Uwe Wittstock – Marseille 1940

Nach Februar 33. Der Winter der Literatur beschäftigt sich Uwe Wittstock in seinem neuen erzählenden Sachbuch Marseille 1940. Die große Flucht der Literatur mit einem weiteren Krisenjahr. Nachdem er in der typischen mosaikartigen Erzählweise die bedrohlichen Ereignisse unmittelbar nach Hitlers Machtübernahme anhand verschiedener Autoren wie Joseph Roth, Alfred Döblin und Thomas Mann beleuchtet hat, verpackt er nun die tragischen Ereignisse nach der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht im Juni 1940 wieder in viele kleine Episoden, wieder ganz nah an den Personen, chronologisch fortschreitend, unglaublich dicht, detailliert und spannend. Quellen waren wieder vor allem Selbstzeugnisse von Schriftsteller:innen und anderen Kulturschaffenden, wie Briefe, Tagebücher, Aufzeichnungen und Erinnerungen. Weiterlesen „Uwe Wittstock – Marseille 1940“

Franziska Gänsler – Wie Inseln im Licht

Wie Inseln im Licht ist der zweite, auf zarte und leichte Art tief berührende Roman der 1987 geborenen Autorin Franziska Gänsler. Sie variiert darin auf überraschende Art ein bekanntes Erzählszenario.

Die Mutter der 27jährigen Ich-Erzählerin Zoey ist nach langer, quälender Erkrankung, während der sie aufopferungsvoll von ihrer Tochter gepflegt wurde, gestorben. Die junge Frau flieht regelrecht an den einzigen Ort, den sie sich für die Bestattung vorstellen kann: die französische Atlantikküste. Dort hat sie mit der Mutter und ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Oda eine Weile gelebt, in der Erinnerung wunderschöne Kindheitssommer verbracht. Weiterlesen „Franziska Gänsler – Wie Inseln im Licht“

Sylvie Schenk – Maman

Bereits in Schnell, dein Leben und Eine gewöhnliche Familie hat uns Sylvie Schenk, 1944 in Chambéry, Frankreich, geboren, seit 1966 in Deutschland lebend und auf Deutsch schreibend, Einblicke in ihre Familie gegeben, jetzt hat sie sich mit Maman auf ihre Mutter konzentriert, mit der sie eine nicht leichte Beziehung verband.

„Unsere Mutter, die sprach nur mit der Wäsche und mit Babys.“

Unnahbar war diese Mutter, verschlossen und distanziert bis gleichgültig ihren Kindern gegenüber. Zärtlichkeiten und Vertrautheit gab es wenig und die Kinder, zumindest die kleine Sylvie, spürten schon bald, dass die Mutter nicht glücklich war, nicht in ihrer Ehe, nicht in ihrer Mutterrolle, nicht als doch recht gut situierte Zahnarztgattin in Lyon. Da gab es etwas, dass sie von ihrem Glück abhielt, über das sie aber beharrlich schwieg. Erst nach ihrem Tod erfahren Sylvie und ihre vier Geschwister, wer diese Frau eigentlich wirklich war, welche Gespenster aus der Vergangenheit ihr zeitlebens nachhingen. Weiterlesen „Sylvie Schenk – Maman“

Hilmar Klute – Oberkampf

Auch wenn sich die westliche Welt seit den verheerenden Anschlägen des 11. September in den USA der allgegenwärtigen Gefahr von Terrorattacken bewusst geworden ist, gibt es doch bestimmte Ereignisse, Daten, Orte, die diese Fragilität der Gesellschaft noch einmal mit besonderer Wucht ins Gedächtnis holen, die die Menschen auf ganz besondere Weise erschüttern und sich deshalb ins kollektive Gedächtnis hineinbohren. Dazu zählen sicher die Zuganschläge von Madrid 2004, die Selbstmordanschläge im öffentlichen Nahverkehr von London 2005 und der LKW-Anschlag in Nizza 2016. Für Deutschland kommt noch der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz 2016 hinzu. Orte des öffentlichen Lebens, in dem man sich doch gemeinhin recht sicher wähnte. 2015 erschütterten die Anschläge in Paris – im Januar auf die Redaktion des Satire-Magazins Charlie Hebdo, im November auf die Konzerthalle Bataclan und umliegende Restaurants – die Welt. Waren dies doch Anschläge, die gegen die gesamte westliche Lebensauffassung, ihre Ideen von Meinungsfreiheit und persönlicher Freiheit gerichtet waren. Hilmar Klute siedelt in ihrem Umfeld seinen Roman Oberkampf an. Weiterlesen „Hilmar Klute – Oberkampf“