2020 erhielt die aus Kamerun stammende Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Djaïli Amadou Amal für ihren Roman Die ungeduldigen Frauen den Prix Goncourt des lycéens. In ihm schilderte sie eindringlich die Lage junger Frauen in Kamerun zwischen Unterdrückung, Zwangsverheiratung und Sehnsucht nach einem freieren, moderneren Leben. Auch in Im Herzen des Sahel widmet sich Djaïli Amadou Amal diesem Themenkomplex. Weiterlesen „Djaïli Amadou Amal – Im Herzen des Sahel“
Schlagwort: Afrikanische Literatur
Ayòbámi Adébáyò – Das Glück hat seine Zeit
Die 1988 in Lagos geborene Ayòbámi Adébáyò zählt zu den wichtigsten jungen Stimmen aus Afrika. Ihr Debütroman „Bleib bei mir“ war für den Women’s Prize for Fiction 2017 nominiert und wurde in zwanzig Sprachen übersetzt. Ich war von diesem Buch auch nachhaltig beeindruckt. Dennoch ist die nigerianische Autorin bei uns noch relativ unbekannt. Jetzt erscheint der zweite Roman von Ayòbámi Adébáyò in einer Übersetzung von Simone Jakob unter dem etwas unnötig kitschigen Titel Das Glück hat seine Zeit bei Piper. Weiterlesen „Ayòbámi Adébáyò – Das Glück hat seine Zeit“
Mohamed Mbougar Sarr – Die geheimste Erinnerung der Menschen
Diese Besprechung von Die geheimste Erinnerung der Menschen von Mohamed Mbougar Sarr ist vielleicht die subjektivste Rezension, die ich je geschrieben habe. Ich meide sonst zu viele „für mich“, „ich finde/denke“, „meiner Meinung nach“. Aber was schreiben über einen von seinen Leser:innen fast durchweg geliebten und bewunderten Roman, in dessen Besprechungen am häufigsten die Worte „groß“, „überwältigend“ und „funkelnd“ zu finden sind und der von Anlage und Themen (Kolonialismus, Migration, Literatur(betrieb), eine Kontinente umspannende Suche) her eigentlich genau passen müsste – und der mich dennoch als Ganzes kaum erreicht hat. Weiterlesen „Mohamed Mbougar Sarr – Die geheimste Erinnerung der Menschen“
Tsitsi Dangarembga – Verleugnen
Mit Verleugnen ist nun auch der letzte Band der Tambudzai-Trilogie der Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga auf Deutsch erschienen. Ich habe ihn nach der eigentlichen Reihenfolge, in der er im Original 2006 als The book of not nach dem ersten Teil Aufbrechen (Original Nervous conditions, 1988) folgte, gelesen, kenne also den im letzten Jahr ebenfalls in der Übersetzung durch Annette Grube erschienenen dritten Teil Überleben bisher noch nicht. Weiterlesen „Tsitsi Dangarembga – Verleugnen“
Abdulrazak Gurnah – Ferne Gestade
Nachdem sich der deutsche Literaturbetrieb im vergangenen Jahr nach der Verkündung des Literaturnobelpreises ausgiebig die Augen gerieben hat – Wer war denn nun schon wieder dieser Abdulrazak Gurnah? Nie gehört! – , sämtliche Bestände an übersetzten Werken desselben aus den Antiquariaten weggekauft waren – kein einziger Titel war aktuell lieferbar – , machte sich allmählich die Überzeugung breit, dass es vielleicht doch den Richtigen getroffen hat, dass da mehr als ein Kontinentproporz oder ein Originalitätswettrennen bei der Wahl der viel gescholtenen Schwedischen Akademie in Stockholm im Spiel war. Hin und wieder wurde noch an dem ersten neu aufgelegten Roman, Das verlorene Paradies (Original Paradiese, 1994, Shortlist Booker Prize) herumgemäkelt (von mir nicht). Jetzt dürfte aber spätestens mit Ferne Gestade (Original: By the sea, 2001, Longlist Booker Prize) klar sein, dass Abdulrazak Gurnah den Nobelpreis völlig verdient für seine literarische Qualität zugesprochen bekommen hat. Weiterlesen „Abdulrazak Gurnah – Ferne Gestade“
Abdulrazak Gurnah – Das verlorene Paradies
Als dem aus Tansania, genauer Sansibar, stammenden Autor Abdulrazak Gurnah im letzten Jahr der Literaturnobelpreis zugesprochen wurde, war zunächst einmal die Ratlosigkeit recht groß. Auch Literaturkenner:innen war der 1948 geborene Gurnah meistenteils unbekannt, in Deutschland war keines seiner Werke aktuell lieferbar. Lässt man mal die beiden weißen Südafrikaner:innen Nadine Gordimer und John M. Coetzee beiseite, ist Gurnah erst der dritte Literaturnobelpreisträger aus Afrika (nach dem Nigerianer Wole Soyinka und dem Ägypter Nagib Machfus). Kritische Stimmen merkten an, dass es sich aber wieder um einen in der Diaspora lebenden und auf Englisch schreibenden Autoren handelt. Schön, dass die Leser:innen sich nun mit Das verlorene Paradies, dem viertem, für den Booker Prize 1994 nominierten Roman von Abdulrazak Gurnah, nun selbst ein Bild von dessen literarischem Werk machen können. Weiterlesen „Abdulrazak Gurnah – Das verlorene Paradies“
Tsitsi Dangarembga – Aufbrechen
Im Oktober 2021 erhielt Tsitsi Dangarembga in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Diese seit 1950 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels verliehene und mit einer Preissumme von 25.000 Euro verbundene Auszeichnung soll die Selbstverpflichtung des Buchhandels, mit seiner Arbeit der Völkerverständigung zu dienen, ausdrücken. Die Schriftstellerin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe wird deshalb nicht nur für ihr künstlerisches Werk, und hier vor allem für ihre Trilogie um die heranwachsende Frau Tambudzai (in Deutschland sind bisher Band 1 Aufbrechen und Band 3 Überleben erschienen) ausgezeichnet, sondern auch für ihr kulturelles und politisches Engagement. Weiterlesen „Tsitsi Dangarembga – Aufbrechen“
Leila Aboulela – Minarett
Glaube als einziger Ausweg aus Desorientierung, Kultur- und Identitätsverlust? Religion als Zufluchtsort? Westliche Leser:innen, vor allem säkular lebende oder gar atheistische, werden mit diesem Ansatz ihre Schwierigkeiten haben. Das geht mir nicht anders. Dennoch habe ich den bereits 2005 im Original erschienenen Roman Minarett von Leila Aboulela, die dieses Modell unzweifelhaft unterstützt, mit viel Gewinn gelesen. Weiterlesen „Leila Aboulela – Minarett“
Petina Gappah – Im Herzen des Goldenen Dreiecks
Im vergangenen Jahr gehörte der neue Roman von Petina Gappah, Aus der Dunkelheit strahlendes Licht, der von Tod und Überführung des Afrikaforsches David Livingston erzählte, zu meinen Lese-Highlights, jetzt veröffentlicht der Arche Verlag den Erstling der Autorin von 2009, den Erzählungsband Im Herzen des Goldenen Dreiecks. Weiterlesen „Petina Gappah – Im Herzen des Goldenen Dreiecks“
Ayobami Adebayo – Bleib bei mir
Ayobami Adebayo erzählt in Bleib bei mir von Yejide und Akin, einem modernen Ehepaar in Nigeria. Sie stammen aus recht privilegierten Verhältnissen, haben studiert und aus Liebe geheiratet. Das ist vier Jahre her. Vier Jahre, in denen beide ziemlich glücklich waren.
Yejide selbst hat keine sehr schöne Kindheit hinter sich. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt und die anderen Frauen ihres Vaters – in Nigeria ist Polygamie durchaus noch verbreitet – haben sie nie richtig in die Familie integriert, sie verachtet und gepeinigt. Deshalb ist sie über die Ehe mit Akin, der die Vielehe wie sie ablehnt, so glücklich wie über die Liebe, Anerkennung und Zuwendung, die sie durch Akins Familie, insbesondere seine Mutter, erfährt. Sie leben in der südwestnigerianischen Stadt Ilesa, auch in der Ehe ist sie berufstätig, führt einen kleinen, gut gehenden Frisiersalon.
Nur eines fehlt noch. Etwas, das besonders in den alten, den Traditionen trotz vordergründiger Modernität und Aufgeschlossenheit stark verhafteten Gesellschaften für das Glück einer Frau, einer Ehefrau, unabdingbar ist: der Nachwuchs. Weiterlesen „Ayobami Adebayo – Bleib bei mir“