziehung, die auf ganz andere Art laut ist. Seine Mitbewohnerin Luise lernt derweil im Nebenzimmer für ihre Prüfung, manchmal rauchen sie gemeinsam am offenen Fenster, kochen Knoblauchnudeln, bringen Altglas zum Container. Sie verstehen sich, ohne sich richtig anzufassen, denn auch mit der Liebe fangen sie gerade erst an. Als sein türkischer Vater, ebenfalls Musiker, sich das Handgelenk bricht und Tante Elide, seine Ziehmutter, nach fast zwanzig Jahren in Deutschland plötzlich nach Paris gehen will, ist Osman gezwungen, ein paar Dinge aufzuräumen, ein paar Fragen zu stellen.
Der Roman erzählt von einem jungen Mann, dem Augen und Ohren geöffnet werden, und von einer Frau, die in der Stille lebt. Es geht um Vater-, Mutter- und Gebärdensprache und um die berührende Kraft von Musik. Ungewöhnliche Themen, eindringliche Bilder. Ein großes Talent.“
Erscheinungsdatum:31.01.2019
Wagenbach Quartbuch, 168 Seiten. Gebunden, 19,– €
Zwei Debüts aus sehr kleinen Verlagen haben es auch auf die Shortlist geschafft. Das ist etwas, was mich immer besonders freut.
ana marwan
Einmal ist das die aus Slowenien stammende Ana Marwan mit Im Kreis des Weberknechts
„Karl Lipitsch mag keine Menschen. Er wohnt alleine, da er eine tiefe Abneigung gegen die Gesellschaft hegt und Gespräche meiden möchte. Häufig sitzt er lesend im Garten oder schreibt an seiner umfassenden philosophischen Abhandlung. Doch die Überzeugung, fortan als Einsiedler in Einsamkeit zu leben und damit glücklich zu sein, gerät schnell ins Wanken. Durch einen Zufall (sofern es denn tatsächlich einer war) macht er nähere Bekanntschaft mit seiner Nachbarin Mathilde. Beide umkreisen den anderen, jeder in der Überzeugung, der Überlegene zu sein. Und so beobachten wir Lipitsch bei seinen Bemühungen, ihr nicht ins fein gesponnene Netz zu gehen. Doch je mehr Lipitsch zappelt, desto kräftiger verfängt er sich in Mathildes Fäden…
Ana Marwan ist mit ihrem Roman „Der Kreis des Weberknechts“ ein herrlich ironisches Debüt gelungen. Vor einem klugen philosophischliterarischen Diskurs entfaltet die Autorin ihre feinen Beobachtungen des Zwischenmenschlichen, die sie schonungslos entlarvt und zur Schau stellt.“
Veröffentlichung: 08/2019
Otto Müller Verlag, 196 Seiten, gebunden, € 22,00
martin peichl
Und zum anderen Martin Peichl mit Wie man Dinge reapariert aus der Edition Atelier
„Das Leben eines Großstädters in seinen Dreißigern. Eigentlich will er nur seinen Roman fertigschreiben, doch das Leben kommt ihm ständig dazwischen. Sein Beziehungsstatus ist mehr als kompliziert, der tote Vater hinterlässt ihm ein Waldstück, mit dem er nichts anzufangen weiß, und das nächste Bier ist immer etwas zu schnell offen. Aber unterkriegen lässt er sich deshalb noch lange nicht …
Martin Peichls Roman ist das sympathische Porträt einer Generation, die sich weigert, den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen. Leider steht ihr die Sehnsucht nach Normalität dabei manchmal im Weg.“
Erscheinungsdatum: 25.02.2019
Edition Atelier, gebunden mit Lesebändchen, 160 Seiten, 18 €
nadine schneider
Und zum Schluss die vierte Dame und der dritte österreichische Verlag – wie schön, dass sich Das Debüt nicht um Ausgewogenheit scheren muss: Nadine Schneider mit Drei Kilometer
„Rumänien 1989: Die Hitze ist drückend, das Getreide steht hoch, sonst würde man bis zur Grenze sehen können. Der Gedanke an Flucht liegt verlockend und quälend nahe, noch weiß niemand, was kommt und was in ein paar Monaten Geschichte sein wird. In einem Dorf im Banat, weit weg von Bukarest, dem Machtzentrum des Ceaușescu-Regimes, erlebt Anna einen Spätsommer von dramatischer und doch stiller Intensität. Sie ist hin- und hergerissen, nicht zuletzt zwischen Hans, ihrem Geliebten, und Misch, dem gemeinsamen Freund. Bei wem will sie bleiben? Mit wem will sie gehen? Und ist Hans tatsächlich ein Spitzel, wie Misch vermutet? Mit diesen Fragen bewegt sich Anna plötzlich gefährlich nahe an der Grenze zwischen Treue und Verrat.
Atmosphärisch dicht und schnörkellos erzählt Nadine Schneider von den persönlichen Verstrickungen in einer Zeit vor dem politischen Umsturz. Und davon, was es braucht, um zu bleiben – oder was es bedeutet, sein Land zu verlassen, für sich und die, die man zurücklässt.“
Jung und Jung, 160 Seiten, gebunden, € 20,–
Erstverkaufstag: 29.8.2019
So, nun heißt es, sich der Lektüre dieser spannenden Shortlist zu widmen. Zwischenstände werde ich auf Facebook und Instagram zum Besten geben, eine abschließende Würdigung und die Bekanntgabe meiner Punkteverteilung wird dann zum 6. Januar erfolgen.
Wie ist eure Meinung zu dieser Shortlist? Ich freue mich wie immer über Kommentare.
Ich habe mit „Jung und Jung“ auch nur gute Erfahrungen gemacht, da ja die Bücher dieses Verlages öfter auf den deutschen oder österreichischen Buchpreislisten stehen. Mal kommt das Buch, mal das PDF und Anna Jung ist, glaube ich, derzeit in Karenz, die Nachfolgerin hat mir aber die PDFs der letzten zwei Bücher, die ich anfragte, sehr schnell geschickt, liebe Grüße!
Liebe Eva, ihr habt völlig recht. Es war mein erster Kontakt mit Jung und Jung und ich bin da wohl falsch gelandet. Durch Vermittlung von Janine kam ein sehr netter Kontakt mit der zuständigen Dame zustande, das Buch ist mittlerweile gut angekommen und ich habe den Eindruck, man ist an der Meinung von uns Bloggern ernsthaft interessiert.Liebe Grüße!
Liebe Petra,
obwohl ich bislang noch keinen der Titel gelesen habe, finde ich, dass die Shortlist sehr vielversprechend und bunt aussieht. Schön, dass so viele Indie-Verlage dabei sind! 🙂
Der Roman von Angela Lehner steht schon länger auf meiner Wunschliste und sowohl „Der Kreis des Weberknechts“ als auch „Drei Kilometer“ sind mir in der letzten Zeit des Öfteren begegnet und schmackhaft gemacht worden. Diese drei Bücher wären also Kandidaten für den Weihnachtswunschzettel. 😉
Dir viel Freude beim Shortlist-Lesen und Bewerten! 🙂
Liebe Grüße von Tina
PS: Vielleicht bewerbe ich mich im kommenden Jahr auch mal für die Jury – ich finde diese „Arbeit“ sehr spannend.
Danke dir. Und mach das auf jeden Fall nächstes Jahr! Liebe Grüße
Da muss ich Marina beipflichten, dass es mit dem Jung und Jung Verlag bisher ganz gut geklappt hat bei Anfragen. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass bei Bekanntgabe 10 oder mehr gleichzeitig ein Buch angefragt haben, was so einen Indieverlag schnell an Kapazitätsgrenzen bringen kann, was hier auch der Fall war. Da ich persönlich per Mail nachgefragt hatte, habe ich mich dann dazu entschlossen, dass Buch zu kaufen. Dann hat der Verlag auch noch was davon. Ich weiß, dass das nicht Sinn einer Jury ist, die Bücher zu kaufen, aber bei so viel Herzblut, was die kleinen Verlage jedes Jahr aufs neue vergießen, ist es mir das wert.
Bin nun auch sehr gespannt auf die Bücher und die Wertungen von euch allen.
Vllt. sind ja meine Erfahrungen da nicht ganz richtig, habe aber nur die. Die anderen vier Verlage waren da vorbildlich. Und mir geht es wirklich nicht um kostenlose Bücher, sondern um eine gewisse Wertschätzung unserer Arbeit. Aber ich habe da wohl nur eine falsche Schiene erwischt. Sollte auch nicht so böse klingen, wie es das wohl tat. Sorry!
Und meine Antwort sollte auch nicht so belehrend sein, wie sie vielleicht klang. Ich verstehe auch deinen Standpunkt. Es ist ja auch teuer, wenn man sagt, ich kaufe jetzt alle 5 Bücher für die Juryarbeit. Ich glaube, dann macht das auch keiner mit. Ich versuch es mal so auszudrücken: Ich würde es verstehen, wenn vor allem kleine Verlage da erstmal dastehen und sagen, dass bekommen wir auf die Kürze der Zeit nicht gestemmt… Wie gesagt, ich verstehe da auch deinen Standpunkt, ging es mir im ersten Moment ähnlich, da es ja in den letzten drei Jahren so noch gar nicht vorkam. Buchen wir es unter: Blöd gelaufen.
Keine Sorge, kam nicht belehrend an. Und natürlich habe ich Verständnis für die kleinen Verlage (und finde es umso großartiger, wie die meisten mit uns kooperieren). Eine minikleine Antwort auf meine Email, gerne auch abschlagend, hätte genügt… Aber ich freue mich jetzt auch sehr auf unsere Runde, die auch dank dir schon ganz lebhaft ist. Liebe Grüße!
Ok, wenn keine Antwort kam, dann ist es blöd. Vielleicht auch in der Flut der anfragen untergegangen.
Hallo Petra,
da ich das Buch von Jung und Jung wegen des Musikthemas eh auf meiner Wunschliste hatte, habe ich es einfach gekauft, andere Bücher habe ich mir in der Bücherei ausgeliehen. Ich arbeite kaum noch mit Rezi-Exemplaren, weil das Zwang bei mir aufbaut, den ich nicht haben möchte.
Ich freue mich auf diese neue Runde, kenne noch keines der Bücher, habe aber schon mit dem Ersten begonnen.
Viele Grüße
Silvia
Liebe Silvia, meinst du vllt den Roman von Mevussen/Wagenbach ( wg. des Musikthemas)? Den habe ich schon hier liegen und freue mich drauf. Viele Grüße!
Du hast ja so recht…
Ich hatte als Bloggerin bisher eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Jung & Jung Verlag und hatte auch eine sehr freundliche Mitarbeiterin bei meiner Anfrage bezüglich des Rezensionsexemplars.
Viele Grüße!
Mir wurde auf meine wirklich ganz vorsichtige Anfrage gar nicht geantwortet. Vllt. kannst du mir die Mitarbeiterin ja verraten? Bisher hatte ich wirklich nur eher negative Erfahrungen..