Die in Swasiland geborene und früh mit ihrer Familie nach Australien übergesiedelte Malla Nunn ist durch ihre Krimis um Detective Emmanuel Cooper, der im Apartheid-Südafrika der 1950er Jahre zusammen mit seinem Schwarzen Kollegen Detective Constable Shabalala ermittelt, bekannt. Kein schöner Ort zum Sterben war auch in Deutschland sehr erfolgreich.
Nun ist mit Ist die Erde hart ein Jugendroman von Malla Nunn von Else Laudan für die Ariadne Literaturbibliothek übersetzt worden. Und der lohnt sich auch für die erwachsenen Leser:innen.
Ort der Handlung ist hier Swasiland, zur Zeit der Handlung 1965 noch britisches Protektorat, und man kann davon ausgehen, dass einiges an Autobiografischem in diesen Roman eingeflossen ist.
Adele Joubert besucht zu dieser Zeit, ähnlich wie die Autorin, ein christliches Internat für, wie man damals einteilte, „Mischlinge“. Unter den Schüler:innen herrscht eine strenge Hierarchie, in der Adele recht weit oben mitmischt. Ihr Vater ist ein weißer Südafrikaner, recht wohlhabend, unterstützt seine „Zweitfamilie“ in Swasiland, bestehend aus Adele, ihrem Bruder Rian und der schönen Schwarzen Mutter. Diese leben in einer komfortablen, modernen Wohnung und können das nicht geringe Schulgeld problemlos aufbringen. Wichtige Parameter, um in der Schule angesehen zu sein. Höher stehen nur die Mädchen, die eine noch hellere Hautfarbe besitzen und deren Väter mit ihren Familien wirklich zusammenleben, womöglich die Mütter geheiratet haben. Delia gehört zu diesen Glücklichen. Adele ist ihre Freundin und bekommt dadurch etwas von ihrem Ansehen ab.
Eine neue Freundin
Vielmehr war sie ihre Freundin. Denn seitdem Sandi Cardoza, deren Vater viel Geld für die Keziah Christian Academy gespendet hat, der neue Star der Schule ist, will Delia nichts mehr mit ihr zu tun haben. Für ein sechzehnjähriges Mädchen ist das natürlich eine Tragödie. Und ausgerechnet mit Lottie Diamond soll sie sich zukünftig ein Zimmer teilen. Lottie, die kaum ihr Schulgeld zusammenbekommt, die „eine aus dem Busch“ ist. Rettung findet Adele nur in Charlotte Brontes Jane Eyre, das sie voller Begeisterung liest. Aber dann kommen sich Adele und Lottie doch näher, als der ein wenig entwicklungsgestörte Darnell aus der Schule verschwindet und sie mit dem bösartigen Farmer Bosmans aneinandergeraten.
Eigentlich eine klassische Coming-of-age- und Internatsgeschichte, macht Malla Nunn aus Ist die Erde hart in ihrer klaren, unspektakulären Sprache einen Roman über die Apartheid, über das Aufwachsen darin, über Rassismus, Freundschaft und Solidarität. Und nicht zuletzt ist es auch ein feministisches Buch. Es sind die Frauen, die den Laden am Laufen halten, auch wenn sie noch weit von Emanzipation entfernt und gnadenlos auf Wohlwollen und finanzielle Zuwendung ihrer „Männer“ angewiesen sind. Aber: „Ist die Erde hart, tanzen die Frauen.“
Beitragsbild: Alexander Johmann (CC BY-SA 2.0) via Flickr
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Malla Nunn – Ist die Erde hart
Deutsch von Else Laudan
Argument Verlag Literaturbibliothek 2022, 304 Seiten, gebunden, 24,00 €
Was für ein klasse Artikel;)
Danke!