Sigrid Undset – Kristin Lavranstochter – Der Kranz

Als ich 2019 zum Gastlandauftritt Norwegens auf der Frankfurter Buchmesse in dessen Literaturgeschichte und den Autor:innen-Verzeichnissen stöberte, stieß ich immer wieder auf einen Namen: Sigrid Undset. 1928 erhielt die Norwegerin Sigrid Undset den Literaturnobelpreis, vor allem für ihre Mittelalter-Trilogie um eine eigenwillige Frau – Kristin Lavranstochter. Jetzt wird der Romanzyklus im Kröner Verlag neu herausgegeben und startet mit Teil 1 – Der Kranz.

Die Geschichte beginnt 1306, als der Jørundshof in Gudbrandsdalen an Ragnfrid und ihren Ehemann Lavrans Bjørgulvssohn vererbt wurde. Die Familie siedelt von Süd- nach Mittelnorwegen um. Drei kleine Söhne hat Ragnfrid schon sehr früh verloren. Sehr hängt der Vater deshalb an der Tochter Kristin. Diese wächst behütet und wohlhabend bei den Eltern auf. Die Familie steht dem norwegischen Adel nah. Zwei weitere Töchter kommen über die Jahre hinzu.

Den ersten Teil ihres Epos widmet Sigrid Undset der Kindheit und Jugend von Kristin Lavranstochter. Historisch genau, mit viel Detailgenauigkeit für das Alltagsleben im 14. Jahrhundert, aber mit einem modernen psychologischen Blick auf das Innenleben ihrer Protagonistin erzählt sie von der norwegischen Natur, dem Leben auf dem Land, den harten Wintern, von Missernten und rauschenden Festen. Besonders gelungen sind die Beschreibungen der rauen Landschaft Mittelnorwegens. Der Frühling kommt spät, die Sommer sind kurz.

Erschienen ist Der Kranz zum ersten Mal 1925. Damals wurde das Emanzipatorische in Kristin Lavranstochter herausgestrichen. Aber auch wenn die junge Kristin nach Freiheit strebt, um eine selbst gewählte Liebe und Ehe kämpft und eine selbstbestimmte Sexualität besitzt, ist ihr Leben doch geprägt von ihrer tief empfundenen Religiosität (auch Sigrid Undset war überzeugte Katholikin) und der patriarchalen Ordnung der damaligen Zeit. Das äußert sich in tiefen Gewissenskonflikten. Wahrscheinlich wäre auch alles andere für die damalige Zeit unglaubwürdig.

Sigrid Undset ist keine moderne Autorin. Ihre Geschichte um Kristin Lavrantochter ist konventionell erzählt, aber sehr dicht und atmosphärisch. Ein historischer Roman, wie er sein soll. Nur die Liebesgeschichte und Liebesleidenschaft waren mir dann doch zu viel. Das geht mir aber meistens so. Und in Teil 2 „Die Frau“ wird wahrscheinlich die Leidenschaft eh weniger, denn da geht es um die Jahre als Ehefrau. 😉 Ich freue mich auf jeden Fall, Kristins Weg weiter verfolgen zu können.

 

Weitere Besprechungen findet ihr bei Birgit Böllinger und der Kulturbowle

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Kristin Lavranstochter. Der Kranz.

Sigrid Undset – Kristin Lavranstochter – Der Kranz

übersetzt von Gabriele Haefs
Kröner Verlag  2021, 382 Seiten, Halbleinen, 22,00 EUR

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