Kristine Bilkau – Wasserzeiten

„Wasser ist H2O, zwei Teile Wasserstoff, ein Teil Sauerstoff. Aber da ist noch etwas Drittes, das erst macht es zu Wasser, und niemand weiß, was dieses Etwas ist.“ So der englische Schriftsteller D.H.Lawrence in seinem Gedicht „the third thing“. Und was dieses Dritte ausmacht, was die Faszination von Wasser und der Bewegung des Schwimmens in ihm sein könnte, darüber macht sich die Autorin und passionierte Schwimmerin Kristine Bilkau in ihrem zauberhaften Essay Wasserzeiten Gedanken.

Jeder, der mich ein wenig kennt, runzelt vielleicht die Stirn. Denn es gibt kaum etwas, das mich so wenig lockt wie das kühle Nass. Schwimmbäder vor allem sind mir ein Graus. Weshalb also nun das Interesse an diesem speziellen Buch? Ja, natürlich, es hängt mit seiner Autorin zusammen. Es gibt die Aussage, dass man sich von dem- oder derjenigen sogar das Telefonbuch vorlesen lassen würde. Und so ähnlich ist auch mein Vertrauen in Kristine Bilkau. Alle ihre bisherigen Romane haben mich restlos begeistert. Und auch Wasserzeiten, der Text über das von mir so ungeliebte Schwimmen, hat wieder mein Herz erobert. Und brachte auch für mich magische Momente in Erinnerung, beispielsweise das Gleiten durch das reglose, kühle Wasser des Bodensees, geradewegs auf die Alpen zu. Oder die vielen als Kind am Meer verbrachten Stunden. Ja, da gibt es etwas Drittes, das im Chlorgeruch der meist unattraktiven, überfüllten Schwimmbäder für mich verlorengegangen ist.

Übung in Leichtigkeit

Kristine Bilkau kennt es seit ihrer Kindheit, als sie von ihrem Vater das Schwimmen beigebracht bekommen hat. Und neben den ruhigen, völlig gleichförmigen Bewegungen, die wie eine Art Meditation zu Leichtigkeit führen können, sind das Zwischenmenschliche und die Beziehungen, die dabei entstehen können, für die Autorin zentral. Sei es das Vertrauen, das beim Schwimmen lernen entsteht, sei es Konkurrenz im überfüllten Becken, sei es die Solidarität und Gemeinschaft, die sich bei „Stammschwimmern“ entwickeln kann – Schwimmen ist mehr als die reine körperliche Betätigung.

Bilder, Erinnerungen, ein wenig Kulturgeschichte und Überlegungen zu sozialer und Gendergerechtigkeit fließen in Wasserzeiten zusammen. Magische Schwimmorte wie eine Felsenbucht auf Bornholm oder der schmale Strand unterhalb des Louisiana-Museums in Dänemark, die Bathing Ponds in Hampstead Heath oder die eiskalte Ostsee vor der herbstlichen schottischen Westküste – die Autorin stellt sie uns sehr persönlich vor, spricht aber auch von Teilhabe und Wertschätzung durch niedrigschwelligen Zugang zu öffentlichen Schwimmbädern. Mich, die erklärte So-selten-wie-möglich-Schwimmerin, hat Kristine Bilkau auch mit ihren Wasserzeiten wieder völlig abgeholt.

 

BeitragsBild von Abenakis auf Pixabay

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Kristine bilkau - Wasserzeiten.

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Kristine Bilkau: Wasserzeiten. Über das Schwimmen
Arche März 2023, 128 Seiten, gebunden, 16,- €

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