Meri Valkama – Deine Margot

Eine 1980 geborene Finnin schreibt einen Roman über den Untergang der DDR – das mag zunächst verwundern. Meri Valkama lebte allerdings, wie die Protagonistin in ihrem Debütroman Deine Margot, als Kind einige Jahre in Ost-Berlin, wo ihr Vater – auch das eine Übereinstimmung – als Korrespondent einer linken finnischen Zeitung tätig war.

Im Roman ist es Markus Siltanen, der selbst ein überzeugter Anhänger des sozialistischen Staatsmodells und im Besonderen der Deutschen Demokratischen Republik ist, der mit seiner Frau Rosa und den zwei und vier Jahre alten Kindern Vilja und Matias 1983 in eine Plattenbauwohnung auf der Berliner Fischerinsel zieht und für die Zeitung „Kraft des Volkes“ von dort berichtet. Während Markus begeistert von den ostdeutschen Idealen ist, lebt seine Frau trotz der oft beschworenen vorbildlichen Kinderbetreuung in der DDR relativ isoliert, bis sie die Ostdeutsche Inge kennenlernt. Ihre eigenen Intentionen zu schreiben, muss sie hintan stellen.

Eine heimliche Liebe

Markus wiederum lernt die Kindergärtnerin seiner Tochter Vilja kennen und verliebt sich in sie. Luise selbst ist auch verheiratet, wenn auch anscheinend nicht wirklich glücklich, und kinderlos. Sie entwickelt eine für mich nicht ganz gesund erscheinende Nähe zur kleinen Vilja. Da Matias an einer Lungenkrankheit leidet, reist Rosa mit ihm für einige Monate zurück nach Finnland. Für Markus und Luise die Gelegenheit, ihre Beziehung zu intensivieren. Nach ihrer Rückkehr spürt Rosa die Veränderung, kommt aber erst Jahre später, 1987, hinter die Affäre. Sie zwingt Markus zur Rückkehr nach Finnland.

Markus und Luise bleiben heimlich in Briefkontakt, sehen sich aber erst 1989 nach dem Fall der Mauer wieder. Da ist ihre Liebe schon unrettbar verloren. Der letzte Brief von Luise, die sich darin wegen der möglichen Stasi-Überwachung den Namen Margot gibt (und Markus mit Erich anredet), stammt vom 8. Oktober 1989.

Für Vilja ist die Zeit in Ost-Berlin nur ein sehr schwacher Schemen. Sie war damals einfach zu klein. Nach dem Tod des Vaters wird in seiner Wohnung aber ein Bündel dieser Briefe zwischen Margot und Erich gefunden und machen Vilja neugierig. Sie kehrt 2011 nach Berlin zurück, um herauszufinden, was es damit auf sich hat und wer ihr Vater wirklich war.

Durchwachsenes Urteil

Um mit dem Positiven anzufangen: Ich habe das Buch trotz inhaltlicher Einwände und einigen Patzern der Übersetzung bis zum Ende gelesen. Und das trotz stolzer 540 Seiten. Auch wenn es sprachlich manchmal holperte (Übersetzung?), hin und wieder gefährlich nah den Kitsch streifte (die Briefe! die Gerüche!) und teilweise zu detailliert war, hielt mich doch eine gewisse Spannung bei der Stange. Dabei waren mir – jetzt kommen wir zum Inhalt – sämtliche Protagonisten zutiefst unsympathisch. Dazu schien mir das DDR-Bild, vielleicht wegen der linken Position der Autorin, deutlich zu positiv gezeichnet.

Ihre Recherchen führen Vilja irgendwann nach Prypjat, ins Sperrgebiet um das Kernkraftwerk Tschernobyl. Auch wenn das Szenario einigermaßen konstruiert wirkt, ist dieser Abschnitt über das Schicksal dieses Katastophengebiets einer der interessantesten Teile des Buchs. Insgesamt also ein etwas durchwachsenes Urteil, ganz überzeugen konnte mich das Buch nicht.

 

Beitragsbild: Stasi-Archiv by Bundesarchiv, Bild 183-1989-1204-023 / Heinz Hirndorf / , (CC BY-SA 3.0 DE), via Wikimedia Commons

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Meri Valkama - Deine Margot.

Meri Valkama – Deine Margot
Aus dem Finnischen von Angela Plöger
Frankfurter Verlagsanstalt Februar 2021, Hardcover, 544 Seiten, € 26,00

 

 

 

 

 

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