Nun sind bereits zwei Monate im Jahr 2024 vorüber. Der Frühling klopft zaghaft an die Tür und die Leipziger Buchmesse steht vor selbiger. Außer den nachfolgenden Romanen habe ich fleißig für den Bloggerpreis für Literatur – Das Debüt 2023 gelesen, um wieder ein herausragendes Buch zusammen mit anderen Bloggerkolleg:innen zu küren. Ich habe mich mit der von der Redaktion bestimmten Shortlist reichlich schwer getan, freue mich aber, dass der einzige Roman, der mich wirklich überzeugen konnte, auch gewonnen hat: Birobidschan von Tomer Dotan-Dreyfus. Zu den Bewertungen der anderen Titel findet ihr einen Beitrag unter Das Debüt 2023. Den zweitplatzierten Roman Tunnel von Grit Krüger hatte ich auch bereits besprochen. Weiterlesen „Lektüre Februar 2024“
Kategorie: Rezensionen
Bloggerpreis für Literatur – Das Debüt 2023
Seit 2017 darf ich jedes Jahr in der Jury für den Bloggerpreis für Literatur Das Debüt mitwirken, um einen ganz besonderen Romanerstling auszuzeichnen – 2023 ist mir das so schwer wie nie gefallen. Wie jedes Jahr hat die Redaktion, bestehend aus Bozena und Janine, vorab aus einer Fülle an von den Verlagen eingereichten Titeln (dieses Mal 90!) fünf Romane für die Shortlist ausgewählt, die wir als Bloggerjury lesen, begutachten, lieben – oder eben auch nicht. Jedes Jahr ist die Liste überraschend, ungewöhnlich und anregend. Es verging noch kein Jahr, in dem ich meinen bis dahin favorisierten Debütroman auf dieser Liste gefunden habe, es verging noch kein Jahr, in dem ich dafür nicht zumindest einen bis dato noch gar nicht beachteten Roman darauf gefunden habe, der mich dann begeistern konnte. Das spannendste ist immer, wie unterschiedlich die Blogger:innen die einzelnen Bücher gelesen und bewertet haben. Weiterlesen „Bloggerpreis für Literatur – Das Debüt 2023“
Suzie Miller – Prima facie
Bei Prima Facie von der australischen Dramaturgin Suzie Miller handelt es sich um die Romanfassung eines äußerst erfolgreichen Theatermonologs. Protagonistin ist die erfolgreiche Londoner Strafverteidigerin Tessa Ensler, leidenschaftliche Vertreterin des englischen Rechts bis sie selbst zum Opfer wird. Weiterlesen „Suzie Miller – Prima facie“
Jacqueline Kornmüller Kat Menschik – Das Haus verlassen
Ich habe eindeutig ein neues Lieblingsbuch aus der ohnehin ganz wunderbaren, nun auf 17 Bände angewachsenen Reihe der „illustrierten Lieblingsbücher bei Galiani. Das alte Haus aus Feldsteinen inmitten eines großen blühenden, leicht verwilderten Gartens in der Oststeiermark, das die Autorin Jacqueline Kornmüller nach zehn glücklichen Jahren, in denen sie es liebevoll renoviert hat, plant zu verlassen, schaut uns auf dem Cover von Illustratorin Kat Menschik inmitten eines sattgrünen, wimmelnden Gartens direkt an. Es hat ein äußerst freundliches „Gesicht“ und die unteren vier Fenster sind hell und einladend erleuchtet. Man ahnt auf den ersten Blick, dass das nicht so leicht werden wird mit dem Verlassen. Weiterlesen „Jacqueline Kornmüller Kat Menschik – Das Haus verlassen“
Michael Köhlmeier – Das Philosophenschiff
Philosophenschiffe – es gab deren vermutlich mindestens fünf – fuhren im September und November 1922 von verschiedenen sowjetischen Häfen gen Westen. An Bord: missliebige Intellektuelle aus Wissenschaft und Kultur – Professoren, Studenten, Ärzte, Schriftsteller, Kunstschaffende und eben Philosophen. Diese von Lenin persönlich angeordneten Abschiebungen ins Ausland betrafen unbequeme und „verdächtige“ Personen der sowjetischen Intelligenzija, denen man nichts Konkretes vorwerfen konnte, derer man sich aber unbedingt entledigen wollte. Vermutlich ließen sich auch nicht alle Oppositionellen oder zumindest politisch unzuverlässigen Bürger klammheimlich liquidieren, so dass man einen anderen Weg suchte. Lenin sprach von einer „langzeitigen Säuberung Russlands“, Leo Trotzki von Ausweisungen, „da es keinen Anlass gab, sie zu erschießen, aber sie noch länger zu ertragen, war unmöglich.“ Der großartige Fabulierer Michael Köhlmeier hat nun Das Philosophenschiff hinzuerfunden. Weiterlesen „Michael Köhlmeier – Das Philosophenschiff“
Iris Wolff – Lichtungen
2020 begeisterte Iris Wolff Kritik und Lesepublikum gleichermaßen mit ihrem Roman Die Unschärfe der Welt, jetzt ist mit Lichtungen ein genauso zartes und leises Buch neu erschienen. Weiterlesen „Iris Wolff – Lichtungen“
Gabriel Heim – Wer sind Sie denn wirklich Herr Gasbarra?
„Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra?“ fragt Gabriel Heim, nie anerkannter Sohn des 1895 in Rom geborenen Autors, Dramaturgs und Übersetzers Felix Gasbarra, der in den 1920er Jahren mit Theatergrößen wie Erwin Piscator und Bertolt Brecht zusammenarbeitete, in seiner „Vatersuche auf zwei Kontinenten“. Er wird sich seinem unbekannten Erzeuger bei seinen intensiven Recherchen etwas annähern können, die Frage bleibt allerdings bis zum Ende unbeantwortet. Und nicht nur für ihn und uns Lesenden.
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Lektüre Januar 2024
Ein neues Jahr beginnt in der Regel mit viel Vorfreude und einigen guten Vorsätzen. Die Vorfreude auf einen spannenden Literaturfrühling ist auf jeden Fall da und es sind auch schon reichlich Neuerscheinungen hier eingetroffen. Den Januar aber habe ich noch mit Herbst-/Wintertiteln verbracht und einige ganz ausgezeichnete gelesen. Die meisten davon waren recht seitenstark, durch ihre hohe Qualität verging die Lektüre im Januar allerdings fast wie im Flug, so kann das Jahr 2024 gern weitergehen. Monatshighlight war Inger-Maria Mahlke mit Unsereins, sehr dicht gefolgt vom furiosen Die sieben Monde des Maali Almeida von Shehan Karunatilaka und dem amüsanten Betrug von Zadie Smith. . Auch ein tolles Debüt war dabei: Die Unvollständige von Valerie Bäuerlein. Weiterlesen „Lektüre Januar 2024“
Shehan Karunatilaka – Die sieben Monde des Maali Almeida
Malinda Albert Kabalana ist unzweifelhaft tot. Wie das passiert sein kann, ist ihm schleierhaft. War er zuvor wie so oft im Casino in Colombo und hat dort sein Geld verspielt? Oder hat er sich mit seinem Geliebten DD in einer Hotelbar getroffen? Oder hatte er ein „Geschäftstreffen“ mit einem Pressevertreter oder einem Mitglied einer Regierungs- oder aber einer Rebellenorganisation, zwischen denen der Fotograf als „Fixer“ Kontakte vermittelte und denen er Fotos aus dem Bürgerkrieg Sri Lankas verkaufte? Maali Almeida, wie er auch genannt wird, dreht sich alles im Kopf, während er in einer ungemütlichen Wartehalle Schlange steht. Der Protagonist im 2022 mit dem Booker Prize ausgezeichneten Roman Die sieben Monde des Maali Almeida von Shehan Karunatilaka ist tot, aber damit ist für ihn noch nichts zu Ende. Auf über 500 wilden, mitreißenden Seiten erzählt er vom „Dazwischen“ in dem er gelandet ist. Weiterlesen „Shehan Karunatilaka – Die sieben Monde des Maali Almeida“
Zadie Smith – Betrug
„So viele Bücher. Wozu braucht er die denn alle?“ Der Ausruf des Zimmermannburschen gleich in der ersten Szene des neuen Romans Betrug von Zadie Smith erheitert jeden Buchliebhaber, jede Buchliebhaberin – hat man einen solchen Spruch doch selbst in der einen oder anderen Variante schon x-mal gehört. Hier hat die stattliche Anzahl von Büchern der Bibliothek des Schriftstellers William Harrison Ainsworth den Boden ebendieser durchbrechen lassen und ein beträchtliches Loch in der Decke des darunterliegenden Salons hinterlassen. Der spöttisch-ironische Ton des ersten historischen Romans der englischen Erfolgsschriftstellerin ist damit vorgegeben. Weiterlesen „Zadie Smith – Betrug“