Jacqueline Kornmüller Kat Menschik – Das Haus verlassen

Ich habe eindeutig ein neues Lieblingsbuch aus der ohnehin ganz wunderbaren, nun auf 17 Bände angewachsenen Reihe der „illustrierten Lieblingsbücher bei Galiani. Das alte Haus aus Feldsteinen inmitten eines großen blühenden, leicht verwilderten Gartens in der Oststeiermark, das die Autorin Jacqueline Kornmüller nach zehn glücklichen Jahren, in denen sie es liebevoll renoviert hat, plant zu verlassen, schaut uns auf dem Cover von Illustratorin Kat Menschik inmitten eines sattgrünen, wimmelnden Gartens direkt an. Es hat ein äußerst freundliches „Gesicht“ und die unteren vier Fenster sind hell und einladend erleuchtet. Man ahnt auf den ersten Blick, dass das nicht so leicht werden wird mit dem Verlassen.

Aufbruch?

Dabei fühlt Kornmüller, dass ein Aufbruch ansteht, dass es sie mal wieder hinaustreibt in die Welt, an andere Orte als diesen. Eine alte Unruhe ist wieder zu spüren. Und dann ist da noch die Umgebung, die immer „blauer“ wird ringsum. Blau ist die Farbe der AfD wie die der österreichischen „Schwester“ FPÖ. Mit den Nachbarn spricht die Erzählerin schon lange nur noch das Nötigste. Also wird eine Annonce im Internet aufgegeben und schon bald trudeln die Interessenten ein. Die Nachfrage nach dem herrlich gelegenen, romantischen Haus ist zum Glück groß. Und so kommen sie zur Besichtigung: der Innenministermann, die Suchende und der Frager, die Stillen, der Belgier und Frau Salz und wie sie alle von der Erzählerin genannt werden. Bei manchen der potentiellen Hauskäufer geht es ganz schnell:

„Unten im Keller angekommen – der Keller, der nun schon seit zehn Jahren ein Bad ist, ein gewaltiges Bad in einem gewaltigen Gewölbe, hier könnte die Monroe baden, und sie wäre hingerissen -, unten im Keller angekommen, sah der Mann der Hausbesitzerfamilie, ein Beamter aus dem Innenministerium, das Bad an und das Bad sah den Mann an, und beide waren schockiert voneinander. Fast hatte ich das Gefühl, das Bad würde gleich rülpsen, so schockiert war es.“

Das Haus lebt. Es spricht mit seiner Besitzerin und hat eindeutig ein Wörtchen mitzureden.

„Du musst bei mir bleiben, sagte das Haus. Du hast mich erweckt und nun bin ich bei Dir, du kannst doch nicht einfach gehen.“

So einfach wird das nicht

Nein, so einfach wird das nicht mit dem Verkauf. Da ist viel Liebe mit im Spiel. Und das Haus hat so seine Eigenarten. Manche Besichtigende winken deshalb gleich ab, andere ziehen Sachverständige zu Rate und bei manchen klappt die Finanzierung nicht oder der Partner zieht nicht mit. Je mehr Menschen durch das Haus ziehen, umso mehr wird der Erzählerin dessen Einzigartigkeit und Schönheit bewusst.

„Haus, sagte ich zum Haus, ich bleibe, was hältst du davon? Grundsätzlich bin ich aufgeschlossen, sagte das Haus.“

Alles andere hätte mir auch das Herz gebrochen, denn die Beiden gehören eindeutig zueinander. Jacqueline Kornmüller hat einen so wunderbaren, warmherzigen, schönen Text geschaffen und Kat Menschik hat Das Haus verlassen so gewohnt wunderbar illustriert, farblich herrlich geschmackvoll abgestimmt und mit bronzefarbenem, metallisch glänzendem Schnitt und Titelprägung versehen, dass dieses Büchlein ganz sicher ein Herzensbuch bleiben wird. Und das Haus mit seiner lakonischen, trockenen Art hat mein Herz sowieso im Sturm erobert. Vielleicht würde ich sogar das Gewölbebad mögen.

 

Weitere Bücher aus der Reihe von Kat Menschik: Volker Kutscher – Moabit, Edgar Allan Poe: Unheimliche Geschichten, Kat Menschik – Die Puppe im Grase Norwegische Märchen, Asta Nielsen – Im Paradies

 

Beitragsbild via pxhere

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Menschik-Kornmüller-Das Haus.

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Jacqueline Kornmüller, Kat Menschik – Das Haus verlassen
Galiani-Berlin Februar 2024, gebunden, 96 Seiten, € 22,00

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