Neues Jahr- Neues Leseglück : Lektüre im Januar 2023
Nach einem etwas holprigen Start mit Mohamed Mbougar Sarr wurde der Januar noch ein richtig guter Lesemonat mit einigen wirklichen Lese-Highlights. (Und wie verrückt ist es eigentlich, dass schon wieder ein ganzer Monat in 2023 vorbei ist und ich gefühlt in diesem Jahr noch gar nicht angekommen bin?). Besonders Die Romane von Aroa Moreno Duran und Jakob Guanzon finden meiner Meinung nach (noch) viel zu wenig Beachtung in den Besprechungen, beide Bücher sind richtig gut. Und die Neu/Wiederentdeckung eines großen Exilromans – Planet ohne Visum – müsste auch noch viel mehr gefeiert werden. Einzig Dörte Hansen erfährt aus meiner Lektüre im Januar 2023 die ihr gebührende Aufmerksamkeit – zu Recht. Weiterlesen „Lektüre Januar 2023“→
Diesen Monat lag mal wieder ein Buch auf meinem Lesestapel, an dem ich mich sehr aufgerieben habe. Aber es gab auch – erwartet und überraschend – großartige Lektüre im November 2022. Lasst sie mich euch zeigen. Weiterlesen „Lektüre November 2022“→
Der Oktober – für alle Literaturmenschen natürlich in erster Linie der Buchmessenmonat. Auch ich habe auf die erste „richtige“ Messe seit Beginn der Corona-Pandemie hingefiebert. Zwar war die besondere Messe im vergangenen Jahr ohne viele Veranstaltungen, ohne Stand-Partys und Bloggertreffen, mit viel weniger Menschen und viel, viel Platz in den Hallen auch sehr schön (da man viel mehr Zeit hatte) und sogar die reine Presse-Messe 2020 hatte ihren Reiz, aber natürlich war diese Messe 2022 ein großes Fest. So viele Wiedersehen, so viele Einladungen, so viel Input wie lange nicht mehr. Ich möchte mich bei allen bedanken, die dazu beigetragen haben. Es folgt sicher auch noch ein Messe-Rückblick, aber ich muss mich immer noch sortieren. Die Lektüre fiel deshalb in diesem Oktober 2022 vielleicht ein bisschen weniger üppig aus als sonst, ich bin aber dennoch sehr zufrieden. Weiterlesen „Lektüre Oktober 2022“→
Gastland der Frankfurter Buchmesse 2022 – Neuerscheinungen – Literatur aus Spanien
Nach den Pandemiejahren 2020 und 2021, die den Gastlandauftritt Spaniens um ein Jahr verschoben (Kanada konnte auf der unter eingeschränkten Corona-Bedingungen erst 2021 seinen Gastlandpavillon eröffnen), präsentieren nun unter dem Motto „Creatividad desbordande“ Verlage aus Spanien Neuerscheinungen aus den Bereichen Literatur, Sachbuch und Kinder/Jugendbuch in Frankfurt. Spanien ist ein starkes, vielfältiges Literaturland, das auch in meinen Regalen schon lange einen bedeutenden Platz einnimmt. 24,1 % der veröffentlichten Bücher sind in anderen Amtssprachen als Spanisch wie Galizisch, Katalanisch, Baskisch und anderen verfasst. Der Gastlandauftritt ist sehr weiblich geprägt. Besonders junge Autorinnen sind stark vertreten. Ein sehr umfassender, vielseitiger und interessanter Internetauftritt lädt zum Entdecken ein. Und auch ich möchte euch in einigen Beiträgen einladen, neue und ältere Literatur aus Spanien kenenzulernen. Weiterlesen „Literatur aus Spanien – Neuerscheinungen I“→
Die letzten beiden Monate waren so arbeitsintensiv, dass ich tatsächlich den Monats-Lektüre Beitrag für den August 2022 vergessen habe und auch der September verspätet kommt. Deshalb folgen nun zwei Monate im Doppelpack. Weiterlesen „Lektüre August und September 2022“→
Im Rahmen der dann doch noch ausgefallenen Leipziger Buchmesse 2022, waren einige der geplanten Autor:innen zum Glück trotzdem angereist. In Veranstaltungen auf dem Blauen Sofa, im Literaturhaus Leipzig und der Schaubühne Lindenfels konnte man zumindest zehn portugiesischsprachige Schriftsteller:innen erleben, was ich gerne nutzte und so Dulce Maria Cardoso, Yara Nakahanda Monteiro und José Louis Peixoto (deren Bücher stelle ich in Literatur aus Portugal Teil 1 vor), Tatiana Salem Levy, Carla Bessa und Djaimilia Pereira de Almeida kennenlernte. Mein bisher sehr spärlich bestücktes Regal mit Literatur aus Portugal kann sich seitdem sehen lassen, hier folgt Teil 2. Weiterlesen „Literatur aus Portugal Teil 2“→
Fernando Pessoa (1888–1935), der Literaturnobelpreisträger von 1998 José Saramago (1922–2010) und António Lobo Antunes (*1942) sind die Autoren, die dem Lesepublikum beim Stichwort Literatur aus Portugal vielleicht als Erstes einfallen. Wenn man zeitlich etwas zurück geht, dann kommen vielleicht noch die Namen José Maria Eça de Queiroz (1845–1900), der „portugiesische Zola“, oder der Nationaldichter Luís de Camões (1524/25–1579/80), der 1572 das Epos „Die Lusíaden“ schrieb und dem portugiesischen Kulturzentrum seinen Namen schenkte, entsprechend unseren Goethe-Instituten, in den Sinn. Weiterlesen „Literatur aus Portugal Teil 1“→
Der Lesemonat Juli 2022 war nicht nur von meiner überwiegend sehr starken Lektüre geprägt, sondern natürlich auch durch meinen Aufenthalt beim Literaricum 2022 in Lech am Arlberg. Ich war dort auf Einladung der Lech-Zürs-Tourismus GmbH, meine Berichte und Begeisterung sind allerdings unbezahlt, eigenverantwortlich und aus vollstem Herzen. Die Zeit dort in der herrlichen Bergwelt von Oberlech, bestens umsorgt im dortigen Burg Hotel und mit einem spannenden, von Nicola Steiner kuratierten Literaturprogramm versorgt, werde ich so schnell nicht vergessen. Jedem, der damit liebäugelt oder im nächsten Jahr in der Nähe ist, sei dieses Literaturfestival wärmstens empfohlen. Weiterlesen „Lektüre Juli 2022“→
Es fällt schwer, im Moment über so etwas Belangloses wie vergangene Lektüren zu schreiben. Es geht so vieles im Kopf herum, ich hatte so sehr auf einen etwas sorgloseren Frühling gehofft. Die Absage der Leipziger Buchmesse war schon kein sehr positives Signal, aber die Entschlossenheit und der Aufbruchswille eines Teils der Literaturlandschaft hat aber danach sehr beeindruckt. Ein alternatives und schönes Literaturevent im März in Leipzig scheint nun doch möglich. Die ersten richtigen Vorfrühlingstage sind da. Und dann das Unvorstellbare! Furchtbare Nachrichten überschlagen sich. Das Lesen ist für mich immer noch Rückzugsort. Das darüber Schreiben wird aber schwieriger. Mal schauen, wie sich das entwickelt. Ein Großteil der Lektüre im Februar 2022 war ja schon gelesen und die Bewertungen getippt. Und es waren wirklich schöne Bücher dabei.
Vor der Lektüre aus dem Dezember 2021, allen, denen ich es bisher nicht gewünscht habe:
Ein wunderbares, glückliches, gesundes Neues Jahr!
Vieles zum vergangenen Buchjahr habe ich schon in meinem Rückblick erzählt. Die im Dezember gelesenen Bücher möchte ich noch ergänzen. Zumal das allerletzte Buch – Annie Ernaux – es in diesen Rückblick gar nicht hinein geschafft hat. Aber natürlich sehr erwähnenswert ist und auch noch einen eigenen Blogbeitrag erhalten wird. Noch hänge ich ein wenig in den Herbsttitel fest – mit großem Vergnügen, da warten noch einige Schätze auf mich -, aber die ersten Frühjahrsneuerscheinungen buhlen auch bereits um Aufmerksamkeit. Ich habe mich dieses Frühjahr auf relativ wenige Titel festgelegt und warte mal ab, was da noch an Überraschungen kommt. Die Auswahl ist ja sehr verlockend (nachzulesen in meinem Blick in die Vorschauen/ Neuerscheinungen).
Aber nun erst einmal die letzten Titel des alten Jahres, der Lektüre im Dezember 2021 (ein Buch fehlt, denn das musste sofort wieder ausziehen. Selten hat mich ein Buch so aufgeregt wie der hochgelobte, mit einem Longlistplatz für den Booker Prize geehrte Debütroman des Ex-Gangsters und Literaturstudenten Gabriel Krauze, der seine Beide Leben erfolgreich in diesem selbstzufriedenen, Luxusmarken gesättigten, frauen- und menschenfeindlichen Ego-Trip vermarktet. Kann ich nicht verstehen. Da würde ich ausnahmsweise gerne mal wie Denis Scheck eine Tonne aufstellen…)
Nach seinen beiden letzten, eher düsteren Romanen, die sich mit der Black History beschäftigten, hat Colson Whitehead einen vorderhand leichteren, spannenden Roman geschrieben. Einen Gangsterroman, eine Aufsteigergeschichte, ein Gesellschaftspanorama des Schwarzen Harlem der späten 1950er und frühen 1960er Jahre. Harlem Shuffle als reinen Genreroman oder eine Gaunergeschichte einzuordnen, greift aber zu kurz. Allein die Schilderung der Harlem Riots nach der Polizeigewalt gegen einen Fünfzehnjährigen 1964 zeigt, wie aktuell leider das Geschilderte immer noch ist.
„Ein weißer Cop wandert in den Bau, weil er einen schwarzen Jungen gekillt hat? Du glaubst bestimmt auch an die scheiß Zahnfee.“
Ich mochte das Buch. Auch seine Detailfreudigkeit und die zeitweise Verlangsamung des Tempos. Der Shuffle gibt den Rhythmus, nicht nur den Titel.
Das Lieblingsbuch vieler Bloggerkollegen und das Booker Prize gekrönte Debüt eines ganz tollen, sympathischen Autoren, den ich im September in Frankfurt erleben konnte: Die Erwartungen waren riesig. Ganz konnte sie diese berührende, autofiktionale Geschichte eines kleinen Jungen, der mit seiner alkoholkranken Mutter im Glasgow der 1980er Jahre aufwächst nicht erfüllen. Dafür war der kleine Shuggie – verständlicherweise – zu sehr Lichtgestalt. Auch wenn die Mutter und die Geschwister wirklich sehr gut und ambivalent gezeichnet waren, rutschten die anderen Figuren ein wenig zu sehr ins Schwarz-Weiß, waren die geschilderten gesellschaftspolitischen, sozialen Umstände zu blass, der Fokus zu eng, um ein wirkliches Highlight zu sein. Trotzdem ein gutes, ein schönes, ein lesenswertes Buch.
Ein schmales, feines Buch über eine kleine Schule im hohen Norden, im indigenen Uashat Gebiet nahe der Stadt Sept-Îles in Québec/Kanada. Hier ist die Arbeitslosigkeit erdrückend, die Zahl der Teenagerschwangerschaften hoch, viele Familien zerrüttet, der Griff zur Flasche oder zu Drogen verbreitet, Depressionen und Selbstmorde allgegenwärtig. Die junge Lehrerin Yammie, die das Alter Ego der Innu Naomie Fontaine in diesem autofiktionalen Text ist, beginnt ihr Jahr in der Elften Klasse hier an ihrem Geburtsort mit viel Idealismus und Empathie, muss aber auch eigene und systemimmanente Grenzen erkennen. Ein schönes, kleines Buch aus dem französischsprachigen Teil Kanadas.
Elke Heidenreich – Hier geht´s lang
Mit Büchern von Frauen durchs Leben – so der Untertitel des vom Eisele Verlag wunderschön ausgestatteten Buchs, (allein das Papier ?) über die prägenden Autor:innen und Bücher der bekannten Literaturvermittlerin, die im nächsten Jahr bereits ihren 80. Geburtstag feiert. Aber nach den wirklich interessanten Kindheits- und Jugendleseerfahrungen (von Heidi bis Enid Blyton) kommt nicht viel Spannendes. Die üblichen Verdächtigen (weibliche Form) und überraschend viel Männliches. Dazu immer wieder die Betonung, Männer natürlich nicht zu verachten. Als ob es dieses Bekenntnisses bei einem Buch über weibliches Schreiben und Lesen bedürfte. Ganz nett, i bekannten Plauderton, aber doch überholt und nicht wirklich der Rede wert. Dank der schönen Bilder etc. und als Lebensbuch der Heidenreich dennoch einen Blick wert.
Annie Ernaux – Das Ereignis
Keineswegs überholt dagegen das neue autofiktionale Buch von Annie Ernaux. In dem 2000 bereits in Frankreich erschienenen, wieder sehr schmalen Buch, erzählt Annie Ernaux von einem Schwangerschaftsabbruch, den sie 1964 vornehmen lassen hat. Damals waren Abtreibungen auch in Frankreich noch illegal, die Ärzte wollten oder konnten der jungen Studentin nicht helfen. Selbstversuche mit den berühmten Stricknadeln und schließlich der Gang zu „Engelmacherin“. Annie verblutete nach dem Eingriff fast. Drastisch und schonungslos erzählt sie von diesem „Ereignis“, aber auch von ihrer Hilflosigkeit und Einsamkeit. Wie immer im distanziert-kühlen, soziologisch interessierten Ernaux-Ton hat dieses Buch trotz des großen zeitlichen Abstands und der geänderten Rahmenbedingungen überraschend wenig von seiner Dringlichkeit verloren.
Gabrielle Roy – Gebrauchtes Glück
Das kann man vom 1945 bereits erschienen Roman der Franko-Kanadierin Gabrielle Roy nicht unbedingt sagen. Roy schildert darin die Geschichte der jungen Florentine, die im Elendsviertel Montréals, Saint-Henri aufwächst. Kanada befindet sich 1940 an der Seite der Alliierten im Krieg mit Deutschland. Viele junge Männer sehen den Kriegsdienst als Ausweg aus der dort herrschenden Armut. So auch der Bruder Florentines. Andere junge Männer suchen das Abenteuer oder fühlen sich verpflichtet. Florentine sucht den Ausweg aus den bitteren Lebensverhältnissen durch ihre Arbeit, Fleiß und vielleicht den richtigen Mann. Der von ihr angehimmelte Jean ist dies allerdings nicht. Er lässt die von ihm schwangere Florentine sitzen, diese sieht nur einen Ausweg.
Ein wenig angestaubt ist sowohl das Frauenbild als auch die stark psychologisierende Erzählweise Gabrielle Roys, die Hauptfigur zudem eher kritisch zu sehen. Dennoch: als Meilenstein in Sachen feministischer und klassenbewusster Literatur und auch als Antikriegsroman sehr lesenswert.
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