Asta Nielsen – Im Paradies

Die Dänin Asta Nielsen war der weibliche Star des deutschen Stummfilms. Weniger bekannt ist, dass sie nach Beendigung ihrer Schauspielkarriere zahlreiche Erzählungen geschrieben hat. In der wunderbaren Reihe Lieblingsbücher von Kat Menschik illustriert erscheinen nun fünf kurze Texte in der gewohnt liebevoll-aufwendig gestalteten Aufmachung des Galiani Verlags: dreiseitiger silbriger Buchschnitt, Glanz-Prägung und in frischen Blau-Tönen gehaltene Illustrationen mit roten Akzenten. Weiterlesen „Asta Nielsen – Im Paradies“

Tillie Olsen – Ich steh hier und bügle

Seit einiger Zeit werden erfreulicherweise immer wieder Texte von Autorinnen veröffentlicht, die bereits vor Jahrzehnten geschrieben und meist im Original auch als Buch veröffentlicht wurden, es aber nicht zur Übersetzung ins Deutsche kam oder aber diese Übersetzung es im deutschen Buchmarkt nicht zu (bleibender) Aufmerksamkeit geschafft hat und deshalb seit langem vergriffen ist. Warum dieses Schicksal vor allem Texten aus weiblichen Händen beschieden ist, kann man nachlesen, nicht zuletzt in einem parallel zu Ich steh hier und bügle erschienenen Essayband von Tillie Olsen: Was fehlt. Unterdrückte Stimmen in der Literatur. Hier wird auch und vor allem auf das Fehlen wichtiger weiblicher Stimmen im Literaturkanon hingewiesen. Es vermag nicht zu verwundern, dass auch dieser Band erstmals nach seiner Veröffentlichung 1978 auf Deutsch erscheint. Weiterlesen „Tillie Olsen – Ich steh hier und bügle“

Vicente Valero – Die Fremden, Übergänge, Schachnovellen, Krankenbesuche

Ibiza eine sonnenverwöhnte Insel im Mittelmeer. Nicht unbedingt bekannt durch Literatur, die von dort stammt. Der Berenberg Verlag macht sich schon seit einigen Jahren um das Werk des von dort stammenden Autors Vicente Valero verdient und hat mit Krankenbesuche jüngst den vierten seiner Romane, essayistischen und autobiografischen Texte, immer in der hervorragenden  Übersetzung durch Peter Kultzen, veröffentlicht. Vicente Valero – Die Fremden, Übergänge, Schachnovellen, Krankenbesuche Weiterlesen „Vicente Valero – Die Fremden, Übergänge, Schachnovellen, Krankenbesuche“

Zadie Smith – Grand Union

Geschrieben hat sie Short Stories schon immer. Nun veröffentlicht Zadie Smith ihren ersten Erzählungsband, Grand Union. Handlungsorte sind Smiths Heimatstadt London, New York, wo sie an der New York University kreatives Schreiben unterrichtete und verschiedene Ort in Europa. So divers wie die Schauplätze sind auch die Themen, Perspektiven und Erzählweisen. Von ganz klassischen Short Stories über dystopische Settings zu sehr experimentell angelegten Geschichten bietet die Sammlung ein Kaleidoskop von Betrachtungen unseres gegenwärtigen Lebens, das so schnelllebig, schwer zu greifen und zu verstehen ist. Themen, die überall aufblitzen sind die aus ihren bisher fünf Romanen bekannten: Rassismus, Klassismus und Sexismus. Weiterlesen „Zadie Smith – Grand Union“

Juan Gabriel Vásquez – Lieder für die Feuersbrunst

Juan Gabriel Vásquez ist der bedeutendste zeitgenössische kolumbianische Autor und sicher einer der wichtigsten Südamerikas. Mit dem magischen Realismus etwa seines Landsmannes Gabriel García Márquez hat der 1973 geborene, lange in Europa lebende Schriftsteller nichts zu tun. Die Romane von Juan Gabriel Vásquez zeichnen wie die Erzählungssammlungen Die Liebenden von Allerheiligen und die neu erschienenen Lieder für die Feuersbrunst ein sachlicher, verknappter Erzählstil aus, wie immer hervorragend übersetzt von Susanne Lange. Weiterlesen „Juan Gabriel Vásquez – Lieder für die Feuersbrunst“

Eva Schmidt – Die Welt gegenüber

Es sind die leisen Töne, in denen die 1952 geborene österreichische Schriftstellerin Eva Schmidt brilliert. Ihre Romane Ein langes Jahr und Die untalentierte Lügnerin waren 2016 und 2019 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Und doch zählt sie in Deutschland zu den eher unbekannteren Autorinnen. Der Blick auf den Alltag ihrer zumeist tief einsamen Protagonist:innen ist so scharf wie zurückhaltend. Mit ihrem neuen Erzählungsband Die Welt gegenüber kehrt Eva Schmidt zu der kurzen Form ihrer Anfangsjahre zurück. Weiterlesen „Eva Schmidt – Die Welt gegenüber“

Richard Ford – Irische Passagiere

Es sind immer die großen Fragen, die der amerikanische Autor Richard Ford in seinen unspektakulär daherkommenden Geschichten verhandelt, so auch in seinem neuesten Erzählungsband Irische Passagiere. Wie der Titel verrät, haben alle neun Geschichten einen Bezug zu Irland, spielen dort, haben irischstämmige Protagonisten, manchmal zieht nur eine irische Parade durch New Orleans. Eigentlich spielt das Irische aber keine besondere Rolle. Weshalb auch der Originaltitel „Sorry for your trouble“ viel besser passt. Weiterlesen „Richard Ford – Irische Passagiere“

Petina Gappah – Im Herzen des Goldenen Dreiecks

Im vergangenen Jahr gehörte der neue Roman von Petina Gappah, Aus der Dunkelheit strahlendes Licht, der von Tod und Überführung des Afrikaforsches David Livingston erzählte, zu meinen Lese-Highlights, jetzt veröffentlicht der Arche Verlag den Erstling der Autorin von 2009, den Erzählungsband Im Herzen des Goldenen Dreiecks. Weiterlesen „Petina Gappah – Im Herzen des Goldenen Dreiecks“

David Constantine – Wie es ist und war

David Constantine ist ein britischer Autor Jahrgang 1944, der dreißig Jahre in Oxford und Durham gelehrt, deutsche Klassiker ins Englische übersetzt und anschließend fast zehn Jahre eine Literaturzeitschrift herausgegeben hat. Daneben entstanden ein Roman und zahlreiche Gedichte und Kurzgeschichten, von denen eine sogar recht prominent mit Tom Courtenay and Charlotte Rampling verfilmt wurde („45 years“) Weiterlesen „David Constantine – Wie es ist und war“

Colum McCann – Wie spät ist es jetzt dort, wo du bist?

Drei Erzählungen und eine Novelle des aus Irland stammenden, schon lange in New York lebenden Autors Colum McCann sind in dem nach einer der kürzeren Geschichten benannten Band „Wie spät ist es jetzt dort, wo du bist?“ veröffentlicht.

Bei einer solchen Sammlung kann es sich immer entweder um eine recht beliebige Zusammenstellung von Texten handeln, die in einer bestimmten  Zeitspanne entstanden sind, oder aber auch um inhaltlich auf die eine oder andere Weise miteinander verknüpfte Stories. Diese Verflechtung kann so weit reichen, dass eine Art Roman daraus entsteht. Das ist bei den Geschichten in diesem Band nicht der Fall, sie stehen inhaltlich für sich selbst. Und doch ergeben sie, ähnlich wie bei Konzeptalben in der Musik, eine Art Einheit. Auch wenn die Erzählungen sich in ihrer Länge, in Inhalt und Erzählperspektive kaum gleichen, sie weder Personen noch Ort oder Zeit gemeinsam haben, so ist es doch eine Unterströmung, eine Stimmung, ein Gefühl, das sie alle verbindet. Weiterlesen „Colum McCann – Wie spät ist es jetzt dort, wo du bist?“