Penelope Lively – Nachtglimmen

Claudia Hampton war in ihren jungen Jahren Kriegsberichterstatterin in Ägypten, eine der ersten weiblichen, schrieb später populärwissenschaftliche Geschichtsbücher und ist nun Mitte Siebzig, leidet an Darmkrebs und liegt in einer englischen Klinik im Sterben. Eine „Geschichte der Welt“ mit ihr als Helden schwebt ihr durch den Kopf. Und wie so oft sind es Kindheitserinnerungen, mit denen Penelope Lively ihren 1987 mit dem renommierten Booker Prize ausgezeichneten Roman Nachtglimmern beginnt. Weiterlesen „Penelope Lively – Nachtglimmen“

Kristine Bilkau – Halbinsel

Kristine Bilkau ist mit ihrem Roman Halbinsel die diesjährige Gewinnerin des Preises der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik. Mit ihrer einfühlsamen, unaufgeregten Geschichte über eine Mutter-Tochter-Beziehung erzählt sie ganz dicht an der Zeit und doch universell. Ganz große Leseempfehlung! Weiterlesen „Kristine Bilkau – Halbinsel“

Katharina Hagena – Flusslinien

Er ist wieder da, dieser besondere Ton – ruhig, entschleunigend, heiter und dennoch melancholisch -, den Katharina Hagena bereits 2008 in ihrem sehr erfolgreichen Debütroman Der Geschmack von Apfelkernen anschlug und den sie auch in ihrem vierten, nun erschienenen Buch Flusslinien beibehält. Zwei Frauen, die eine alt, die andere sehr jung und ein junger Mann stehen darin im Mittelpunkt. Das eigentliche Zentrum aber ist die Elbe. Und in den zwölf Abschnitten, die zwölf Tagen entsprechen, werden sehr viele Geschichten erzählt. Weiterlesen „Katharina Hagena – Flusslinien“

Taffy Brodesser Akner – Die Fletchers von Long Island

Die US-Literaturkritik sparte nicht mit Lob: Es sei „Der große amerikanische, reformjüdische Familienroman“, Vergleiche mit Philip Roth und Jonathan Franzen wurden angestellt. Und tatsächlich ist Die Fletchers von Long Island, der zweite Roman der 1975 geborenen Journalistin Taffy Brodesser-Akner, ein hochvergnügliches Leseerlebnis – mit kleinen Abstrichen. Weiterlesen „Taffy Brodesser Akner – Die Fletchers von Long Island“

Christine Wunnicke – Wachs

Historische Romane sind gern opulent, faktenreich, sinnlich und seitenstark. Es sei denn, sie stammen von Christine Wunnicke. Nicht dass ihre Romane dies alles – mit einer Ausnahme – nicht auch sind. Und doch sind die stets um ziemlich skurrile Gestalten und etwas abseitige Begebenheiten kreisenden Geschichten der 1966 geborenen Autorin ganz anders als man bei diesem Genre erwarten würde. Vor allem haben sie meist unter 200 Seiten. Und das ist auch bei dem neuesten Buch von Christine Wunnicke, Wachs betitelt und mit zunächst irritierendem, mit Zeichnungen von Passionsblumenblüten und einer Guillotine geschmücktem Cover im Berenberg Verlag erschien, nicht anders. Weiterlesen „Christine Wunnicke – Wachs“

Elisabeth Reichart – Komm über den See

Komm über den See von Elisabeth Reichart erschien bereits 1988, wurde 2001 neu aufgelegt und macht nun zum dritten Mal einen Anlauf, Leser:innen zu gewinnen – als Neuerscheinung im Salzburger Otto Müller Verlag. Erzählt wird die Geschichte von Ruth Berger, deren Mutter nach dem „Anschluss“ von Österreich Widerstand leistete und daran zerbrach. Weiterlesen „Elisabeth Reichart – Komm über den See“

Anna Langfus – Gepäck aus Sand

Wie sehr es mich freut, wenn Romane von Autorinnen neu oder wiederentdeckt werden, die zu ihrer Entstehungszeit nicht ausreichend gewürdigt, verkannt oder erst gar nicht veröffentlicht wurden, habe ich schon oft geschrieben. Gerade in den letzten Jahren hat sich da sehr viel getan und so manche Perle wurde da entdeckt. Mit dem Roman Gepäck aus Sand der polnisch-französische Schriftstellerin Anna Langfus, der nun in neuer Übersetzung von Patricia Klobusiczky und edler Ausstattung in der Anderen Bibliothek erschienen ist, kann das deutschsprachige Lesepublikum nun erneut eine solche Perle entdecken. 1962 wurde der Roman in Frankreich mit dem Prix Goncourt geehrt. In Deutschland fand die Übersetzung wenig Beachtung. Es war wohl zu früh, man wollte nicht lesen, was Langfus zu erzählen hatte. Weiterlesen „Anna Langfus – Gepäck aus Sand“

Samantha Harvey – Umlaufbahnen

400 Kilometer über der Erde schwebt die Raumstation auf ihrer Umlaufbahn, die den Planet jeden Erdentag lang sechzehn Mal mit einer Geschwindigkeit von 27.000km/h umkreist. In ihr leben, arbeiten, denken und beobachten zwei Astronautinnen, zwei Astronauten und zwei Kosmonauten. Ein einfaches Setting, das ideal für ein intensives Kammerspiel, so aber ziemlich neu für die literarische Welt ist. Denn es sind weder Science Fiction-Elemente, noch beklemmende Katastrophen- oder Endzeit-Szenarien, die die britische Autorin Samantha Harvey für ihren 2024 mit dem Booker Prize ausgezeichneten Roman Umlaufbahnen bemüht, sondern Alltagsszenen in der Raumstation und immer wieder ausgedehnte Beschreibungen von Erde und All, die im Mittelpunkt des Romans stehen. Weiterlesen „Samantha Harvey – Umlaufbahnen“

Jessica Knoll – Bright young women

Wir kennen das von etlichen True Crime-Geschichten und blutigen Thrillern: ein genialischer, fast charismatischer Killer tötet serienweise vorzugsweise junge, hübsche Frauen, die vor ihrem Tod entsetzlich leiden müssen. Und auch wenn es meistens am Ende zur Ergreifung des Täters kommt, wird dieser doch oft genug mystifiziert und fasziniert Leser- und Zuschauer:innen auf die eine oder andere Weise. Auf jeden Fall liegt oft genug der Fokus auf ihm als Täter. Man denke da beispielsweise an den Killer in „Das Schweigen der Lämmer“. Tatsächlich soll der Serienmörder, der in Bright young women, dem an einen realen Fall angelehnten Roman von Jessica Knoll wütet, Thomas Harris, der die Romanvorlage zum Film schrieb, als Inspiration für seinen Killer „Buffalo Bill“ gedient haben. Weiterlesen „Jessica Knoll – Bright young women“

J Courtney Sullivan – Die Frauen von Maine

Ein altes lila Haus auf einer Klippe mit atemberaubender Sicht auf die Küste vor Maine. Lake Grove. Schon als Teenager, als sie es vom Hummerboot, auf dem sie gejobbt hatte, entdeckte, zog es Jane Flanagan magisch an, zum Lesen, Schule schwänzen, Träumen. Manchmal zusammen mit ihrer besten Freundin Allison, später mit Freund und späterem Ehemann David. Nun lässt J. Courtney Sullivan ihre Protagonistin in Die Frauen von Maine nach einer persönlichen Katastrophe in ihr Elternhaus in der kleinen Küstenstadt Awadapquit (fiktiv, erinnert aber angeblich sehr an Ogunquit) zurückkehren, um mit ihrer Schwester das Haus ihrer kürzlich verstorbenen Mutter zu verkaufen. Und es zieht sie erneut zu dem ehemals verlassenen Haus. Weiterlesen „J Courtney Sullivan – Die Frauen von Maine“