Kommissar Liewe Cupido ist kein normaler Krimi-Ermittler, eben weil er so normal ist. Keine dunkle Vergangenheit, kein Alkohol, keine Drogen oder psychischen Probleme, wie sie so oft für Fahnder in diesem Genre bemüht werden. Ein einsamer Wolf zwar, verschlossen, wortkarg und irgendwie ziemlich melancholisch, aber auch bodenständig, pragmatisch und freundlich. Mathijs Deen lässt seinen Holländer (Cupido ist Beamter der Bundespolizei See in Cuxhaven, stammt aber ursprünglich von der Insel Texel) nun in Der Taucher ein zweites Mal einen ungewöhnlichen Mordfall untersuchen.
Auf der Suche nach einem verlorenen Schiffscontainer stößt das Bergeschiff Freyja zufällig auf ein Schiffswrack und darin auf einen grausigen Fund. Der Wracktaucher Jan Matz, mit Handschellen festgekettet und in auffälliger Pose, hat dort den Tod gefunden. Matz hat leidenschaftlich nach Artfakten in gesunkenen Schiffen gesucht, in seiner Garage ein regelrechtes Museum zusammengetragen. Doch dieses Mal schien es um Geld gegangen zu sein, um viel Geld. Die 1950 gesunkene „Hanne“ hatte Kupferplatten in Millionenwert geladen. Liegt hier ein Motiv für den Mord? Andererseits lassen verschiedene Spuren auf ein Verbrechen aus Hass schließen. Ist vielleicht die Familie des Jungen, den der Sohn von Jan Matz krankenhausreif geschlagen hat, involviert?
Entschleunigtes Krimierlebnis
Der Taucher ist genauso entschleunigt geschrieben wie das Debüt von Mathijs Deen, Der Holländer. Die Nordsee mit ihren Inseln und Sandbänken, das Watt, die Gezeiten und Strömungen spielen auch hier die Hauptrolle. Daneben entwickelt der Autor diesmal seinen Ermittler Liewe Cupido ein ganzes Stück weiter. Aus einem Flirt des Autors mit dem Genre Kriminalroman ist erfreulicherweise eine Serie entstanden. Deen arbeitet bereits an Fall Drei. Vos, die zugelaufene Hündin, ist mittlerweile eine treue Begleiterin. Und es bahnt sich eventuell eine Liebesgeschichte mit der Besitzerin einer Hundeschule an. Als dunkler, etwas geheimnisvoller Hintergrund wird auch dieses Mal der Tod von Cupidos Vater weiter beleuchtet. Dieser war Fischer und ist unter nicht ganz geklärten Umständen ertrunken, als Liewe noch ein Kind war.
Natürlich wird auch der Mord am Wracktaucher Matz aufgeklärt, aber das ist fast ein wenig nebensächlich. Viel wichtiger sind die ruhige, stimmungsvolle Atmosphäre und der genaue psychologische Blick auf die Figuren, in die man gerne auch noch ein drittes Mal „eintauchen“möchte.
Beitragsbild by Martin Str auf Pixabay
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Mathijs Deen – Der Taucher
Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke
Mare Februar 2023, gebunden, 320 Seiten, € 22,00
Ich habe den Taucher gelesen, der mir sehr gut gefallen hat, und werde nach dieser Rezi sicher auch den Holländer lesen. Danke für die Empfehlung
Das freut mich sehr, liebe Biggi. Viel Lesefreude damit!