Wie Weihnachten kommen jedes Jahr „völlig überraschend“ die Verlagsvorschauen des nächsten Jahres hereingetrudelt. Der Buchmessentrubel ist einigermaßen verarbeitet, die trotz eiserner Vorsätze doch wieder mitgenommenen Bücher ins Regal einsortiert und der immer noch umfangreiche Stapel noch zu lesender und zu besprechender oder zumindest anzulesender Herbsttitel steht erwartungsvoll neben dem Sessel. Und dann das – wieder Unmengen an vielversprechenden, verlockenden Romanen, von den Verlagen attraktiv und ansprechend in Szene gesetzt, mit neugierig machenden Texten und je nachdem sympathischen oder rätselhaft-unergründlichen Fotos der Autoren versehen. Und alle schreien – lies mich! Wie die Auswahl treffen? Stark genug, um zu sagen: Ich setze mal eine Saison aus, habe eh noch Lesestoff für mehrere Jahre, bin ich natürlich nicht. Und so mischt sich wie jeden Herbst und jeden Frühling ein kindlich-aufgeregtes, vor Neugier und Erwartungsfreude ganz hibbeliges mit einem entsetzt raunenden Ich: Nicht zuviel, das kannst du gar nicht alles lesen, selektiere, schau genauer hin. Und heraus kommt, wie auch jedes Jahr im Herbst und Frühling: Ein Blick in die Verlagsvorschauen Frühjahr 2020!
Lasst euch inspirieren, verlocken, neugierig machen auf die Titel der Frühjahrsproduktion 2020. Wie immer ganz subjektiv und nach Verlagen sortiert.
Die Texte entstammen sämtlich den Verlagsankündigungen.
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Arche
Sarah Leipciger: Das Geschenk des Lebens
Paris, 1899: Am Ufer der Seine nimmt eine junge Frau einen letzten Atemzug, bevor sie sich in den kalten Fluss stürzt. Als ihre Leiche aus dem Wasser gezogen wird, ist ihr Gesichtsausdruck so rätselhaft und friedlich, dass man eine Totenmaske anfertigt, deren Lächeln bald über die Stadt hinaus bekannt ist.
Norwegen, 1959: Ein Vater verliert seinen kleinen Sohn an einen reißenden Fluss. Als erfahrener Spielzeughersteller entwickelt er Jahre später jene Reanimationspuppe, an der man noch heute die Mund-zu-Mund-Beatmung lernt.
Kanada, Gegenwart: Einer jungen Journalistin, die an Mukoviszidose leidet, ermöglicht eine Lungentransplantation den ersten freien Atemzug ihres Lebens. Mit ihrem Debüt „The Mountan Can Wait“ gelang Sarah Leipciger 2015 ein großer Presseerfolg über Kanada hinaus. Ihr zweiter Roman erscheint nun auch auf Deutsch und zeigt einmal mehr ihr Erzähltalent und die poetische Kraft ihrer Sprache. „Das Geschenk des Lebens“ verknüpft drei Geschichten aus verschiedenen Zeiten und Ländern, die im Zusammenspiel zeigen, welche Kraft die Wissenschaft hat und wie kostbar jeder einzelne Atemzug ist.
Roman │ Deutsche Erstausgabe │Aus dem Englischen von Andrea O‘Brien
Ca. 384 Seiten │ Gebunden mit Schutzumschlag
24,- €
Erscheinungstermin: 24. April 2020
atrium
Der 49-jährige Sochiro Kaji genießt als vorbildlicher Polizeischullehrer und Polizeibeamter einen tadellosen Ruf – bis er sich eines Tages vor seine Kollegen stellt und berichtet, seine Frau getötet zu haben. Im anschließenden Verhör gibt er an, dass seine Frau an Alzheimer erkrankt war und ihn gebeten habe, ihr Leben zu beenden. Der Fall scheint aufgeklärt, doch Kriminalkommissar Kazumasa Shiki findet keine Ruhe. Als er auf eigene Faust weiter ermittelt, stößt er in der Wohnung von Sochiro und dessen Frau auf eine geheimnisvolle Kalligraphie mit dem Text: „50 Jahre – ein Leben“. In Shiki keimt der Verdacht, dass Sochiro sich mit 50 Jahren das Leben nehmen wollte. Shiki beschließt, das Rätsel um den Polizisten, der seine Frau tötete, um jeden Preis zu lösen – und taucht immer tiefer in die dunkle Geschichte eines Ehepaares, für das der Tod keine Sache des Zufalls war.
Kriminalroman │Deutsche Erstausgabe │Aus dem Japanischen von Nora Bartels
Ca. 368 Seiten│Hardcover 22,00 €
Erscheinungstermin: 24. April 2020
Aufbau
Sigrid Nunez – Der Freund
New York Times-Bestseller und Gewinner des National Book Award.
Eine Frau, die um ihren Freund trauert, ein riesiger Hund – und die berührende Geschichte ihres gemeinsamen Wegs zurück ins Leben.
Als die Ich-Erzählerin, eine in New York City lebende Schriftstellerin, ihren besten Freund verliert, bekommt sie überraschend dessen Hund vermacht. Apollo ist eine riesige Dogge, die achtzig Kilo wiegt. Ihr Apartment ist eigentlich viel zu klein für ihn, außerdem sind Hunde in ihrem Mietshaus nicht erlaubt. Aber irgendwie kann sie nicht Nein sagen und nimmt Apollo bei sich auf, der wie sie in tiefer Trauer ist. Stück für Stück finden die beiden gemeinsam zurück ins Leben. Ein Buch über Liebe, Freundschaft und die Kraft des Schreibens — und die tröstliche Verbindung zwischen Mensch und Hund.
Übersetzt aus dem Englischen von Anette Grube
240 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag, € 20,00
Erscheint am 21. Januar 2020
Berlin
Helena Janeczek – Das Mädchen mit der Leica
1997 tauchte in Mexiko ein alter Koffer auf- er enthielt drei Pappkartons mit Negativen. Das war die Stunde der Wieder-Entdeckung einer Fotografin, die sich Gerda Taro nannte. In Stuttgart geboren, floh sie vor den Nazis nach Paris. Dort begegnete sie Robert Capa, gemeinsam dokumentierten sie den Spanischen Bürgerkrieg. Sie bezahlte diesen Einsatz mit dem Leben. Zu ihrer Beerdigung in Paris kamen Zehntausende, Robert Capa, Louis Aragon und Pablo Neruda führten den Trauerzug an. Wer war diese ungewöhnliche junge Frau – die erste Kriegsfotografin weltweit? Helena Janeczek hat sie in diesem wunderbaren, preisgekrönten Roman nacherfunden und ihr ein bewegendes, weit über die sensationellen Fakten hinausreichendes, literarisches Denkmal gesetzt.
übersetzt von Verena von Koskull
Hardcover, 352 Seiten, € 22,00
Erscheinungstermin: 02.03.2020
Pierre Jarawan – Ein Lied für die Vermissten
Als 2011 der Arabische Frühling voll entfacht ist, löst der Fund zweier Leichen auch in Beirut erste Unruhen aus. Während schon Häuser brennen, schreibt Amin seine Erinnerungen nieder: an das Jahr 1994, als er als Jugendlicher mit seiner Großmutter in den Libanon zurückkehrte – zwölf Jahre nach dem Tod seiner Eltern. An seine Freundschaft mit dem gleichaltrigen Jafar, mit dem er diese verschwiegene Nachkriegswelt durchstreifte. Und daran, wie er schmerzhaft lernen musste, dass es in diesem Land nie Gewissheit geben wird – weder über die Vergangenheit seines Freundes, noch über die Geschichte seiner Familie. – Ein neuer Jarawan wie wir ihn lieben: einfühlsam, spannend und virtuos verknüpft mit der bewegten Geschichte des Nahen Ostens.
Hardcover, 432 Seiten, € 22,00
Erscheinungstermin: 02.03.2020
Die Reise nach Ordesa – Manuel Vilas
»Wir sollten über unsere Familien schreiben, ohne jede Beschönigung, ohne dabei zu erfinden. Wir sollten nur von dem erzählen, was passiert ist, oder von dem wir glauben, dass es passiert sei.« Aus dieser Überzeugung heraus schrieb Manuel Vilas ein Buch über sich, seine Mutter, seine Kinder, vor allem aber über seinen Vater, den stets soignierten Handlungsreisenden, der vom sozialen Aufstieg träumte – und von Ferien in Ordesa … Illusionslos und poetisch, in einer Sprache, die Realismus mit visionären Bildern verbindet, entsteht ein Lebensbild der letzten fünf Jahrzehnte Spaniens. Manuel Vilas, der als einer der großen Lyriker seiner Generation gefeiert wird, gelingt auch mit diesem kulturkritischen, feinfühligen ersten Roman ein wahrer Coup.
übersetzt von Astrid Roth
Hardcover,, 400 Seiten, 24,00 EUR
Erscheinungstermin: 04.05.2020
Eine einzige Tochter. Ihr dominanter Vater. Ein Wald in Northumberland, in dem eine Gruppe Archäologen einen Sommer lang leben will wie in der Eisenzeit … Uralte Rituale, die seltsame Anziehungskraft ferner Zeiten und Lebensweisen und sehr heutiger Missbrauch verschränken sich in diesem brillanten Roman auf wahrhaft atemberaubende Weise. Er komprimiert große und dringliche Themen – die Gefahren eines nostalgischen Nationalismus, Gewalt gegen Frauen und Kinder, was verloren, was gewonnen wird, wenn der Mensch nicht mehr als Knecht der Natur lebt – in einer rasiermesserscharf geschliffenen Spannungserzählung.
übersetzt von Nicole Seifert
Hardcover, 160 Seiten, 20,00 EUR
Erscheinungstermin: 04.05.2020
Blessing
Ta-Nehisi Coates – Der Wassertänzer
Bisher kannte Hiram Walker nichts als ein Leben in Ketten. Aufgewachsen in der Sklaverei, musste er als kleiner Junge miterleben, wie seine Mutter verkauft wurde und für immer verschwand. Doch sie hat ihm eine seltene Gabe vererbt. Als diese ihn vor dem Ertrinken rettet, beschließt er aus der Gefangenschaft zu fliehen. So beginnt für Hiram eine abenteuerliche Reise von den Tabakplantagen West Virginias über geheime Guerillazellen in der Wildnis des amerikanischen Südens nach Philadelphia, wo ihn ein völlig neues Leben in Freiheit zu erwarten scheint. Doch zuvor muss er noch eine alte Rechnung begleichen und die Frau, die er liebt, und die, die ihn aufzog, in die Freiheit führen.
übersetzt aus dem Englischen von Bernhard Robben
Hardcover, 600 Seiten, 24,00 EUR
Erscheinungstermin: 02.03.2020
Blumenbar
Oyinkan Braithwaite – Meine Schwester, die Serienmörderin
Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Ayoola ist
das Lieblingskind, unglaublich schön – und sie hat die Angewohnheit,
ihre Männer umzubringen.
Korede ist eher praktisch veranlagt und dafür zuständig, hinter ihrer
Schwester aufzuräumen: die Krankenschwester kennt die besten Tricks,
um Blut zu entfernen, und ihr Koff erraum ist groß genug für eine Leiche.
Dann verknallt sich natürlich auch Tade in Ayoola, der hübsche Arzt aus
dem Krankenhaus, der doch eigentlich für Korede bestimmt ist. Jetzt
muss die sich fragen, wie gefährlich ihre Schwester wirklich ist – und
wen sie hier eigentlich vor wem beschützt. Dieser euphorisch gefeierte
Roman ist so beiläufi g feministisch wie abgründig, er ist »fi ebrig heiß«
(Paula Hawkins) und verdammt cool zugleich.
Übersetzt aus dem Englischen von Yasemin Dinçer
256 Seiten, Gebunden mit ausklappbarem Vorsatz, € 20,00
btb
Nava Ebrahimi – Das Paradies meines Nachbarn
Ali Najjar stammt aus Teheran. Als Jugendlicher kam er nach Deutschland. Allein. Er hat als Kindersoldat das Grauen des Iran-Irak-Kriegs erlebt, aber seine Haut retten können. Er wird Produktdesigner und klettert mit seiner Haltung »Ich war an der Front, ich kenne keine Angst« die Karriereleiter hoch. Dann erreicht ihn eine SMS. Ein unbekannter Freund seiner verstorbenen Mutter aus Teheran bittet ihn um ein Treffen am Persischen Golf. Ali Najjar schickt seinen Kollegen Sina, Halbiraner und in einer beruflichen Sinn- und privaten Ehekrise. Denn er selbst scheut die Begegnung. Aus gutem Grund.
Hardcover, 304 Seiten, 20,00 EUR
Erscheinungstermin: 16.03.2020
C.H.Beck
„Robin und Lark“ ist die Geschichte zweier Schwestern, wie sie unterschiedlicher kaum sein können: die ältere klug, fleißig und still, die jüngere wild, impulsiv und eine begnadete Pianistin. Doch die ungleichen Mädchen verbindet ein starkes Band, nicht zuletzt entstanden durch die Nachlässigkeit der desinteressierten Mutter.
Als Lark Montreal verlässt, um in den USA aufs College zu gehen, verlieren sie jedoch beinahe vollständig den Kontakt – bis Robin eines Tages urplötzlich vor Larks Tür steht. Gemeinsam ziehen sie nach New York, wo Lark studiert und Robin das berühmte Musikkonservatorium Juilliard besucht. Sie wohnen zusammen, sind sich so nah wie lange nicht mehr. Bis wieder eine Schwester die andere verlässt: Robin verschwindet plötzlich von einer Konzertreise in Schweden. Fünf Jahre sehen sich die Schwestern nicht wieder…
Alix Ohlin erzählt atmosphärisch dicht von der Beziehung und dem Leben zweier Schwestern, von der unauflösbaren Verbundenheit dieser ungewöhnlichen, eigenwilligen Frauen. Ein Roman, in dem man versinkt, der einen in den Bann zieht und so schnell nicht wieder loslässt.
Aus dem Englischen von Judith Schwaab
336 Seiten, Hardcover, 23,00 €
Erscheint am 27. Januar 2020
Einst waren sie unzertrennlich, seit fünf Jahren sprechen sie nicht mehr miteinander, doch die eine wacht insgeheim über die andere. Jetzt aber ist die Lage bedrohlich geworden: Mickey, Streifenpolizistin in Philadelphia, findet ihre drogenabhängige Schwester Kacey nicht mehr auf den Straßen der Blocks, die sie kontrolliert und auf denen Kacey für ihren Konsum anschaffen geht.
Gleichzeitig erschüttert eine Reihe von Morden an jungen Prostituierten die von Perspektivlosigkeit und Drogenmissbrauch geplagte Stadt. In ihrem enorm spannenden Roman erzählt Liz Moore die Familiengeschichte von Mickey und Kacey und deren Entfremdung parallel zur Geschichte der Jagd nach einem Frauenmörder, die auch Mickey in große Gefahr bringt. Zugleich entwirft Liz Moore in diesem großen Roman das umwerfend authentische Porträt einer Stadt und einer Gesellschaft in der Krise.
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Hardcover, 412 Seiten, 24,00 €
Erscheint am 27. Januar 2020
Diogenes
Donna Leon – Geheime Quellen
Commissario Brunettis neunundzwanzigster Fall
Als Vittorio Fadalto in einer Sommernacht auf dem Rückweg vom Krankenhaus mit dem Motorrad verunglückt, glauben alle an einen Unfall. Nur nicht seine Frau, die Brunetti um Hilfe bittet. Wollte tatsächlich jemand Fadalto etwas Böses? Oder sind das nur Hirngespinste seiner schwerkranken Frau? Brunetti braucht all seine Intuition – und enthüllt schließlich ein Verbrechen größeren Ausmaßes mit Folgen für die Gewässer des ganzen Veneto.
übersetzt von Werner Schmitz
Hardcover, 336 Seiten, 24,00 EUR
Erscheinungstermin: 27.05.2020
Alexander ist ein junger Mann, dessen Leben brutal entzweigerissen wurde. Tatjana Alexejewna ist über neunzig und immer vergesslicher. Die alte Dame erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte, die das ganze russische 20. Jahrhundert mit all seinen Schrecken umspannt. Nach und nach erkennen die beiden ineinander das eigene gebrochene Herz wieder und schließen eine unerwartete Freundschaft, einen Pakt gegen das Vergessen.
übersetzt von Ruth Altenhofer
Hardcover, 288 Seiten, 22,00 EUR
Erscheinungstermin: 26.02.2020
DTV
Eshkol Nevo – Die Wahrheit ist
Keine Lügen mehr, keine Geheimnisse, keine Geschichten. Es ist Zeit für die Wahrheit! Ein Schriftsteller, er heißt Eshkol Nevo, beantwortet eine Reihe von Leserfragen. Eine Aufgabe, die er sonst mit Routine erledigt. Aber das Leben dieses Mannes ist aus den Fugen geraten: Seine Ehe droht in die Brüche zu gehen, seine Tochter distanziert sich von ihm, eine politisch fragwürdige Auftragsarbeit beschädigt seinen Ruf, sein bester Freund liegt im Sterben. Zum ersten Mal blickt er ehrlich und schonungslos auf sein Leben. Es ist Zeit für die erhellende, traurige, nackte Wahrheit – über Liebe, Familie, Freundschaft. Über sich selbst.
übersetzt von Markus Lemke
Hardcover, 432 Seiten, 22,00 EUR
Erscheinungstermin: 24.04.2020
James Baldwin – Giovannis Zimmer
Keine Liebe ist jemals unschuldig
Im Paris der Fünfzigerjahre lernt David, amerikanischer Expat,in einer Bar den reizend überheblichen, löwenhaften Giovanni kennen. Die beiden beginnen eine Affäre – und Verlangen und auch Scham brechen in David los wie ein Sturm. Dann kehrt plötzlich seine Verlobte zurück. David bringt nicht den Mut auf, sich zu outen. Im Glauben, sich selbst retten zu können, stürzt er Giovanni in ein Unglück, das tödlich endet.
Baldwin brach mit ›Giovannis Zimmer‹ 1956 gleich zwei Tabus: Als schwarzer Schriftsteller schrieb er über die Liebe zwischen zwei weißen Männern. Sein amerikanischer Verlag trennte sich daraufhin von ihm, seine Agentin riet ihm, er solle das Manuskript verbrennen. Heute gilt ›Giovannis Zimmer‹ als Baldwins berühmtester Roman.
übersetzt von Miriam Mandelkow
Hardcover, 208 Seiten,20,00 EUR
Erscheinungstermin: 21.02.2020
Dumont
Hilary Mantel -SPIEGEL UND LICHT
England, Mai 1536. Anne Boleyn ist tot, innerhalb eines Herzschlags von einem angeheuerten Henker aus Frankreich geköpft. Während ihre sterblichen Überreste dem Vergessen anheimgegeben werden, frühstückt Thomas Cromwell mit den Siegern. Der Sohn des Schmieds aus Putney taucht aus dem Blutbad des vergangenen Frühlings auf, um seinen Aufstieg zu Macht und Reichtum fortzusetzen. Zur selben Zeit gibt sich sein furchterregender Gebieter Heinrich VIII dem kurzlebigen Glück mit seiner dritten Königin hin, die schon bald bei der Geburt des lang ersehnten männlichen Thronfolgers sterben wird. Cromwell kann sich nur auf seinen Verstand verlassen, da er weder eine starke Familie noch eine private Armee hinter sich hat. Obwohl in England rebelliert wird, im Ausland Verräter die Köpfe zusammenstecken und Heinrichs Regime eine alles belastende Invasion droht, sieht der scharfsinnige und weitsichtige Cromwell bereits ein neues England im Spiegel der Zukunft. Doch kann eine Nation oder eine Einzelperson ihre Vergangenheit abwerfen wie eine Schlange ihre Haut? Steigen die Toten unaufhörlich aus ihren Gräbern? Was werden Sie tun, fragt der spanische Botschafter Cromwell, wenn sich der König gegen Sie wendet, da er sich unweigerlich über kurz oder lang gegen jeden seiner Vertrauten wenden wird? Mit ›Spiegel und Licht‹ führt Hilary Mantel ihre Trilogie, die sie mit ›Wölfe‹ und ›Falken‹ begann, zu einem triumphalen Abschluss. Sie zeichnet die letzten Lebensjahre des Thomas Cromwell nach, jenes Jungen aus dem Nirgendwo, der zu den höchsten Höhen der Macht aufsteigt, und bietet dabei ein eindrucksvolles Porträt von Jäger und Gejagtem, von dem erbitterten Wettstreit zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen königlichem Willen und der Vision eines einfachen Mannes: der Vision einer modernen Nation, die sich durch Konflikt, Leidenschaft und Tapferkeit selbst erschafft.
Der lang erwartete dritte Band der Tudor-Trilogie!
Übersetzung: Werner Löcher-Lawrence
Hardcover, 1200 Seiten, 30,00 €
Erscheinungstag: 21.03.2020
Der junge Robert weiß schon früh, dass er wie alle Männer seiner
Familie Bergarbeiter sein wird. Dabei ist ihm Enge ein Graus. Er
liebt Natur und Bewegung, sehnt sich nach der Weite des Meeres. Daher beschließt er kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, sich
zum Ort seiner Sehnsucht, der offenen See, aufzumachen. Fast
am Ziel angekommen, lernt er eine ältere Frau kennen, die ihn
auf eine Tasse Tee in ihr leicht heruntergekommenes Cottage
einlädt. Eine Frau wie Dulcie hat er noch nie getroffen: unverheiratet, allein lebend, unkonventionell, mit sehr klaren und für ihn unerhörten Ansichten zu Ehe, Familie und Religion. Aus dem Nachmittag wird ein längerer Aufenthalt, und Robert lernt eine ihm vollkommen unbekannte Welt kennen. In den Gesprächen mit Dulcie wandelt sich sein von den Eltern geprägter Blick auf das Leben. Als Dank für ihre Großzügigkeit bietet er ihr seine Hilfe rund um das Cottage an. Doch als er eine wild wuchernde Hecke stutzen will, um den Blick auf das Meer freizulegen, verbietet sie das barsch. Ebenso ablehnend reagiert sie auf ein Manuskript mit Gedichten, das Robert findet. Gedichte, die Dulcie gewidmet sind, die sie aber auf keinen Fall lesen will.
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
260 Seiten, Gebunden mit Lesebändchen, € 20,–
Erscheint am 7. April 2020
Delphine de Vigan – DANKBARKEITEN
Michka, die stets ein unabhängiges Leben geführt hat, muss feststellen, dass sie nicht mehr allein leben kann. Geplagt von Albträumen glaubt sie ständig, wichtige Dinge zu verlieren. Tatsächlich verliert sie nach und nach Wörter, findet die richtigen nicht mehr und ersetzt sie durch ähnlich klingende. Die junge Marie, um die Michka sich oft gekümmert hat, bringt sie in einem Seniorenheim unter. Der alten Frau fällt es schwer, sich in der neuen Ordnung einzufinden. In hellen Momenten leidet sie unter dem Verlust ihrer Selbstständigkeit. Doch was Michka am meisten beschäftigt, ist die bisher vergebliche Suche nach einem Ehepaar, dem sie ihr Leben zu verdanken hat. Daher gibt Marie erneut eine Suchanzeige auf, und Michka hofft, ihre tiefe Dankbarkeit endlich übermitteln zu können. Klarsichtig und scharfsinnig zeigt Delphine de Vigan, was uns am Ende bleibt: Zuneigung, Mitgefühl, Dankbarkeit. Und
zugleich würdigt sie in ›Dankbarkeiten‹ all diejenigen, die uns zu den Menschen gemacht haben, die wir sind.
Aus dem Französischen von Doris Heinemann
Gebunden mit farbigem Vorsatz
und Lesebändchen, 170 Seiten, € 20,–
Erscheint am 10. März 2020
Richard Russo – JENSEITS DER ERWARTUNGEN
An einem Spätsommertag auf Martha’s Vineyard treffen sie sich
wieder: Lincoln, Teddy und Mickey. Die drei Männer planen, das
Wochenende in einem Ferienhaus auf der Insel zu verbringen –
um der alten Zeiten willen. Seit dem Studium zu Vietnamkriegszeiten sind sie miteinander befreundet. Sie sind sehr unterschiedliche Wege gegangen, doch alle waren sie einst in dasselbe Mädchen verliebt: Jacy Calloway.
Kurz nach ihrem Abschluss verschwand Jacy spurlos. Aber
keiner von ihnen hat die Freundin vergessen – oder die Frage,
wen von ihnen Jacy eigentlich liebte. Schließlich beginnt Lincoln, sich erneut mit den Umständen ihres rätselhaften Verschwindens zu beschäftigen. Was ist damals wirklich passiert? Richard Russo erzählt von drei Menschen, die sich fremd geworden sind, und vom Umgang mit der Unsicherheit, ob die eigenen Lebensentscheidungen die richtigen waren. Wie nebenbei ergibt sich daraus das Porträt eines Landes, das sich selbst
nicht mehr ganz versteht. Mit ›Jenseits der Erwartungen‹ zeigt Russo seine ganze Könnerschaft – als großer Erzähler und als Menschenkenner.
Aus dem Englischen vonMonika Köpfer
Gebunden mit Lesebändchen, 416 Seiten, € 22,–
Erscheint am 19. Mai 2020
Eichborn
Franziska Hauser – Die Glasschwestern
Dunja lebt mit ihren zwei Kindern und deren Vater in der Großstadt, ihre Zwillingsschwester Saphie in einem kleinen Dorf an der ehemals deutsch-deutschen Grenze. Als der Zufall auf irrwitzige Weise zuschlägt und innerhalb kurzer Zeit die Männer der beiden sterben, nähern die Schwestern sich einander wieder an. Dunja zieht in Saphies Hotel und damit zurück in die Welt ihrer Kindheit. Die Geschichte zweier sehr verschiedener Frauen und über die menschliche Fähigkeit, sich immer wieder neu erfinden zu können. Ein Generationenroman aus dem ehemaligen Grenzgebiet, der alte Geschichten, Geheimnisse und Lügen zutage fördert und gleichsam ein Vergeben der Vergangenheit und Annehmen der Gegenwart ermöglicht.
Hardcover, 340 Seiten, 22,00 EUR
Erscheinungstermin: 28.02.2020
Agnete Friis – Der Sommer mit Ellen
Mitten in einer Lebenskrise erhält der Kopenhagener Architekt Jakob einen überraschenden Anruf: Sein Onkel bittet ihn um Hilfe bei der Suche nach einer gewissen Ellen. Widerwillig reist Jakob nach Jütland zur Farm seiner beiden Onkel; es ist eine Reise in seine eigene Vergangenheit. Als 14-jähriger verbrachte Jakob dort einen ganzen Sommer, es war sein Sommer mit Ellen. Ein Sommer, den er immer vergessen wollte – und dessen tragische Geschehnisse ihn jetzt, 40 Jahre später, wieder einholen.
übersetzt aus dem Dänischen von Thorsten Alms
Hardcover, 350 Seiten, 22,00 EUR
Erscheinungstermin: 30.04.2020
Eisele Verlag
Rebecca Makkai: Die Optimisten
Chicago, 1985: Yale ist ein junger Kunstexperte, der mit Feuereifer nach Neuerwerbungen für seine Galerie sucht und einer Gemäldesammlung auf der Spur ist, die seiner Karriere den entscheidenden Schub verleihen könnte. Er ist liiert mit dem Zeitungs-Herausgeber Charlie, pflegt enge Freundschaften und ein aktives Nachtleben. Er ahnt nicht, dass ein Virus, das gerade in Chicagos Boystown zu wüten begonnen hat, einen nach dem anderen seiner Freunde in den Abgrund reißen wird.
Paris, 2015: Fiona, die Schwester von Yales bestem Freund Nico, der damals als Erster an AIDS starb, spürt ihrer Tochter nach, die sich offenbar nicht finden lassen will. Die Suche nach ihr gestaltet sich zu einer Reise in die eigene Vergangenheit, denn in Paris trifft sie auf alte Freunde aus Chicago, die sie an das Gefühlschaos der Achtzigerjahre erinnern und sie mit einem großen Schmerz von damals konfrontieren. Rebecca Makkai erzählt eindrücklich von den Anfängen der AIDS-Epidemie, von der Verzweiflung der Betroffnenen angesichts des Ausgegrenztseins durch Gesellschaft und Politik, aber auch von Optimismus und Zusammenhalt unter Freunden sowie von Kunst und Schönheit. Rebecca Makkais „Die Optimisten“ stand auf der New-York-Times-Bestsellerliste 2018, war für den Pulitzer Prize, den National Book Award nominiert und wurde mit der Carnegie Medal und dem Los Angeles Times Book Prize for Ficition ausgezeichnet. Der Roman ist ein schillerndes Porträt Chicagos in den 1980er Jahren und erzählt von der Liebe in schwierigen Zeiten – als das HI-Virus ganze Freundeskreise auszulöschen drohte – und davon, wie traumatische Ereignisse ein Leben lang prägen können.
Aus dem amerikanischen Englisch von Bettina Abarbanell
624 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 24,-
Erscheinungstermin: 27. März 2020
Julian Barnes nannte Anita Brookner »geistreich, funkelnd, intelligent, reserviert und unberechenbar«, DIE WELT feierte ihren Roman Hotel du Lac als »intelligenten und
raffinierten Versuch über Einsamkeit, Illusion, allgemein menschliche Sehnsucht«. Nach ihrem Debüt Ein Start ins Leben legt der Eisele Verlag nun auch Brookners 1984 mit dem Booker Prize ausgezeichneten Roman neu auf – mit einem Vorwort von Elke Heidenreich. Die Schriftstellerin Edith Hope wurde von ihren Freunden in Zwangsferien an den Genfer See geschickt. Sie finden nämlich, dass Edith sich zu Hause in England unmöglich gemacht hat, als sie, nicht mehr ganz jung und nicht übermäßig attraktiv, am Tag ihrer Hochzeit den Bräutigam sitzenließ. Wider Erwarten ist sie jedoch auch im gepflegt langweiligen Hotel du Lac verschiedenen Anfechtungen ausgesetzt – und gerät in Versuchung, sich erneut zu verloben …
Mit einem Vorwort von Elke Heidenreich.
Aus dem Englischen von Dora Winkler
224 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 20,- €
Erscheinungstermin: 29. Mai 2020
Folio
Jonathan Coe – England
Der Brexit spaltet die britische Gesellschaft und ganz Europa – Coes klug-ironische Komödie zeigt, wie es dazu kommen konnte.
Benjamin Trotter zieht in eine romantische Wassermühle in die Grafschaft Shropshire, ins Herz des ländlichen England, um seinen Roman, an dem er schon 30 Jahre arbeitet, zu beenden. Seine Nichte Sophie fühlt sich im multikulturellen London zu Hause, lebt aber nach der Heirat mit ihrem Mann in der Provinz und spürt ein zunehmendes Unbehagen; ist auch er so fremdenfeindlich wie seine Mutter? Doug, Journalist und Labour-Anhänger, schämt sich für sein luxuriöses Leben im reichen Chelsea, das sich kaum jemand noch leisten kann. In den vermeintlich idyllischen Midlands mit festen Werten und Traditionen kommt eine bizarre Sehnsucht nach Englishness auf, und eine tiefe Kluft zieht in diesem abgehängten Landesteil durch alle menschlichen Beziehungen. Ab wann lief alles schief? Dieser unterhaltsame und fein gesponnene Gesellschaftsroman blickt tief in die Seele des englischen Wesens.
übersetzt von Cathrine Hornung, Dieter Fuchs
Hardcover, 480 Seiten, 25,00 EUR
Erscheinungstermin: 25.02.2020
Frankfurter Verlagsanstalt
Julia Malik – Brauch Blau
Sie erwacht auf einem Hotelbett, sie ist unbekleidet. Ihre Erinnerungen sind im Nebel, dringen nur splitterhaft zu ihr durch. Eine Erkenntnis flutet wie eine heiße Welle ihr Bewusstsein: Sie hat zwei kleine Kinder! Wieso ist sie allein? Eines steht fest: Sie muss sie finden, und zwar schnell. Eine atemlose Suche beginnt. Sie rennt. Sie muss ihr Leben in den Griff und endlich diese Hauptrolle in der Oper bekommen. Alles steht auf dem Spiel:
das Wohlergehen ihrer Kinder und ihr eigenes Selbstverständnis als Karrierefrau und Mutter, die verzweifelt versucht,sich gegen die Selbstaufopferung zur Wehr zu setzen, die ihr der Alltag als Alleinerziehende abverlangt. Sie hat es endgültig satt, allen immer nur zu gefallen. In Brauch Blau sieht eine Mutter rot. Es ist die Geschichte einer Frau, die kämpft:
gegen ihre gesellschaftliche Rolle, die ihr den Atem abschnürt, gegen den Vater ihrer Kinder, der sie nicht nur verlassen hat, sondern der ihre Grenzen übertritt,
gegen die Fremdbestimmtheit und nicht zuletzt gegen sich selbst. Es ist ein Roman
über Mutterinstinkt, weibliche Lust, Versagensängste und Selbstbehauptung, wütend und abgründig, ironisch und leidenschaftlich, radikal und zärtlich. In schnell pulsierenden Sätzen, mit einer starken Sprache und einem zerreißend zarten Blick auf ihre Figuren erzählt Julia Malik von einer Frau, die sich wehrt.
224 Seiten, Schön gebunden, € 22,-
März 2020
Galiani
JAN COSTIN WAGNER – Sommer bei Nacht
Ein Kind verschwindet. Dabei hat seine Mutter den Jungen nur für wenige Momente aus den Augen gelassen. Die Ermittlungen beginnen und schnell stößt die Polizei auf Verbindungen zu einem weiteren vermissten Jungen. Zum Auftakt seiner neuen Reihe erzählt Krimipreisträger Jan Costin Wagner eine spannungsgeladene Geschichte auf einmalig einfühlsame und literarisch meisterhafte Weise. Die Ermittler Ben Neven und Christian Sandner machen sich auf die Suche nach dem fünfjährigen Jannis. Zeugen erinnern sich, dass ein Mann mit einem Teddybär auf dem Arm das Kind während des Flohmarkts in der Grundschule angesprochen hat. Schnell wird Ben und Christian klar, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Und nicht nur das: es scheint einen direkten Zusammenhang mit der nie aufgeklärten Entführung eines weiteren Kindes in Österreich zu geben. Die beiden Polizisten stoßen auf finstere Abgründe.
Jan Costin Wagner verarbeitet in diesem ersten Band einer neuen Reihe gleich mehrere brisante gegenwärtige Themen und rührt dabei tief an in uns allen schlummernden Ängste. Doch das Wagnis gelingt – weil Wagner den Spagat zwischen Empathie und Zurückhaltung beherrscht und literarische Kriminalromane schreibt wie kaum jemand sonst.
320 Seiten, gebunden mit SU
erscheint am 13.02.2020
Hanser Berlin
Nicole Flattery – Zeig ihnen, wie man Spaß hat
Acht Erzählungen über acht Frauen, die ein und dieselbe Person zu unterschiedlichen Zeiten ihres Lebens sein könnten: Die Studentin, die in „Abtreibung. Eine Liebesgeschichte“ mit ihrem Professor schläft, könnte die Collegeabgängerin sein, die in „Zeig ihnen, wie man Spaß hat“ in ihrer irischen Heimatstadt einen Tankstellenjob annimmt, oder die Lehrerin, die in „Noch nicht das Ende“ ihre Freizeit mit Blind Dates verbringt. Eine dieser Frauen wird irgendwann stundenlang unbeweglich auf dem Badezimmerboden liegen. Für eine andere ist sogar das Anziehen zu einer Quelle der Verwirrung geworden. Nicole Flattery zelebriert den Humor einer hohlen Welt, die kurz vor dem Untergang steht. Ihre Erzählungen sind melancholische Gedankenspiele, grotesk und tragisch zugleich. Mit erschreckender Präzision geben sie das Lebensgefühl einer ganzen Generation wieder und verspotten es zugleich.
Storys
übersetzt aus dem Englischen von Tanja Handels
256 Seiten, Fester Einband,20,00 €
Erscheinungsdatum: 17.02.2020
Christina Hesselholdt – Vivian
Als sie im Jahr 2009 stirbt, ist Vivian Maier eine einsame, verarmte Frau, die praktische Männerschuhe bevorzugte und skurrilerweise ständig eine Kamera bei sich trug. Kurz darauf avanciert sie posthum zur genialen Straßenfotografin: In ihrer Wohnung findet man einen riesigen Bilderschatz – an die 200.000 Fotos hat Vivian Maier über die Jahre aufgenommen, die meisten davon jedoch nie entwickelt. Wer war diese Frau, und was hat sie dazu bewogen, ein fotografisches Werk zu schaffen, ohne es je sichtbar zu machen? In Vivian geht Christina Hesselholdt der Faszination dieses Mysteriums nach. Ihr Roman ist ein vielschichtiges, zutiefst inspiriertes literarisches Porträt einer radikal unabhängigen Frau.
übersetzt aus dem Dänischen von Ursel Allenstein
208 Seiten, Fester Einband, 21,00 €
Erscheinungsdatum: 27.04.2020
Richard Ford – Irische Passagiere
Die Menschen, von denen Ford in „Irische Passagiere“ erzählt, haben oft haarscharf die falsche Abzweigung im Leben genommen oder einfach Pech. Es geht so schnell – ein dummer Seitensprung, eine verpasste Chance, plötzliche Krankheit, ein Wirbelsturm, und schon ist man unterwegs zur eigenen Scheidung, muss sich ganz neu orientieren, ist plötzlich der Junge, der seinen Vater verloren hat und zum Außenseiter wird. Aber so klar Ford seine Figuren in ihren Schwächen zeigt, so beiläufig lässt er sie in Würde durch ihre Anfechtungen und Prüfungen gehen. Richard Ford begegnet dem menschlichen Makel in diesem Band mit einer Zärtlichkeit, die zutiefst berührt.
Erzählungen
übersetzt aus dem Englischen von Frank Heibert
288 Seiten, Fester Einband, 22,00 €
Erscheinungsdatum: 27.04.2020
Jim ist Ende dreißig und depressiv. Aus Alaska, wo er lebt, fliegt er nach Kalifornien, wo er aufgewachsen ist. Sein jüngerer Bruder Gary holt ihn vom Flughafen ab – er will auf Jim aufpassen und hofft, dass dieser im Kreis der Familie seine Lebensfreude zurückgewinnt. Doch während Jim wie ein Geist durch die Hinterlassenschaften seines alten Lebens wandelt, wird er von seinen Gedanken vorwärtsgetrieben, auf das Ende zu. In seinem schmerzhaften, radikalen Roman – dem ersten bei Hanser Berlin – imaginiert David Vann die letzten Tage im Leben seines Vaters. Er ist zugleich ein eindringliches Zeugnis der Suche nach Sinn und Erlösung in der unermesslichen Natur.
übersetzt aus dem Englischen von Cornelius Reiber
320 Seiten, Fester Einband, 24,00 €
Erscheinungsdatum: 09.03.2020
Hanser
Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen. Die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür der Bagage klopft. Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin. Mit großer Wucht erzählt Monika Helfer die Geschichte ihrer eigenen Herkunft.
160 Seiten, Fester Einband, 19,00 €
Erscheinungsdatum: 17.02.2020
Pascal Mercier – Das Gewicht der Worte
Seit seiner Kindheit ist Simon Leyland von Sprachen fasziniert. Gegen den Willen seiner Eltern wird er Übersetzer und verfolgt unbeirrt das Ziel, alle Sprachen zu lernen, die rund um das Mittelmeer gesprochen werden. Von London folgt er seiner Frau Livia nach Triest, wo sie einen Verlag geerbt hat. In der Stadt bedeutender Literaten glaubt er den idealen Ort für seine Arbeit gefunden zu haben – bis ihn ein ärztlicher Irrtum aus der Bahn wirft. Doch dann erweist sich die vermeintliche Katastrophe als Wendepunkt, an dem er sein Leben noch einmal völlig neu einrichten kann. Wieder ist Pascal Mercier ein philosophischer Roman gelungen, bewegend wie der „Nachtzug nach Lissabon.“
576 Seiten, Fester Einband, 26,00 €
Erscheinungsdatum: 27.01.2020
Abbas Khider – Palast der Miserablen
Shams Hussein ist ein normaler Junge mit ganz normalen Träumen. In der Hoffnung auf ein friedlicheres Leben ziehen seine Eltern mit ihm und seiner Schwester aus dem Süden des Irak nach Bagdad. Doch aus dem Streben nach einer besseren Zukunft wird in dem von Saddam Hussein beherrschten Land schnell ein Leben in existenzieller Not. Die Familie wohnt neben einem riesigen Müllberg, Shams arbeitet als Plastiktütenverkäufer, als Busfahrergehilfe, als Lastenträger. Und er liebt Bücher. In einer Zeit jedoch, in der ein falsches Wort den Tod bedeuten kann, begibt er sich damit in eine Welt, deren Gefahren er nicht kommen sieht. Ein persönlicher, höchst lebendiger Roman voll unvergesslicher Figuren.
320 Seiten, Fester Einband, 23,00 €
Erscheinungsdatum: 17.02.2020
Ocean Vuong – Nachthimmel mit Austrittswunden
Ich wusste nicht, dass der Preis / dafür, ein Lied zu / betreten, der Verlust / des Rückwegs ist.“ Hier ist sie wieder, die unverwechselbare Stimme von Ocean Vuong, die einen sofort in Bann zieht – ob in seinem gefeierten Roman ‚Auf Erden sind wir kurz grandios‘ oder in diesem Gedichtband, der Vuongs Ruhm begründet hat. In den zwischen Versform und Prosa changierenden Gedichten beschwört Vuong seine Vergangenheit herauf: die Kindheit, die Liebe zum Vater, die Gewalt, die er als schwuler Sohn vietnamesischer Einwanderer auch im Land der erträumten Freiheit Amerika erfährt. Sein preisgekrönter Lyrikband wagt es, mit unerhörter Dringlichkeit und grandioser Poesie die Wunden der Menschheit zu erkunden.
Gedichte
übersetzt aus dem Englischen von Anne-Kristin Mittag
176 Seiten, Fester Einband, 18,00 €
Erscheinungsdatum: 17.02.2020
Haymon
Schon vor Jahren hat Daniel sein Leben auf dem Land hinter sich gelassen. Nun kehrt er für einen Besuch bei seinen Verwandten zurück. Eigentlich will er nur kurz bleiben, um sein dort untergestelltes Auto abzuholen und sein Sabbatical anzutreten. Doch schon kurz nach der Ankunft tritt sein Vorhaben in den Hintergrund: Onkel Alfred ist dement und ohne Unterstützung seiner Frau Klara zu kaum einem Schritt mehr fähig. Nachbar und Witwer Heinz ist mittlerweile bei den beiden eingezogen. Er kann nach einer Krebserkrankung nur noch mit Hilfe eines Sprachcomputers kommunizieren. Der Alltag ist eine Bürde, nur am Laufen gehalten von der rüstigen, aber überforderten Klara. Daniel ist erschüttert von den Verhältnissen in der Alters-WG. Er setzt sich in den Kopf, das Leben der drei zu verbessern.
160 Seiten, gebunden,€19,90
Erscheinungstermin: 03.03.2020
Felix Mitterer – Keiner von euch
Angelo Soliman: ein Leben zwischen Emanzipation und Assimilation
Mitte des 18. Jahrhunderts wird ein Junge von Afrika nach Europa verschleppt und fortan „Angelo Soliman“ genannt. Im sizilianischen Messina tauft man ihn katholisch und erzieht ihn nach höfischer Tradition. Als er schließlich als „Geschenk“ an einen Fürsten geht, beginnt ein beispielloser Lebensweg: Im Wien Maria Theresias steigt er zum Soldaten und schließlich zum Kammerdiener auf, lernt mehrere Sprachen und wird in die Freimaurerloge „Zur wahren Eintracht“ aufgenommen, verkehrt mit Kaiser Joseph II. und Wolfgang Amadeus Mozart. Doch am Ende seines Lebens steht das Ungeheuerliche: Angelo Solimans Körper wird präpariert und im Kaiserlichen Naturalienkabinett ausgestellt – verkleidet als halbnackter „Wilder“ mit Federn und Muschelkette.
336 Seiten, gebunden, €24,90
Erscheinungstermin: 19.05.2020
Hoffmann und Campe
„Ich war einmal ein Mädchen, aber ich bin es nicht mehr.“ Wie ihre Mitschülerinnen wurde Maryam von Boko-Haram-Kämpfern aus ihrer nigerianischen Schule an einen ihnen unbekannten Ort entführt. Mit ihrer Freundin Buki übersteht sie die höllische Gefangenschaft und gemeinsam gelingt ihnen die Flucht. Mit »tiefer, unverbrüchlicher Empathie« (Richard Ford) erzählt Edna O’Brien von einem langen Weg zurück ins Leben, von unvermuteter Hilfsbereitschaft und Mitgefühl. Den kriegerischen Wirren setzt sie die Schönheit der Natur entgegen und gibt der traumatisierten Seele ihre Würde zurück. Aber ist für Maryam überhaupt eine Heimkehr möglich, gibt es doch dort, wo sie einmal zuhause war, keine Sprache für das, was sie durchlebt hat? Für ihren kunstvollen, mutigen Roman hat Edna O’Brien in den letzten Jahren Nigeria bereist und das Schicksal der entführten Mädchen eingehend recherchiert. Es ist ein Buch über ihr Lebensthema: Gewalt gegen Frauen und deren Fähigkeit, diese wieder und wieder zu überwinden. Gewidmet ist es den Müttern und Töchtern Nordostnigerias. „Das Mädchen“ ist Weltliteratur.
Übersetzung:Kathrin Razum
Pappband mit SU, 288Seiten
Erscheinungsdatum:04.03.2020
Kein&Aber
Anne Tyler – Der Sinn des Ganzen
Micah Mortimer liebt Gewohnheiten, Selbstgespräche und eine ordentliche Wohnung. Jeden Tag beginnt er mit einem Morgenlauf um 7.15 Uhr, duscht, frühstückt und widmet sich anschließend geduldig den Computerproblemen seiner Kunden aus der Nachbarschaft. Nachmittags ist er im Nebenjob Hausmeister und kümmert sich um das Mietshaus, in dem er wohnt; ein paar Abende die Woche verbringt er auf der Couch seiner unkomplizierten Freundin Cass. Doch dann droht Cass die Wohnungskündigung, und sie möchte bei ihm einziehen. Und ein Teenager taucht auf, der behauptet, sein Sohn zu sein.
Aus dem Englischen von Michaela Grabinger
Hardcover, 240 Seiten, 22,00 EUR
Erscheinungsdatum 3. März 2020
Kiepenheuer und Witsch
MICHAEL KUMPFMÜLLER – Ach, Virginia
Was vom Leben übrig blieb – ein großer Roman über Virginia Woolf. Wie kaum eine Frau ihrer Zeit steht Virginia Woolf für das Ringen um Eigenständigkeit, um Raum für sich, um eine unverkennbare Stimme. Ihr Leben war überreich an allem – auch an Düsternissen. Michael Kumpfmüller hat einen sprachmächtigen, kühnen Roman über die letzten zehn Tage ihres Lebens geschrieben. Im März 1941 gerät die berühmte Schriftstellerin in ihre letzte große Krise: Sie hat soeben ein neues Buch beendet, über das kleine Cottage im Süden Englands, das sie mit ihrem Mann Leonard bewohnt, fliegen deutsche Bomber. Sie führt das Leben einer Gefangenen, die nicht weiß, wie und wohin sie ausbrechen soll – und am Ende entscheidet sie sich für den Fluss. Diese letzten Tage Virginia Woolfs beschwört Michael Kumpfmüller in seinem neuen Roman eindrücklich herauf. Er zeichnet das Bild einer Person, die in Auflösung begriffen scheint und sich auf die Reise in den Innenraum macht, der eine Welt voller Schrecken und eben auch Wunder ist. »Ach, Virginia« ist ein literarisches Porträt auf kleinstem Raum, aber es ist noch mehr – ein leidenschaftliches Plädoyer für das Leben, ein Versuch der Annäherung, an dessen Ende die Erkenntnis steht, dass man nicht alles billigen muss, was man nachvollziehen kann.
240 Seiten, gebunden mit SU, 22,00 €
erscheint am 13.02.2020
JESSIE GREENGRASS – Was wir voneinander wissen
Ein philosophischer Roman über die Frage, wie man Erkenntnisse gewinnt und die richtigen Entscheidungen trifft.
Eine junge Frau steht vor einer lebensverändernden Entscheidung und stellt sich deshalb die Frage, wie man eigentlich Erkenntnisse gewinnt. Sie überdenkt ihre eigene Situation und die ihrer Mutter und Großmutter, betrachtet aber auch die Erfolge berühmter Wissenschaftler, um so zu verstehen, was das Leben eigentlich ausmacht und wie man voneinander lernen kann. Will ich ein Kind? Will ich es jetzt? Was gibt dem Leben Bedeutung? Die Ich-Erzählerin versucht, im Leben ihrer verstorbenen Mutter und ihrer Großmutter, die Psychoanalytikerin war, Antworten auf diese essenziellen Fragen zu finden. Auf der Suche nach einem Muster, das sich auf ihr eigenes Leben übertragen lässt, nimmt sie Wendepunkte im Leben wichtiger Persönlichkeiten der Medizingeschichte in den Blick: Röntgen und seine Entdeckung der X-Strahlen, Sigmund und Anna Freud und ihre Entwicklung der Psychoanalyse sowie John Hunter, der die Anatomie erforschte. Wie fällt man rationale Entscheidungen, wenn man die emotionalen Konsequenzen nicht absehen kann? Kann man aus der Geschichte und den Errungenschaften anderer lernen und für das eigene Leben Schlüsse ziehen? Die Autorin, für ihre Erzählungen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, erkundet in ihrem ersten Roman auf höchstem Niveau die Angst, folgenreiche Fehler zu machen.
192 Seiten, gebunden mit SU, 20,00 €
erscheint am 07.05.2020
Mit seinem neuen Roman wirft Dave Eggers die Frage auf, ob der Westen in der Lage ist, die komplizierten Verstrickungen eines Entwicklungslands, das sich jahrelang im Bürgerkrieg befand, zu begreifen. Eine kluge, hochaktuelle Parabel und ein echter Pageturner. Zwei Straßenbauer werden von einer internationalen Baugesellschaft in ein vom Bürgerkrieg zerrissenes Land geschickt, um den armen Süden mit dem reichen Norden zu verbinden. Der Präsident des Staates will den noch jungen, fragilen Frieden mit einer Militärparade auf der neuen Straße feiern. Einer der beiden Männer möchte so schnell und korrekt wie möglich seine Arbeit verrichten, um bald wieder nach Hause zu können; der andere ist abenteuerlustig und nimmt voller Freude und Neugier alles mit, was ihm die neue Kultur, die fremden Menschen und das exotisch riechende Essen zu bieten haben. Meter für Meter kämpfen sie sich mithilfe einer hypermodernen Asphaltiermaschine voran. Die Straße wird länger, die Konflikte zwischen den beiden werden härter und nehmen eine dramatische Wendung, als einer der Männer lebensbedrohlich erkrankt. Beide kommen auf dieser Reise an ihre Grenzen – und müssen sich fragen, inwiefern sie der Bevölkerung wirklich helfen, wenn sie ihren Auftrag erfüllen. Tut man automatisch Gutes, wenn man Gutes tun will? In »Die Parade« zeigt sich erneut Dave Eggers’ besondere Begabung, soziale und politische Fragen mit den Mitteln der Literatur zu untersuchen – eine fesselnde Lektüre, die nachdenklich stimmt.
192 Seiten, gebunden mit SU, 20,00
erscheint am 13.02.2020
Klett-Cotta
Vor dem Kriegseintritt der Amerikaner brodelt es in den Straßen New Yorks. Antisemitische und rassistische Gruppierungen eifern um die Sympathie der Massen, deutsche Nationalisten feiern Hitler als den Mann der Stunde. Der deutsche Auswanderer Josef Klein lebt davon relativ unberührt; seine Welt sind die multikulturellen Straßen Harlems und seine große Leidenschaft das Amateurfunken. So lernt er auch Lauren, eine junge Aktivistin, kennen, die eine große Sympathie für den stillen Deutschen hegt. Doch Josefs technische Fähigkeiten im Funkerbereich erregen die Aufmerksamkeit einflussreicher Männer, und noch ehe er das Geschehen richtig deuten kann, ist Josef bereits ein kleines Rädchen im Getriebe des Spionagenetzwerks der deutschen Abwehr. Josefs verhängnisvoller Weg führt ihn später zur Familie seines Bruders nach Neuss, die den Aufstieg und Fall der Nationalsozialisten aus der Innenperspektive erfahren hat, und letztendlich nach Südamerika, wo ihn Jahre später eine Postsendung aus Neuss erreicht. Deren Inhalt: eine Sternreportage über den Einsatz des deutschen Geheimdienstes in Amerika.
304 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, € 22,00
erscheint 22.02.2020 2020
Kunstmann
Der Winter ist vorbei und damit die Zeit, die die Kinder im Haus verbringen müssen, weil es draußen bitterkalt ist, hoch im Norden Kanadas, am Rande des Eismeers. Im Frühling haben die Kinder das Städtchen in der Hand, streunen auf der Suche nach Abenteuern durch die Straßen und durch die Tundra. Nach so wilden Abenteuern, dass sie dabei sogar das Leben riskieren. Die Erwachsenen sind mit eigenen Problemen beschäftigt und können keinen Halt bieten. Im Gegenteil.
Tanya Tagaq erzählt in diesem atemberaubenden Debüt von der Kindheit und Jugend eines Mädchens in der Arktis: von einer übermächtigen Natur, von den allgegenwärtigen Füchsen, den majestätischen Polarbären und den Mythen der Inuit. Unter den furchterregenden und verzaubernden Polarlichtern verschwimmen für das Mädchen die Grenzen zwischen Mensch und Natur, Zeit und Raum, und sie begibt sich auf eine verstörend sinnliche Selbstsuche, um die Wunden zu heilen, an denen in einer sich auflösenden Gemeinschaft alle tragen.
Übersetzt von Anke Caroline Burge
200 Seiten, 20,00 €
lieferbar ab 11.02.2020
Luchterhand
Elizabeth Strout – Die langen Abende
In Crosby, einer kleinen Stadt an der Küste von Maine, ist nicht viel los. Und doch enthalten die Geschichten über das Leben der Menschen dort die ganze Welt. Da ist Olive Kitteridge, pensionierte Lehrerin, die sich auch mit siebzig noch in alles einmischt, so barsch wie eh und je. Da ist Jack Kennison, einst Harvardprofessor, der ihre Nähe sucht. Beide vermissen ihre Kinder, die ihnen fremd geworden sind, woran Olive und Jack selbst nicht gerade unschuldig sind … Ein bewegender Roman, der von Liebe und Verlust erzählt, vom Altern und der Einsamkeit, von Momenten des Glücks und des Staunens.
Aus dem Amerikanischen von Sabine Roth
Hardcover mit Schutzumschlag, 352 Seiten, 20,000
Erscheint am 16. März 2020
Matthes&Seitz
Frank Witzel – Inniger Schiffbruch
Die Beschäftigung mit dem Nachlass seines verstorbenen Vaters ruft im Erzähler von Frank Witzels autobiografischem Roman Erinnerungen an eine Kindheit wach, in der das Fernsehen den Vorabend erfindet. Eine Kindheit voller Disziplinierungsmaßnahmen wie Hausarrest, Tonband- und Fernsehverbot, in der die Eltern ihrem Kind unwissentlich den Schrecken der einst selbst erlittenen Trennung als unentwegte Drohung weitergeben. Eine Kindheit, in der ein Sonntag klar strukturiert, die Kittelschürze für die Hausfrau unabdingbar und die von Erwachsenen erdachte Mondfahrt Peterchens ein Horrorszenario ist wie das der Mainzer Fastnacht. Wie sehr sich das individuell Erlebte und kollektiv Erfahrene gegenseitig durchdringen, zeigt sich, wenn Witzel gerade nicht die inszenierten Bilder aus dem Familienalbum »Unser Kind«, sondern vielmehr die ausgesonderten Aufnahmen mit der Frage zur Hand nimmt, ob nicht sie es sind, die Auskunft darüber geben können, wie etwas wirklich gewesen ist. Im unentwegten Zweifel am Wahrheitsgehalt der eigenen Erinnerungen zeigt sich Frank Witzel einmal mehr als ein so nahbarer wie begnadeter Erzähler, dem es gelingt, über das Persönliche die Verfasstheit einer Nachkriegsgesellschaft in der neuen BRD zu erfassen.
360 Seiten, Gebunden
Erscheint am 28.02.2020
Eric Vuillard – Krieg der Armen
Dürfen die Armen wütend sein, dürfen die an den Rand Gedrängten sich ihre Rechte erkämpfen, notfalls mit Gewalt? Luther sprach ihnen im Zuge der Bauernkriege dieses Recht ab, ein anderer Reformator jedoch schlug sich auf ihre Seite und prägte die beiden Jahre des Aufstands entscheidend. Der Drucker, Utopist, Brandredner und Theologe Thomas Müntzer hatte nicht weniger als einen Sturz der Obrigkeit im Sinn – mit religiösen wie ganz und gar weltlichen Argumenten stellte er sich dem ausbeuterischen Feudalsystem entgegen. Der Preis für seinen Mut war hoch: Für seine sozialrevolutionären Ideen wurde er bereits zwei Jahre nach Beginn der Aufstände enthauptet, doch sein Drängen nach Gerechtigkeit hat ebenso überlebt wie das Selbstverständnis der oberen Klassen, mit dem sie ihre Privilegien rechtfertigen. Vuillard setzt dieser außergewöhnlichen historischen Figur ein fulminantes literarisches Denkmal und beweist mit seiner temporeichen Schilderung der Aufstände, dass Müntzers Kampf nicht zu Ende, die Wut der Armen nicht erloschen und die in der Gesellschaft tief verwurzelte Ungerechtigkeit noch lange nicht beseitigt ist.
100 Seiten, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag
Übersetzung: Nicola Denis
erscheint am 06.03.2020
Nagel & Kimche
Als alleinerziehende Mutter kämpft Lutie Johnson unerschütterlich für ihre eigene Würde und darum, ihren kleinen Sohn Bubb inmitten all der Armut, Gewalt und rassistischen Verachtung, die sie umgibt, zu einem anständigen Menschen heranzuziehen. Schauplatz ist die 116th Street auf der Upper Westside in Manhattan. Keiner entrinnt dieser verkommenen Welt, in der Menschen zwangsläufig roh und stumpf und zu kriminellen Verzweiflungstaten hingerissen werden. Lutie ist entschlossen, den Absprung in ein besseres Leben zu schaffen, doch die Niedertracht der Straße und die Bosheit eines menschenverachtenden Systems stellen sich ihr mit aller Macht in den Weg.
Ann Petry besitzt den unverwechselbaren Ton einer überragenden Erzählerin, ihr Stoff hat bis heute nichts von seiner erschütternden Dringlichkeit verloren.
übersetzt aus dem Englischen von Uda Strätling
Hardcover, 450 Seiten, 24,00 EUR
Erscheinungstermin: 27.01.2020
Penguin
Im Hannover der 1920er-Jahre verschwinden Jungs, einer nach dem anderen, spurlos. Steckt ein bestialischer Massenmörder dahinter? Für Robert Lahnstein, Ermittler im Fall Haarmann, wird aus den Gerüchten bald schreckliche Gewissheit: Das Deutschland der Zwischenkriegszeit, selbst von allen guten Geistern verlassen, hat es mit einem Psychopathen zu tun. Lahnstein, der alles dafür gäbe, dass der Albtraum aufhört, weiß bald nicht mehr, was ihm mehr zu schaffen macht: das Schicksal der Vermissten; das Katz-und-Maus-Spiel mit dem mutmaßlichen Täter; die dubiosen Machenschaften seiner Kollegen bei der Polizei; oder eine Gesellschaft, die nicht mehr daran glaubt, dass die junge Weimarer Republik sie vor dem Verbrechen schützen kann. Dirk Kurbjuweit inszeniert den spektakulärsten Serienmord der deutschen Kriminalgeschichte psychologisch raffiniert und extrem fesselnd. Eindringlich ergründet er die dunkle Seite der wilden 1920er-Jahre, zeigt ein Zeitalter der traumatisierten Seelen, der politischen Verrohung, der massenhaften Prostitution. So wird aus dem pathologischen Einzelfall ein historisches Lehrstück über menschliche Abgründe.
Hardcover, 320 Seiten, 22,00 EUR
Erscheinungstermin: 24.02.2020
Rowohlt
Arizona, um 1890. Ein neuer Morgen eines zu heißen Sommers bricht an für Nora Lark. Ihre Farm ist bedroht von Dürre und mächtigen Viehzüchtern, neuerdings auch, so glaubt ihr kleiner Sohn Toby, von einem monströsen Tier, das draußen umherstreift. Seit Tagen ist Noras Mann verschwunden, nachts sind die beiden älteren Söhne im Streit davongeritten, und irgendwer ist ins Brunnenhaus eingebrochen. Doch Nora stehen noch ganz andere Prüfungen bevor – die über das Schicksal ihrer Familie entscheiden werden.
Das liegt auch an Lurie, Waise eines Einwanderers aus dem Osmanischen Reich, der vom kleinen Ganoven zum verfolgten Outlaw wurde, schließlich einen unerwarteten Gefährten findet und in einem Trupp der U.S. Army untertaucht. In Luries abenteuerlichem Leben verdichten sich das Heldentum und die Niedertracht der Epoche zu einem schrecklichen, prächtigen, epischen Bogen – mit immer überraschenden Wendungen.
Téa Obreht erzählt in ihrer bildhaft leuchtenden, einzigartigen Sprache den amerikanischen Gründungsmythos neu. «Herzland» zeigt die Siedlerzeit mit all ihrer Härte und zugleich einen schillernden, unbekannten Wilden Westen – in dem die Konflikte des heutigen Amerika schon aufscheinen.
übersetzt von Bernhard Robben
Hardcover, 512 Seiten, 24,00 EUR
Erscheinungstermin: 10.03.2020
Jhumpa Lahiri – Wo ich mich finde
Nach „Tiefland“ ist dies der lange erwartete neue Roman der Pulitzer-Preisträgerin Jhumpa Lahiri.
Eine allein lebende Italienerin in den Vierzigern: unsicher, scheu, orientierungslos, sich selbst fremd. Die Arbeit als Universitätsangestellte garantiert ihr einen unspektakulären Tagesablauf. Sie begibt sich stets an dieselben, ihr vertrauten Orte, in ihre Lieblingsbar, die Schwimmhalle, die Buchhandlung um die Ecke. An den Wochenenden besucht sie ihre alte Mutter. Ihre Einsamkeit lässt sie die Menschen um sich herum genau betrachten – auf der Straße, bei der Maniküre, im Supermarkt, im Zug.
Die Tage vergehen, die Jahreszeiten wechseln sich ab. Und eines Tages, bei einem Ausflug ans Meer, geschieht etwas Unerwartetes. Sie trifft eine Entscheidung, die sie selbst überrascht. Lahiri, bekannt für ihre feinste Beobachtungsgabe und Präzision bei der Figurendarstellung, entwirft das ergreifende Stimmungsbild einer Frau, die an einen Wendepunkt ihres Lebens gerät und deren Schicksal einem ans Herz geht. Suggestive, luzide Prosa mit einem großen Sog.
übersetzt von Margit Knapp
Hardcover, 160 Seiten, 20,00 EUR
Erscheinungstermin: 19.05.2020
Rami Elhanan und Bassam Aramin sind zwei Männer. Rami braucht fünfzehn Minuten für die Fahrt auf die West Bank. Bassam braucht für dieselbe Strecke anderthalb Stunden. Ramis Nummernschild ist gelb, Bassams grün.
Beide Männer sind Väter von Töchtern. Beide Töchter waren Zeichen erfüllter Liebe, bevor sie starben. Ramis Tochter wurde 1997 im Alter von dreizehn Jahren von einem palästinensischen Selbstmordbomber vor einem Jerusalemer Buchladen getötet. Bassams Tochter starb 2007 zehnjährig mit einer Zuckerkette in der Tasche vor ihrer Schule durch die Kugel eines israelischen Grenzpolizisten.
Ramis und Bassams Leben ist vollkommen symmetrisch. Ramis und Bassams Leben ist vollkommen asymmetrisch. Rami und Bassam sind Freunde.
Apeirogon: eine zweidimensionale geometrische Form mit einer gegen unendlich gehenden Zahl von Seiten. Während „Apeirogon“ nach und nach seine nahezu unendlichen Seiten auffächert und die beiden Männer in seiner Mitte rahmt, entfaltet sich der Palästinakonflikt in seiner ganzen Historie und Komplexität. Dies ist Colum McCanns überwältigendes Meisterwerk – ein Roman, der das Unbeschreibliche sinnlich und sinnhaft erfahrbar, greifbar macht. Ein kaleidoskopischer Text stellt die zeitlose Frage: Wie leben wir weiter, wenn das Liebste verloren ist? Und: Wie kann der Mensch Frieden finden? Mit sich selbst, mit anderen.
übersetzt von: Volker Oldenburg
640 Seiten, € 25,00
Erscheinungstermin: 21.07.2020
Schöffling
Damiano Femfert – Rivenports Freund
Argentinien, 1952. Wie aus dem Nichts taucht in der verschlafenen Kleinstadt S. ein junger Mann auf. Er ist schwer verletzt, hat nichts als seine Kleider am Leib und scheint sein Gedächtnis verloren zu haben. Nur einen Namen wiederholt er immer wieder: Kurt.
Doktor Rivenport, der Direktor des örtlichen Krankenhauses, ist über die Einlieferung des neuen Patienten gar nicht erfreut. Er stört sein geruhsames Leben im perfekten Gleichgewicht zwischen den Pflichten als Arzt und seiner Passion: dem Fangen und Präparieren von Schmetterlingen. Am liebsten würde er Kurt gleich wieder loswerden, doch das ist nicht so einfach. Polizei und Lokalpolitik kommen mit ihren Untersuchungen nicht weiter. Die Nonnen, die Kurt zunächst aufgenommen haben, setzen ihn vor die Tür. Rivenport bleibt keine andere Wahl, als seinen ehemaligen Patienten bei sich zu Hause aufzunehmen. Langsam wächst seine Faszination für Kurt, und er beginnt, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Diese führen ihn schließlich zurück in die jüngste Vergangenheit der europäischen Geschichte. Ist Kurt einer der vielen Deutschen, die ins Land gekommen sind? Ist er Opfer oder Täter? Und was würde das für ihre Freundschaft bedeuten?
304 Seiten. Gebunden. Lesebändchen.€ 22,00
Erscheint am 4. Februar 2020
S.Fischer
Ingo Schulze – Die rechtschaffenen Mörder
Wie wird ein aufrechter Büchermensch zum Reaktionär – oder zum Revoluzzer? Eine aufwühlende Geschichte über uns alle
Norbert Paulini ist ein hoch geachteter Dresdner Antiquar, bei ihm finden Bücherliebhaber Schätze und Gleichgesinnte. Über vierzig Jahre lang durchlebt er Höhen und Tiefen. Auch als sich die Zeiten ändern, die Kunden ausbleiben und das Internet ihm Konkurrenz macht, versucht er, seine Position zu behaupten. Doch plötzlich steht ein aufbrausender, unversöhnlicher Mensch vor uns, der beschuldigt wird, an fremdenfeindlichen Ausschreitungen beteiligt zu sein. Die Geschichte nimmt eine virtuose Volte: Ist Paulini eine tragische Figur oder ein Mörder?
Auf fulminante Weise erzählt Ingo Schulze von unserem Land in diesen Tagen und zieht uns den Boden der Gewissheiten unter den Füßen weg.
Hardcover, 272 Seiten, 21,00 EUR
Erscheinungstermin: 04.03.2020
Steidl
Andreas Heidtmann – Wie wir uns lange Zeit nicht küssten, als ABBA berühmt wurde
Unglaubliches geschieht im Frühjahr 1974: Die schwedische Popgruppe Abba gewinnt den Eurovision Song Contest und wird über Nacht weltberühmt. Ben Schneider und seine Freunde wittern Verrat: Ihre musikalischen Helden heißen Hendrix, Lennon und Dylan, in deren Songs geht es um Existenzielles, um Revolte, Drogen und Utopien. Sie leiden darunter, dass ihnen fortan aus Hitparaden und Jugendclubs Waterloo entgegenschallt. Gegen die dörfliche Tristesse am Rande des Ruhrgebiets hilft Ben manchmal nur das Spiel auf einem alten Klavier, das neben dem Grundig- Musikschrank wie ein Fremdkörper wirkt. Ein elektrisierendes Alter in einer dörflich entschleunigten Zeit, die Ben und seine Freunde jedoch nicht vor den Tragödien des Lebens bewahrt. Denn wo steht geschrieben, wie man ein Mädchen das erste Mal küsst, oder wie man verkraften soll, dass ein Klassenkamerad stirbt? Es beginnt ein Sommer der stillen Revolte und der ersten Liebe. Alles könnte so leicht sein, aber das ist es nicht – denn das Herz funktioniert anders als der Verstand und das Unbehagen ist allgegenwärtig, schielt aus muffigen Partykellern und gepflegten Vorgärten und lässt sich nur gemeinsam ertragen – mit Freunden, exzessiver Musik und der Hoffnung auf rauschhafte Momente.
280 Seiten, Fester Einband / Leineneinband, € 22.00
Erscheint 02/2020
Felka Platek, ein jüdisches Mädchen aus Warschau, will Malerin werden. Gegen alle Konventionen und gegen den Willen ihrer Eltern. Sie verlässt ihre Familie und geht nach Berlin. Dort trifft sie den Maler Felix Nussbaum. Der Beginn einer Liebesgeschichte. Doch diese Geschichte hat kein gutes Ende. Felka Platek und Felix Nussbaum werden in Auschwitz ermordet.
Ein alter Mann und eine alte Frau stehen in einem Wäldchen. Es riecht seltsam, grauer Staub scheint sich auf alles herabzusenken. Die Liebsten wurden schon zu den Duschen geschickt, nackt. Die Kleidung sorgsam gefaltet. Sie aber stehen da und warten.
Eine junge Frau kehrt zurück, sie hat Unvorstellbares überlebt. In ihrem Herzen trägt sie das Haus ihrer Familie, ein leeres Haus. Einen langen Weg geht die Frau, der sie schließlich in eine neue Heimat führt. Weit weg von den Schatten der Vergangenheit. Nach Pittsburgh.
Jede der hier erzählten Geschichten steht für sich und doch sind sie miteinander verbunden, weil sie sich auf den gleichen schrecklichen Ort beziehen und dieselbe Vorgeschichte haben. Diese Vorgeschichte erstreckt sich über mehr als vier Jahrzehnte und spielt in verschiedenen Ländern, überall dort, wo Auschwitz-Überlebende für sich eine neue Heimat gefunden haben. Die Texte sind entstanden nach zahllosen Begegnungen und Gesprächen mit jüdischen Überlebenden, die Christoph Heubner, an ihren Erinnerungen und Empfindungen, ihrer Verlorenheit, ihrer Empörung und ihrem Leben teilhaben ließen. Und in ihnen stecken auch die Worte, mit denen die Überlebenden die Bilder ihrer ermordeten Familienangehörigen beschwören.
112 Seiten, Fester Einband / Leineneinband, € 14.80
Erscheint 12/2019
Suhrkamp
Katya Apekina – Je tiefer das Wasser
Edie und Mae sind Schwestern. Die Mutter der beiden hat versucht sich umzubringen, und nun werden sie weggeschafft, aus ihrem Heimatkaff in Louisiana nach New York, aus der Obhut einer labilen Fantastin zum weltberühmten Schriftstellervater, der die Familie vor Jahren verließ. Für Edie bedeutet die neue Umgebung einen unverzeihlichen Verrat, für Mae die langersehnte Möglichkeit der Befreiung. Schnell kommt es zum Bruch. Während die eine einen verzweifelten Rettungsversuch unternimmt, lässt sich die andere ein auf die Zuneigung des Vaters und die Bitte, ihm beim Schreiben seines neuen Romans über die Mutter zu helfen. Alle sind sie getrieben von einer Obsession: Verstehen, was zwischen ihnen, was tief in ihnen vor sich geht.
Ein Roman über das Schicksal zweier Schwestern und die Kräfte, die in einer Familie wirken. Über das, was in unserem Inneren tobt, und die Wirklichkeit. Und wie zwischen beidem vermittelt wird, durch Sprache, Liebe, Kunst … Von der Suche nach der Grenze zwischen zwei Menschen ist Katya Apekina zurückgekehrt: mit einem Roman, der Grenzen verwischt.
Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit
Gebunden, 396 Seiten, 24,00 €
geplantes Erscheinen: 17.02.2020
Anna Katharina Hahn – Aus und davon
Um Himmelswillen, wo bleibt der Junge? Als ihr kleiner Enkel Bruno nicht zum Essen kommt, meint Elisabeth, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren. Ihre Tochter Cornelia hat sich von ihrem Mann getrennt und nimmt eine »Auszeit« in Pennsylvania. Stella, Brunos hinreißende ältere Schwester, treibt sich mit ihren Peers irgendwo in der Stadt herum. Und Bruno ist einfach weg. Unerreichbar. Einmal noch wollte Elisabeth Verantwortung übernehmen, Cornelia vier Wochen lang alles abnehmen, ohne Wenn und Aber. Doch seit dem Schlaganfall ihres Mannes ist der alte Schwung hin, und helfen kann ihr keiner.
Anna Katharina Hahn entfaltet ein weites Panorama zwischen den Generationen, die einander immer weniger zu sagen haben. Da sitzt Elisabeth mit ihren Enkeln in Stuttgart, dessen Überfluss nicht mehr zu den Nöten der Menschen in ihrer Umgebung zu passen scheint. Auf der anderen Seite meldet sich ihre Tochter aus dem flirrenden Manhattan oder den Weiten eines provinziellen Hinterlands. Durch Bilder und Textnachrichten, die um die halbe Welt geschickt werden, scheint das alles irgendwie zusammenzuhängen. Doch was nützt das, wenn ein Kind nicht nach Hause kommt? Aus und davon ist der Familienroman des 21. Jahrhunderts.
Gebunden, 300 Seiten, 24,00 €
Gepl. Erscheinen: 18.05.2020
Zwei Tage nach dem Fall der Mauer verlassen Inge und Walter Bischoff ihr altes Leben – die Wohnung, den Garten, ihre Arbeit und das Land. Ihre Reise führt die beiden Fünfzigjährigen weit hinaus: Über Notaufnahmelager und Durchgangswohnheime folgen sie einem lange gehegten Traum, einem »Lebensgeheimnis«, von dem selbst ihr Sohn Carl nichts weiß. Carl wiederum, der den Auftrag verweigert, das elterliche Erbe zu übernehmen, flieht nach Berlin. Er lebt auf der Straße, bis er in den Kreis des »klugen Rudels« aufgenommen wird, einer Gruppe junger Frauen und Männer, die dunkle Geschäfte, einen Guerillakampf um leerstehende Häuser und die Kellerkneipe Assel betreibt. Im U-Boot der Assel schlingert Carl durch das archaische Chaos der Nachwendezeit, immer in der Hoffnung, Effi wiederzusehen, »die einzige Frau, in die er je verliebt gewesen war«.
Ein Panorama der ersten Nachwendejahre in Ost und West: Nach dem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Bestseller Kruso führt Lutz Seiler die Geschichte in zwei großen Erzählbögen fort – in einem Roadtrip, der seine Bahn um den halben Erdball zieht, und in einem Berlin-Roman, der uns die ersten Tage einer neuen Welt vor Augen führt. Und ganz nebenbei wird die Geschichte einer Familie erzählt, die der Herbst 89 sprengt und die nun versuchen muss, neu zueinander zu finden.
Gepl. Erscheinen: 09.03.2020
Gebunden, 500 Seiten, 24,00 €
Tropen
»Der Tag, an dem Irgendwer McIrgendwas mir eine Waffe auf die Brust setzte, mich ein Flittchen nannte und drohte, mich zu erschießen, war auch der Tag, an dem der Milchmann starb.« Mit Milchmann legte Anna Burns das literarische Großereignis des vergangenen Jahres vor. Ein Roman über den unerschrockenen Kampf einer jungen Frau um ein selbstbestimmtes Leben – weltweit gefeiert und ausgezeichnet mit dem Man Booker Prize. Eine junge Frau zieht ungewollt die Aufmerksamkeit eines mächtigen und erschreckend älteren Mannes auf sich, Milchmann. Es ist das Letzte, was sie will. Hier, in dieser namenlosen Stadt, erweckt man besser niemandes Interesse. Und so versucht sie, alle in ihrem Umfeld über ihre Begegnungen mit dem Mann im Unklaren zu lassen. Doch Milchmann ist hartnäckig. Und als der Mann ihrer älteren Schwester herausfindet, in welcher Klemme sie steckt, fangen die Leute an zu reden. Plötzlich gilt sie als »interessant« – etwas, das sie immer vermeiden wollte. Hier ist es gefährlich, interessant zu sein. Doch was kann sie noch tun, nun, da das Gerücht einmal in der Welt ist? Milchmann ist die Geschichte einer jungen Frau, die nach einem Weg für sich sucht – in einer Gesellschaft, die sich ihre eigenen dunklen Wahrheiten erfindet und in der jeglicher Fehltritt enorme Konsequenzen nach sich zieht.
Aus dem Englischen von Anna-Nina Kroll
ca. 448 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Erscheinungstermin 22.02.2020, 25,00
Verbrecher
Alexandra Riedel – Sonne Mond Zinn
Dinge passieren. Menschen auch. So sagt es jedenfalls Esther Zinn. Dass das Eingeständnis ihrer Existenz, eines unehelichen Kindes, Probleme bereitet, erfährt auch ihr Sohn auf der Beerdigung seines Großvaters, dem Vater seiner Mutter.
Alexandra Riedels Debütroman »Sonne, Mond, Zinn« widmet sich einem existentiellen Thema in einer poetischen wie klaren Sprache und macht dabei die Wichtigkeit und Härte des Sujets deutlich: Es geht um die Liebe der Eltern und die Liebe, die Kinder ihren Eltern entgegenbringen. Und um den großen Schmerz, wenn sie fehlt.
Die Geschichte um Esther Zinn bewegt sich zwischen Wirklichkeiten und Möglichkeiten, Erinnerungen und Sehnsüchten und führt die Leser*innen in weite Ferne bis an den äußersten Rand unseres Sonnensystems.
Hardcover, 124 Seiten, 19,00 €
erscheint am 21.01.2020
Wagenbach
Eine rasante Kriminalliebesgeschichte im kanadischen Nirgendwoland, voller lustiger Begebenheiten und kurioser Wendungen. Und mittendrin der Kulturkampf zwischen französischem Folk und englischem Rock, zwischen Chevy und Ford und anderen unüberbrückbaren Gegensätzen. Agathe und ihr hünenhafter Ehemann Réjean haben das Geheimnis einer harmonischen und sinnlich erfüllenden Ehe entdeckt: großzügig akzeptierte kleine Lügen. Auch nach 20 Jahren freut sich Agathe über seine Angler-Erfolge – obwohl der mitgebrachte Fisch offensichtlich aus dem Kühlregal kommt. Als genau dieser Ehemann von einem ebensolchen Angelausflug nicht mehr heimkehrt und sein vielgeliebter Chevy Silver mitsamt dem unberührten Proviantkorb aufgefunden wird, tun sich allerdings ein paar Fragen auf. Der trauernden Agathe geht bald das Geld aus, und so fängt sie an, in einem kirmeligen Elektronikgeschäft zu arbeiten. Ihre Kollegin Debbie, eine Ex-Cheerleaderin, bringt ihr das Autofahren, das Rock-and-Roll-Tanzen und noch so manches andere bei. Gleichzeitig wird Agathe von Réjeans Autoverkäufer und, wie sich herausstellt, allerbestem Freund heimlich verfolgt. Bis der Verlorengeglaubte einigermaßen verändert plötzlich wieder vor der Tür steht.
Aus dem kanadischen Englisch von Barbara Schaden
SALTO. 144 Seiten. Gebunden mit Schildchen und Prägung. Rotes Leinen, 18,– €
ersch. März 2020
Zsolnay Deuticke
Birgit Birnbacher – Ich an meiner Seite
Der Roman der Bachmann-Preisträgerin von 2019: Humorvoll und empathisch erzählt Birgit Birnbacher vom jungen Arthur, der nach seiner Zeit im Gefängnis nur schwer eine neue Chance bekommt. Arthur, 22, still und intelligent, hat 26 Monate im Gefängnis verbracht. Endlich wieder in Freiheit stellt er fest, dass er so leicht keine neue Chance bekommt. Ohne die passenden Papiere und Zeugnisse lässt man ihn nicht zurück ins richtige Leben. Gemeinsam mit seinem unkonventionellen Therapeuten Börd und seiner glamourösen Ersatzmutter Grazetta schmiedet er deshalb einen ausgefuchsten Plan. Eine kleine Lüge, die die große Freiheit bringen könnte … Humorvoll und empathisch erzählt Bachmann-Preisträgerin Birgit Birnbacher davon, wie einer wie Arthur überhaupt im Gefängnis landen kann, und geht der großen Frage nach, was ein „nützliches“ Leben ausmacht.
304 Seiten, Fester Einband, 23,00 €
Erscheinungsdatum: 09.03.2020
Maries Leben ist perfekt. Sie ist jung und erfolgreich, ihr Mann ist Anwalt, jetzt wollen die beiden ein Kind. Da passiert das Unfassbare. Marie wird von ihrem Chef auf dem Heimweg brutal vergewaltigt. Und er setzt sie so unter Druck, dass sie niemandem, nicht einmal ihrem Mann, davon erzählt. Die junge französische Autorin Inès Bayard lässt in ihrem eindrucksvollen Debütroman keinen Zweifel: an dem, was geschehen ist, und daran, dass Marie keine Schuld trifft. Und doch müssen wir zusehen, wie Marie der Moment, in dem sie noch Hilfe suchen könnte, entgleitet, wie sie vom Opfer zur Täterin wird … „Scham“ ist ein emotional fesselnder Roman, ein Leseereignis, dem man sich nicht entziehen kann.
224 Seiten, Fester Einband, 22,00 €
übersetzt von Theresa Benkert
Erscheinungsdatum: 17.02.2020
Hubert von Goiserns literarisches Debüt: Ein musikalischer Roman über Liebe, Sehnsucht und das flüchtige Glück.
Maria ist verschwunden. Seit Monaten hat Herwig, mit dem sie seit fast dreißig Jahren verheiratet ist, nichts von ihr gehört. Dass sie ihren Job gekündigt und seinen Volvo mitgenommen hat, lässt zumindest hoffen, dass sie noch am Leben ist. Doch was ist passiert, mit ihrer Ehe, ihrer Liebe, ihrem gemeinsamen Leben? Hubert Achleitner schickt seine Protagonisten auf eine abenteuerliche Reise, die sie von den österreichischen Bergen quer durch Europa bis nach Griechenland führt. Und die für beide doch in erster Linie eine hochemotionale Reise in ihr Inneres bedeutet. Ein weiser und sehr musikalischer Roman über Liebe und Sehnsucht, das Schicksal und das flüchtige Glück … „Flüchtig wie die angezupften Töne der Bouzouki waren die Begegnungen mit diesen Menschen. Dennoch hinterließ jeder von ihnen eine Melodie in meinem Herzen, die weiterschwingt.“
304 Seiten, Fester Einband, 23,00 €
Erscheinungsdatum: 27.04.2020
Nun beginnt auch für mich die Zeit der Auswahl und Beschränkung. Ich freue mich drauf und bin gespannt, wer es auf die Leseliste letztendlich schafft. Es gibt da so sicher gesetzte Kandidaten wie Elizabeth Strout, Eric Vuillard, Richard Ford, Colum McCann oder Richard Russo. Bücher auf deren Übersetzung ich schon gespannt warte wie Milchmann und natürlich James Baldwins Giovannis Room. Aber auf ganz viele andere Titel bin ich sehr neugierig. Es wird nicht leicht.
Wie sieht es bei euch aus? Auf was freut ihr euch am meisten? Was gehört unbedingt noch auf meine Liste?
Danke für diese großartige Aufstellung, werde mir daraus eine schöne Wunschliste zusammenstellen. Liebe Grüße Isabel
Sehr gerne, liebe Isabel. Ich hoffe, du findest großartigen Lesestoff. Viele Grüße!
Liebe Petra,
bin ich froh, dass du immer so fleißig schaust und sondierst! Einiges ist mir bereits vorab über den Bildschirm geflattert und ich hatte es mir notiert. Schön, dass ich diese Bücher hier wieder finde! 🙂 Ansonsten werde ich deine interessante Liste intensiver durcharbeiten.
Ich sehe gerade, dass du „Die Zeuginnen“ liest. Bin gespannt, was du sagst. Ich war eher enttäuscht vom Buch. Hatte nur leider bisher keine Zeit eine Rezension zu schreiben. Verraten kann ich dir aber, dass es für mich nur 3 Sterne waren. Ich werde wohl auch nur eine Kurzmeinung schreiben.
Hab eine schöne Woche,
GlG, monerl
Liebes Monerl, ich war ehrlich gesagt schon ein wenig vorgewarnt mit den Zeuginnen. Deshalb ist meine Enttäuschung nicht ganz so groß gewesen. Es ist ein ganz unterhaltsamer, gut geschriebener Roman. Mehr eher nicht. das kann enttäuschen, gerade weil Der Report der Magd so etwas besonderes war. Ich habe das Buch trotzdem ganz gern gelesen. Sterne gebe ich ja nicht, wäre aber ziemlich bei dir (vllt. 3,5 😉 ) LG
Schöne Übersicht!
Ich habe ein Büchlein, wo ich mir anhand der Vorschauen notiere, was ich gern lesen möchte. Es ist eine Vorauswahl, die sich dann doch durch persönliche Empfehlungen oder Kritiken verändert oder ergänzt.
Viele Grüße!
Oh, von deiner Auswahl hab ich auch schon einiges auf meiner Wunschliste!
„Die Bagage“ habe ich sogar schon gelesen. Die hat mir außerordentlich gut gefallen.
Dann rutscht die gleich mal durch auf meine verbindliche Leseliste! 😉 Danke dir für den Tipp. Liebe Grüße!
Gern. Liebe Grüße zurück! ?