Der Januar 2022 war ein sehr ergiebiger Monat, was meine Lektüre betrifft. Schon lange habe ich nicht mehr so viele Bücher „geschafft“. Das hat einerseits mit meiner Arbeit in der Jury vom Debütpreis zu tun, andererseits stand mir auch recht viel freie Zeit zur Verfügung. 🙂 Und, das ist vielleicht das Hauptargument: viele der Romane waren recht schmal. Ich merke tatsächlich, dass mir zur Zeit Bücher mit weniger Seiten einfach mehr zusagen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Ich freue mich immer, neue Verlage zu entdecken und bewundere den Mut, neue Editionen herauszubringen. Im vergangenen Jahr gab es da tatsächlich einige spannende Neugründungen, beispielsweise den Kanon Verlag, den Aki-Verlag als Imprint bei Kampa, den Akono Verlag mit Schwerpunkt afrikanische Literatur und ganz kleine Editionen, wie die Edition Lettara oder eben die edition schelf, die Erzählungen in klassischer Novellenlänge herausbringt, zunächst von den Herausgebern Andreas Baum und Klaus Ungerer selbst verfasste. Hier bist du sicher. Eine afghanische Novelle ist eine davon. Ich finde sie äußerst gelungen.
Der 1967 geborene Journalist Andreas Baum erzählt darin eine sehr atmosphärische, spannende Geschichte. 2004. Die Taliban sind besiegt und die erste direkte Präsidentenwahl geplant. Es herrschen Unruhen und Gewalt im Land. Der an der Universität lehrende deutsche Ich-Erzähler lebt in einer Pension in Herat, im Nordwesten des Landes. Umgeben von einem malerischen Garten, umsorgt vom Manager der Pension, dem Koch und „dem Jungen“, bewacht von einem alten „Guard“, scheint er der einzige Gast zu sein. Karim, sein Übersetzer, ist seine Brücke zur Bevölkerung, die des Englischen meist wenig mächtig ist. Kontakt zu anderen westlichen Ausländern besteht auch wegen der herrschenden Unruhen nur sporadisch.
Was eigentlich recht geruhsam, fast schon ein wenig in Urlaubsatmosphäre beginnt, wird zunehmend unübersichtlich und bedrohlich. Der Manager verschwindet, der Wächter wird ausgetauscht und schließlich verlassen auch Koch und Junge das Anwesen. Anhänger des „Warlords“ tauchen immer häufiger auf, versichern dem Erzähler aber auch: Hier bist du sicher. Mehr möchte ich nicht verraten. Atmosphärisch sehr stark und sprachlich gelungen entwirft Andreas Baum auf den knapp 100 Seiten ein zunehmend von Unsicherheit geprägtes Szenario, das die verwirrende, kaum zu durchschauende Lage in Afghanistan gut abbildet. Das Ende bleibt beängstigend offen. Auch das passend zur aktuellen Situation.
Taiwan ist weithin bekannt als technologisch hochentwickelter Industriestaat, als demokratischer Inselstaat vor der Küste Chinas, irgendwie dazugehörend, irgendwie aber auch nicht. Amtlich nennt sich das Land „Republik China“, in Abgrenzung zur Volksrepublik China, die das Land im Rahmen ihrer „Ein-China-Politik“ niemals anerkannte. Der seit der Spaltung 1949 schwelende Konflikt ist aktuell wieder aufgeflammt. Welche historischen Entwicklungen dahinterstecken, dürfte nur wenigen genauer bekannt sein. Stephan Thome, Sinologe, erfolgreicher Autor und seit über zwölf Jahren in Taiwan beheimatet, trägt mit seinem neuen Roman Pflaumenregen sehr zum Verständnis der Lage bei. Thome schreibt dabei aber kein Sachbuch. Sein breit angelegter, epischer Familienroman kommt keineswegs didaktisch daher. Er breitet die wechselvolle Geschichte Taiwans von den 1940er Jahren bis heute anhand der Geschichte des Mädchens Umeko aus: Japanische Besatzung seit 1945, Verstrickung in den Zweiten Weltkrieg, danach wieder Zugehörigkeit zur Republik China, nach der Niederlage gegen die Kommunisten und Gründung der Volksrepublik China zogen sich die Regierung, Eliten und Streitkräfte auf die Insel zurück. Strikte Einparteienherrschaft unter Chiang Kai-Shek, Staatsterror und langsame Demokratisierung infolge des Wirtschaftsaufschwungs in den 1980er Jahren. Die Taiwanesen mussten sich an die unterschiedlichsten Umstände anpassen und wurden nur wenig einbezogen. Umekos Familie bekommt die Auswirkungen zu spüren, von einem Tag auf den nächsten wird die bisher gesprochene Sprache verboten, der komplette Lebensstil umgekrempelt, Familienmitglieder verfolgt.
Stephan Thome erzählt die Geschichte auf verschiedenen Zeitebenen. Die Kindheits- und Jugendepisoden werden mit solchen aus der Jetztzeit geschnitten. Zum 80. Geburtstag Umekos reist der jüngste Sohn aus den USA an, Julie, die Enkelin lebt mit dem Engländer Dave in Hongkong zusammen. Neben seiner geschichtsgesättigten, epischen Familiengeschichte thematisiert Stephan Thome mit diesen „Entwurzelten“ in Pflaumenregen auch Fragen nach Heimat, Herkunft, Identität und Zugehörigkeit. Thome erzählt leichthändig, atmosphärisch dicht, klug und empathisch und lässt auch genügend Leerstellen. Am Ende haben wir Leser:innen nicht nur eine Menge über Taiwan erfahren, sondern auch einen mitreißenden, empathischen, stilistisch brillanten Roman gelesen. Große Empfehlung!
Elif Shafak – Das Flüstern der Feigenbäume
Was schreiben über einen Roman einer hochverehrten Autorin, der einem durch und durch sympathisch ist, wichtige Themen wie ethnisch motivierte Gewalt, Flucht, Emigration, Identität, Erinnern, Heimat und Entwurzelung thematisiert und von dem man eine ganze Menge über die Geschichte Zyperns, den Militärputsch und die Teilung des Landes 1974 erfährt – und den man doch für ziemlich misslungen hält? Elif Shafak ist eine kluge, stets für Vielfalt und Verständigung eintretende, politisch sehr engagierte Autorin. Sie lebt seit langem mit ihrer Familie in England. In ihren oft sehr emotionalen Romanen, die auch manchmal, aber nur manchmal, der Grenze zum Kitsch ziemlich nahe kamen, beschäftigt sie sich aber immer mit ihrem Heimatland Türkei oder Menschen, die von dort stammen. Diesmal erzählt sie die Geschichte von Kostas und Defne, er Grieche und sie Türkin, die sich siebzehn- bzw. achtzehnjährig ineinander verlieben. Eine Verbindung, die 1974, als sich die Unruhen zwischen den Bevölkerungsgruppen nach dem Putschversuch griechischer Militärs auf dem Höhepunkt befanden, geheim gehalten werden musste. Ihre bittersüße Liebesgeschichte wird in der Rückschau erzählt, Defne ist mittlerweile gestorben, Kostas und ihre sechzehnjährige Tochter Ada leben seit langem in London. Kostas und Defne haben über die Vergangenheit stets geschwiegen, nun will Ada mehr darüber wissen. Wie gut, dass gerade Tante Meryem zu Besuch ist. Diese Abschnitte sind in ihrem Aufbau leicht und problemlos lesbar, wie gesagt lernt man so einiges und die Motivation dahinter ist nur zu loben. Literarisch ähnelt das Ganze aber eher einem Jugendbuch, gerade auch in den Dialogen (passend dazu sind die Protagonist:innen ja auch 16/17/18). Albern wird es aber in den vielen, vielen Abschnitten, die einer ganz besonderen Erzählerin gewidmet sind: einem weiblichen Feigenbaum. Kann man machen, einen Baum als Erzählerin, aber dieses Exemplar ist äußerst geschwätzig und lehrmeisterlich. So manches Mal hätte ich sie gern gebeten: Halt doch mal… Ja, was? Die Spaltöffnungen? In „Sendung mit der Maus“-Manier erzählt sie nicht nur geschichtlichen Hintergrund, sondern noch allerlei ökologisches Zeug, über Bienen, Ameisen, andere Bäume. Ich habe diese Abschnitte weitgehend überlesen. Bei manchen Passagen wurde es mir aber zu bunt. „Mich überlief es eiskalt, von den Astspitzen bis zu den Seitenwurzeln.“ oder „Wir, ein exotischer Papagei und ein Feigenbaum, hatten jahrelang gemeinsam in ein und demselben Raum in der Taverne gelebt, ohne uns nähergekommen zu sein. Charakterlich passten wir einfach nicht zueinander.“ Eine Feige und ein Papagei, die charakterlich nicht zueinander passen? Sorry, aber da steige ich aus. Seit Peter Wohlleben traut man ja Bäumen so allerhand zu, an einem Roman zu schreiben, sollten sie besser lassen.
Bryan Washington – Dinge, an die wir nicht glauben
Mike ist als kleiner Junge mit seinen Eltern aus Japan in die USA eingewandert. Die Ehe seiner Eltern zerbrach, häusliche Gewalt war wohl mit im Spiel, und zwar von beiden Seiten. Der Vater verschwand eines Tages in die alte Heimat. Die Mutter Mitsuko zog darauf ihren Sohn in ziemlicher Armut auf. Unterstützung vom Vater kam keine. Als Mike erwachsen war, zog auch Mitsuko zurück nach Tokio. Nun arbeitet Mike als Koch und wohnt nach einer recht promisken Vergangenheit mit Benson, einem jungen Schwarzen, zusammen. Auch Bens Eltern haben sich vor langer Zeit getrennt, der Vater ist Alkoholiker, die Mutter hat erneut geheiratet und in der neuen Familie zwei kleine Söhne. Ben arbeitet als Erzieher in einer Kindertagesstätte. Neben den dysfunktionalen Familien, aus denen sie stammen, haben er und Mike die Erfahrung des Alltagsrassismus ebenso gemeinsam wie die Tatsache, dass ihre Eltern ihr Schwulsein nie wirklich akzeptiert haben. Aus ihrer anfänglich stürmischen, stark sexuell geprägten Beziehung ist nach vier Jahren ein wenig die Luft raus. Es gibt häufig Streit, die Versöhnung geschieht meist durch Sex, über die Probleme geredet wird kaum. Ben leidet darunter, dass Mike immer wieder auch andere sexuelle Kontakte sucht. Die beiden stecken eindeutig in einer schweren Krise, aber wie weiter?
Da erhält Mike die Nachricht, dass seine Vater Eiju in Osaka unheilbar an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist. Kurzentschlossen fliegt er nach Japan. Das ist die Ausgangssituation, vom ersten Satz an wissen wir, dass Mikes Mutter Mitsuko gleichzeitig auf dem Weg nach Houston ist, um ihren Sohn zu besuchen. Die besondere Perfidie der Sache wird aber erst ein wenig später deutlich: Mike hat seine Mutter wissentlich zu einer Zeit in die USA eingeladen, in der er sich selbst in Japan befinden wird.
Mitsuko wohnt nun also mit dem ihr bisher unbekannten Ben, den sie als schwulen Partner ihres Sohnes ablehnt, in der kleinen Zweizimmerwohnung in Houston. Und verbringt viel Zeit mit Kochen. Der japanischen Küche räumt Bryan Washington in Dinge, an die wir nicht glauben einigen Raum ein. Beim gemeinsamen Kochen kommen sich Ben und Mitsuko schließlich auch langsam näher. Währenddessen nähert sich auch Mike in Osaka seinem sterbenskranken Vater an. Dieser führt dort eine Kneipe, die bald Mittelpunkt ihres gemeinsamen Lebens wird.
Unaufgeregt und modern erzählt Bryan Washington in seinem Debütroman von Themen wie Identität, Zugehörigkeit, Heimat, Einsamkeit und Gemeinschaft, Nähe und Bindung und ist für mich ein frühes Highlight in diesem Lesejahr 2022. Dabei ist bei aller sprachlicher Direkt- und vielleicht Derbhait gerade die Zartheit und Wärme von Dinge, an die wir nicht glauben so besonders. Sowohl wie sich Ben und Mitsuko annähern als auch der Umgang von Mike mit seinem sterbenden Vater ist so berührend wie unpathetisch geschildert. Und man wünscht den Beiden unbedingt ein Happy End, wie auch immer das aussehen mag. Bryan Washington ist ein zu guter Autor als dass er es uns mitliefern würde.
Norman Levine – Das Mädchen von nebenan
Der kanadische Schriftsteller Norman Levine (1923-2005) ist bei uns ein nahezu Unbekannter. Fast dreißig Jahre lebte er mit seiner Familie in St. Ives/Cornwall und viele seiner Kurzgeschichten haben England und Cornwall als Schauplatz. Beeinflusst wurde er von den Malern in der Künstlerkolonie St. Ives, wo er sich nach seiner Teilnahme am Zweiten Weltkrieg und der Veröffentlichung seines ersten Romans 1952 mit seiner Frau Christine niederließ. Zu Kanada und seinem Buchmarkt bestand ein angespanntes Verhältnis, nachdem er einen etwas kritischen Essay über das Land veröffentlichte. Das Mädchen von nebenan vereint zwölf bisher unübersetzte Erzählungen aus den Jahren 1971 und 2003. Thematisch beschäftigen sie sich vor allem mit dem Leben als Schriftsteller, als Lehrer, Ehemann und Vater, finanzielle Probleme, den Tod der Ehefrau und dem Leben zwischen Cornwall und Kanada. Sie sind manchmal direkt autobiografisch, manchmal verwendet Levine andere Namen, aber der persönliche Hintergrund bleibt immer deutlich. Die Erzählungen sind vor allem durch genaue Beobachtungen der nahen Umgebung geprägt, das Dorf, die Familie, der Freundeskreis und immer wieder die Arbeit sind ihr Mittelpunkt. Das mag dem einen oder anderen vielleicht ein wenig belanglos erscheinen, hat aber durchaus seinen Reiz. Leise, fast bedächtig erzählen sie von einem Schriftstellerleben. Mich haben sie auf weitere Erzählungen des Autors und seinen Roman Aus einer Stadt am Meer neugierig gemacht.
Rumaan Alam – Inmitten der Nacht
Alles beginnt zunächst recht idyllisch: eine typische New Yorker Mittelstandsfamilie ist auf dem Weg in den Sommerurlaub, weit draußen auf Long Island. Das gemietete Ferienhaus ist eigentlich eine Nummer zu teuer, aber dieses Jahr soll alles perfekt sein: Abgeschiedenheit, Pool, Luxus. Doch schon am Abend des ersten Ferientages, Inmitten der Nacht, wird diese Idylle empfindlich gestört. G.H. und Ruth Washington, die Schwarzen Besitzern des Hauses, stehen plötzlich vor der Tür und bitten um Einlass. Ein Stromausfall in Manhattan hat sie von dort vertrieben und sie suchen nun Zuflucht hier draußen auf Long Island. Rassismus und Klassismus regen sich, und doch sollen das nicht die vorherrschenden Themen sein. Bald schon merkt man, dass sich da etwas ganz anderes zusammenbraut, dass man mit diesem Kammerspiel – bis auf wenige kurze Fahrten in die Umgebung spielt sich alles im Ferienhaus ab – in einen veritablen Katastrophenthriller geraten ist.
Der Gesamtzusammenhang der Ereignisse wird trotz vom Autor eingestreuten Informationshäppchen bis zum Ende nicht klar. Das mag vielleicht manche(n) Leser:in unzufrieden zurücklassen, mich hat aber gerade diese Unklarheit sehr gefesselt. Ich weiß nicht, ob ich das Buch ohne die Pandemieerfahrung anders gelesen hätte, aber gerade diese Unsicherheit und Unwissenheit, dieses schwindende Vertrauen in die Institutionen fand ich sehr typisch auch für die aktuelle Lage. Rumaan Alam baut eine ungeheure Spannung auf, konstruiert geschickt und intelligent, entwickelt seine Figuren ambivalent und überzeugend. Er erzählt mit detailfreudiger Genauigkeit und mit leiser Ironie. Und bietet damit einige atemberaubende Lesestunden.
Richard Wagamese – Der Flug des Raben
Richard Wagamese (1955-2017) ist einer der großartigen indigenen Autor:innen, die ich im Rahmen des Gastlandauftritts Kanadas zur Buchmesse und meiner Beschäftigung mit der kanadischen Literatur kennen und sehr schätzen gelernt habe. Nun ist auch der Debütroman von 1994 auf Deutsch erschienen, in dem Wagamese eine stark autobiografisch geprägte Geschichte erzählt. Es ist die Geschichte von Garnet Raven, der mit drei Jahren von den Sozialbehörden Kanadas aus seiner Familie gegen den Willen der Eltern entfernt wurde. Ein solcher Vorgang war in den 1950er und 1960er Jahren keine Seltenheit. Man unterstellte den indigenen Volksgruppen, sich nicht gut genug um den Nachwuchs kümmern zu können und missbilligte vor allem die Vermittlung traditioneller Sprachen und Brüche. Die Kinder sollten „kanadisiert“ werden, z.B. in den sogenannten Residential Schools (über die Wagamese in seinem sehr berührenden Roman Der gefrorene Himmel erzählte).
Garnet Raven erlitt dasselbe Schicksal wie sein Autor – schnell wechselnde Pflegefamilien, unglückliche Kindheit, Entfremdung von den Wurzeln. Mit sechzehn haut Garnet ab, treibt sich in Toronto herum, jobbt und lernt über die Liebe zum Blues den Schwarzen Lonnie kennen. Dessen Familie nimmt Garnet rührend bei sich auf, durch Lonnie gerät er aber auch in den Drogenhandel, wird verhaftet und verbringt einige Jahre im Gefängnis. Dort erreicht ihn – er ist mittlerweile über zwanzig – ein Brief von seinem Bruder Stanley, der ihn ausfindig gemacht hat und ihn nach Haftentlassung zur Familie ins White Dog Reserve einlädt. Für Garnet wird es eine Reise zu den Wurzeln. Beim alten Keeper lernt er die Traditionen und Geschichten, denen er entfremdet werden sollte, wieder kennen.
Meiner Meinung nach nicht ganz so stark wir Der gefrorene Himmel, ist Der Flug des Raben dennoch eine poetische, ergreifende Geschichte über eine schwierige Identitätsfindung, die sehr viel über das traditionelle Leben indigener Volksgruppen in Kanada erzählt. Die Bedeutung von Liedern, Tänzen, Gebeten, die starke Naturverbundenheit und ein bewundernswertes Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern wird vermittelt. Sehr stark an mündliche Erzähltraditionen orientiert, bedient sich Richard Wagamese auch eines ganz eigenen Humors. Besonders in den Passagen, die dem alten Keeper gewidmet sind, lässt er diesen immer wieder seine Witze reißen (hehehe).
Und dann waren da noch die fünf Titel, die ich für die Shortlist des diesjährigen Debütpreis gelesen habe. Stefanie vor Schultes dunkel-düsteres Märchen für Erwachsene Junge mit schwarzem Hahn konnte mich nicht für sich einnehmen, auch Sharon Dodua Otoos vielgelobter Roman Adas Raum, der kunstvoll und virtuos vier verschiedene Frauenschicksale über die Jahrhunderte verknüpft, erschien mir vor allem als zu ambitioniert und deshalb zum Scheitern verurteilt. Zu beiden Romanen gibt es aber aus der Jury auch sehr begeisterte Stimmen. Schaut am besten mal auf meinem Debütpreis-Beitrag nach, dort begründe ich auch mein Urteil näher und habe die anderen Beurteilungen verlinkt.
Die Aufdrängung von Ariane Koch, Mama von Jessica Lind und Die Gegenstimme von Thomas Arzt haben mich sehr überzeugt. Die Rezensionen sind verlinkt.