Das Debüt 2020 – Der Bloggerpreis für Literatur

Bereits zum vierten Mal darf ich Mitglied der Jury für Das Debüt 2020 sein – Der Bloggerpreis für Literatur, bei dem ein besonders bemerkenswerter Debütroman auszeichnet wird. Das freut mich sehr! Doch was ist der Debütpreis?

Zur Erinnerung hier noch einmal die Ausschreibung der Initiatorinnen:

„Das Literaturblog „Das Debüt“ ( Anm.: Bozena Anna Badura, Sarah Jäger und Janine Hasse) lobte 2016 zum ersten Mal den Bloggerpreis für das beste deutschsprachige Romandebüt des Jahres aus. In diesem Jahr geht es weiter! Eingereicht werden können Debütromane, die erstmals im Jahr 2019 veröffentlicht werden. Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2019. Die Auszeichnung und der Preis von 600 Euro werden dem Preisträger/der Preisträgerin voraussichtlich im Frühjahr 2020 während einer Veranstaltung in Essen verliehen.

Ein Debütroman kann nur über den Verlag mit Einverständnis des Autors/der Autorin eingereicht werden. Vorschläge und Empfehlungen von Bloggern für „Das Debüt 2019“ sind erwünscht. Die empfohlenen Romane werden von den Organisatoren berücksichtigt und bei den Verlagen angefragt. Zugelassen sind sowohl Print- als auch reine Digitalverlage. Selbstverlage sind von der Einreichung ausgeschlossen. Das Werk muss in deutscher Sprache verfasst sein, Übersetzungen werden nicht berücksichtigt. Der Roman muss in dreifacher Ausfertigung als Printmedium (Druckfahnen, Buch etc.) zur Verfügung gestellt werden.

„Das Debüt“ erstellt aus den Einreichungen eine Shortlist. Über den Gewinner entscheiden dann ausschließlich Literaturblogger.“

die jury

Die Jury besteht 2020 aus 17 Literaturbloggern, die meisten davon Wiederholungstäter. Auch dieses Mal werden wir uns durch die Shortlist lesen, diskutieren, im positivsten und friedlichsten Sinne streiten und hoffentlich wieder viel Freude haben. Wir werden unsere Leseerfahrungen und natürlich auch unsere Zwischen- und Endurteile auf unseren Blogs und anderen Kanälen mit euch teilen. Teilnehmer sind:

Die Bücher

In den letzten beiden Jahren war die Entscheidung für mich recht einfach, sowohl Nadine Schneider 2019 mit „Drei Kilometer“ als auch Bettina Wilpert mit „Nichts was uns passiert“ waren meine absoluten Favoritinnen. Ich konnte bei den Preisverleihungen im Café Livres und 2020 coronabedingt in den Sommer in die Zeche Carl verlegt, dabeisein und habe die Abende in sehr schöner Erinnerung.

Sarah, Bozena und Janine haben sich wieder durch über 60 Titel hindurchgelesen und fünf davon auf die Shortlist gesetzt. Es waren wieder sehr prominente Bücher darunter, so das für den Deutschen Buchpreis nominierte und auf der Shortlist positionierte „Streulicht“ von Deniz Ohde, das auch den Aspekte Literaturpreis erhielt. Daneben standen aber auch wieder ganz neue Namen und Kleinst-Verlage. Die Mischung ist immer wieder hochinteressant. Und das spannendste ist: welche Titel schaffen es auf die Shortlist.

Spekulationen über die Shortlist verbiete ich mit mittlerweile. Bozena, Sarah und Janine wissen immer wieder zu überraschen. Dieses Jahr haben sie aber tatsächlich zwei meiner Favorit:innen erwählt, worüber ich mich sehr freue.

Und hier ist sie nun, die Shortlist: (Texte von den Verlagsseiten) deshalb:

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Lucia Leidenfrost - Wir verlassenen KinderLUCIA LEIDENFROST – Wir verlassenen Kinder

Ein abgeschiedenes Dorf. Leere Bauernhöfe. Eine aufgelassene Schule. Die Erwachsenen haben nach und nach das Dorf verlassen. Zurückgeblieben sind die Kinder. Sie empfangen Pakete und Geld. Sie kochen, putzen und pflegen die Großeltern und kleinen Geschwister. Scheinbar soll Krieg herrschen rundherum. Als auch der einzige Lehrer das Dorf verlässt, beginnen die Kinder, ihre eigenen Gesetze und Regeln aufzustellen. Was harmlos beginnt, wird rasch zu einem System aus Gewalt und Macht, dem sich alle zu unterwerfen haben. Nur Mila will sich nicht beugen und wird zur Außenseiterin, die bis zum Ende für das Gute kämpft. Lucia Leidenfrost entwirft in ihrem ersten Roman eine unheimliche und vielstimmige Parabel. Das Dorf könnte überall stehen, zu jeder Zeit. Gerade das verleiht dem Roman eine durchdringende Aktualität. Doch so düster die Aussichten auch sein mögen, die Hoffnung leuchtet kraftvoll wie ein Stern in der Dunkelheit

192 Seiten, Kremayr & Scheriau 2020, 19,90 €

Leseprobe

 

David Misch - Schatten über den Brettern

David Misch – Schatten über den Brettern

Ein Theaterspieler in Zeiten zunehmender Repression. Er ist hin- und hergerissen zwischen gesellschaftlichen Anforderungen und dem Streben nach Selbstverwirklichung. Seine Figuren und Rollen, die er nicht spielen muss, weil sie in ihm zur Realität geworden sind, bedeuten ihm alles. Eine Kulturverordnung droht sie ihm zu nehmen und der Kampf gegen die neue Autorität im Lande stellt Beziehungen und eigenes Ich mehr denn je in Frage.

In seinem ersten Roman beschwört David Misch eine abgrundtief böse Macht herauf, die aus der Mitte einer Gesellschaft entsteht, in der Reflexionsvermögen und mahnende Erinnerungen schwinden. Eine konkrete Dystopie: Prinzip Warnung.

298 Seiten, Duotincta Verlag, € 17,00

Leseprobe

 

Cihan Acar - HawaiiCihan Acar – Hawaii

Es sind die heißesten Tage im Jahr, Hundstage, die, so glauben manche, schweres Unheil bringen. Kemal Arslan läuft durch Heilbronn, ein Fußballstar, der nach einem Unfall seine Karriere beenden und von vorn anfangen muss. Unbeteiligt steht er auf einer türkischen Hochzeit herum, geht in ein Striplokal und ins Wettbüro, gerät mitten hinein in eine Straßenschlacht zwischen Rechten und Migranten, trifft seine Exfreundin Sina und besucht seine Eltern, die, wie die meisten Türken der Stadt, in Hawaii wohnen, einem Problembezirk mit heruntergekommenen Hochhäusern und rauem Straßenleben, der rein gar nichts mit dem Urlaubsparadies gemeinsam hat. Cihan Acar erzählt von zwei Tagen und drei Nächten eines jungen Mannes, in denen er alle Stadien von Illusion, Sehnsucht und Einsamkeit durchquert. Ein Buch über all die Heimatlosen, Nachtgestalten und Romantiker, die im Dazwischen leben.

256 Seiten, Hanser Berlin, € 22,00

Leseprobe

 

Amanda Lasker-Berlin – ELIJAS LIED

Elija ist die älteste der Schwestern, ihre Augen, von einer großen Lidfalte beschützt, blicken auf das Schöne in der Welt. Sie liebt das Theater, wenn sie die Hagar spielt, die in die Wüste geschickt wird, allein mit einem Kind im Bauch. Auf der Bühne kann Elija Mutter sein, in echt kann sie das nicht. Noa jobbt in einer Kantine. Jeden Tag hofft sie auf Akim, der hoch oben in dem Glasturm mit Elbblick arbeitet. Sie können über vieles sprechen, die Exmatrikulation, ihre Ostasienreisen, nur nicht darüber, wohin sie geht, wenn ihre Schicht in der Kantine vorbei ist. Loth, die Jüngste, ist schön wie eine Statue. Und sie ist wütend. Bei Demos wird sie als Nazi beschimpft, sie selbst hält die Linken für Meinungsfaschisten. Sie ist in die patriotische Hausgemeinschaft in Halle gezogen, um zu kämpfen. Die Wanderung war Loths Idee. Die Idee, noch einmal Schwestern zu sein. Das Moor zu durchqueren und auf dem Berg das Lied zu singen, das ihr Vater für sie gedichtet hat. Doch wie die Schwestern ist auch das Moor nicht mehr dasselbe. Einen Tag verbringen sie zusammen, allein mit sich und den Erinnerungen, die selbst das Moor nicht schlucken kann, mit all dem Morast und Torf, und es gibt nichts, was Halt verspricht.

256 Seiten, FVA, € 22,00

Leseprobe

 

Deniz Ohde StreulichtDeniz Ohde – Streulicht

Industrieschnee markiert die Grenzen des Orts, eine feine Säure liegt in der Luft, und hinter der Werksbrücke rauschen die Fertigungshallen, wo der Vater tagein, tagaus Aluminiumbleche beizt. Hier ist die Ich-Erzählerin aufgewachsen, hierher kommt sie zurück, als ihre Kindheitsfreunde heiraten. Und während sie die alten Wege geht, erinnert sie sich: an den Vater und den erblindeten Großvater, die kaum sprachen, die keine Veränderungen wollten und nichts wegwerfen konnten, bis der Hausrat aus allen Schränken quoll. An die Mutter, deren Freiheitsdrang in der Enge einer westdeutschen Arbeiterwohnung erstickte, ehe sie in einem kurzen Aufbegehren die Koffer packte und die Tochter beim trinkenden Vater ließ. An den frühen Schulabbruch und die Anstrengung, im zweiten Anlauf Versäumtes nachzuholen, an die Scham und die Angst – zuerst davor, nicht zu bestehen, dann davor, als Aufsteigerin auf ihren Platz zurückverwiesen zu werden.

284 Seiten, Suhrkamo, € 22,oo

 

Ich freue mich nun auf das Lesen, Diskutieren, Besprechen. Am 15. Januar wird dann der Sieger/die Siegerin bekanntgegeben.

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