Katerina Poladjan – Hier sind Löwen

Das Szenario ist nicht neu und bereits unzählige Male Ausgangspunkt und/oder Sujet von Romanen gewesen: eine nicht mehr ganz junge Frau, so um die Dreißig (wahlweise auch ein junger Mann), ist im Leben noch nicht so ganz angekommen, beruflich leicht prekär, aber gut ausgebildet, Beziehungsstatus noch nicht wirklich geklärt, genauso offen wie die Zukunftspläne, kommt an einen Punkt, der mittlerweile sogar einen Namen besitzt, die „Quarterlife-Crisis. Oft stecken irgendwelche familiären, gern verdrängten und nicht gleich offensichtlichen Probleme hinter dem Dilemma. Und oft dient eine Reise zu den familiären Wurzeln als Anstoß, sich darüber Klarheit zu verschaffen. Das ist auch bei der Protagonistin von Katerina Poladjan in ihrem 2019 für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman „Hier sind Löwen“ so.

Das Besondere dieses Buchs liegt in der Familiengeschichte und in der Profession der Protagonistin. Weiterlesen „Katerina Poladjan – Hier sind Löwen“

Mohsin Hamid – Exit West

Rezension zu Mohsin Hamid – Exit West :

Laut UN sind weltweit mehr als 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Sei es vor Kriegen, Terror, politischen Verfolgungen, sexuellen Diskriminierungen, aus purer Not oder Perspektivlosigkeit, diese Menschen zieht es in den Westen, manchmal trotz Vorbehalten gegenüber den dort herrschenden Werten und der Lebensweise dort, immer aber mit der großen Hoffnung, ein besseres, ein erfüllteres Leben zu finden. Auch wenn die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit nicht mehr so groß ist wie in den Jahren 2015/2016, als sich besonders viele Menschen aus dem Nahen Osten und dem nördlichen Afrika aufmachten, ihr Glück in Europa zu suchen, beherrscht das Thema die Nachrichten im Fernsehen und den Printmedien, bestimmt es Wahlkämpfe mit, entzweit es die Bevölkerungen der westlichen Staaten darüber, wie umzugehen ist mit diesem Phänomen, das nicht einfach verschwindet, das sich als eine feste Konstante des globalisierten 21. Jahrhunderts festzusetzen scheint. Weiterlesen „Mohsin Hamid – Exit West“

Irmgard Keun – Kind aller Länder

Irmgard Keun – Kind aller Länder

Irmgard Keun - Kind aller Länder1938 erschien der Roman „Kind aller Länder“ erstmals im Exilverlag Querido. Irmgard Keun, vor 1933 mit zwei Titeln sehr erfolgreiche Schriftstellerin und nun von den neuen Machthabern verfemt, war da bereits auch ein solches heimatloses „Kind“, verfolgt, auf der Flucht durch Europa.
Ihre Stationen waren dieselben wie für die zehnjährige Kully, die, gefragt, ob sie nicht manchmal Heimweh hätte, erst einmal überlegen muss, was Heimweh für sie eigentlich bedeutet. Weiterlesen „Irmgard Keun – Kind aller Länder“