1865. Die Konföderierten Südstaaten sind den in der Union verbliebenen Nordstaaten von Amerika endgültig unterlegen. Die Sklaverei wird auch auf den großen Plantagen des Südens abgeschafft, Unionstruppen kontrollieren die Freilassung der Sklav:innen. Dass sich der große Konflikt, der 1861 zu einer Spaltung der Vereinigten Staaten geführt hat und die Bevölkerung ideologisch tief trennt, nach vier Jahren brutaler Kriegsführung mit geschätzt 600.000 Toten so einfach auflöst, ist unmöglich. Zu fest sind rassistische Ansichten und wirtschaftliche Abhängigkeiten von der Sklavenhaltung in der Südstaatenbevölkerung zementiert. Und was soll eigentlich mit den Millionen Freigelassenen passieren? Nathan Harris hat diesen speziellen historischen Moment für seinen 2021 auf der Longlist des Booker Prize platzierten Roman Die Süße von Wasser gewählt. Weiterlesen “Nathan Harris – Die Süße von Wasser”
Schlagwort: Historischer Roman
Abdulrazak Gurnah – Nachleben
Seitdem der britisch-tansanische Autor Abdulrazak Gurnah im vergangenen Jahr den Literaturnobelpreis verliehen bekommen hat, sind bereits drei seiner auf Deutsch zuvor nur noch antiquarisch zu erhaltenden Roman neu im Penguin Verlag erschienen, das zuletzt erschienene Nachleben (Original 2020) in einer neuen Übertragung durch Eva Bonné. Die vorherigen Veröffentlichungen (Das verlorene Paradies und Ferne Gestade) haben genau wie der im kommenden Frühjahr erscheinende Titel Die Abtrünnigen ihre alten Übersetzungen beibehalten (lediglich durchgesehen), die von drei jeweils unterschiedlichen Übersetzer:innen stammen. Vier Bücher, vier Übersetzer:innen – das ist zwar verständlich (man will schnell liefern), aber auch bedauerlich. Der Atem der drei Verlage bei den drei zwischen 1992 und 2006 erstmals auf Deutsch veröffentlichten Titeln war anscheinend nicht lang genug, um dem Autor treu zu bleiben. Weiterlesen “Abdulrazak Gurnah – Nachleben”
Robert Jones jr. – Die Propheten
Die Propheten – wuchtig, erdig und bedeutungsschwer kommt der Debütroman von Robert Jones jr. daher, mit dem der 1951 geborene New Yorker Autor gleich auf der Shortlist des National Book Award 2021 landete. Als „Son of Baldwin“ bloggt und twittert er über Blackness und Queerness und engagiert sich für Anti-Diskriminierung. Natürlich ist der Name eine Verbeugung vor dem großen Autor James Baldwin, den er neben Toni Morrison als sein Vorbild bezeichnet. Mit Die Propheten erzählt er eine Schwarze, queere Liebesgeschichte aus der Sklaverei des 19. Jahrhunderts. Es ist für ihn das Buch, über das Morrison sagte: „Wenn es ein Buch gibt, das Sie lesen möchten, aber es noch nicht geschrieben wurde, dann müssen Sie es schreiben.“ Weiterlesen “Robert Jones jr. – Die Propheten”
Sigrid Undset – Kristin Lavranstochter Die Frau
Nachdem Kristin Lavranstochter im ersten Teil der Trilogie, für die die Autorin 1928 den Literaturnobelpreis erhielt, als junge eigenwillige Frau ihre Ehe mit dem angebeteten Erlend Nikulaussohn durchgesetzt hat, führt Sigrid Undset die Geschichte in Die Frau fort. Gegen den Willen ihres geliebten Vaters Lavrans Bjørgulvssohn hat sich Kristin diese Ehe ertrotzt. Ihre voreheliche Schwangerschaft konnte dadurch gerade noch legitimiert werden. Der schlechte Ruf Erlends, der zuvor mit einer anderen Frau in unehelicher Gemeinschaft lebte, aus der zwei gemeinsame Kinder stammen, erholt sich durch Kristins sorgsames Haushalten und erfolgreiche Geschäfte ihres Mannes langsam. Weiterlesen “Sigrid Undset – Kristin Lavranstochter Die Frau”
Abdulrazak Gurnah – Das verlorene Paradies
Als dem aus Tansania, genauer Sansibar, stammenden Autor Abdulrazak Gurnah im letzten Jahr der Literaturnobelpreis zugesprochen wurde, war zunächst einmal die Ratlosigkeit recht groß. Auch Literaturkenner:innen war der 1948 geborene Gurnah meistenteils unbekannt, in Deutschland war keines seiner Werke aktuell lieferbar. Lässt man mal die beiden weißen Südafrikaner:innen Nadine Gordimer und John M. Coetzee beiseite, ist Gurnah erst der dritte Literaturnobelpreisträger aus Afrika (nach dem Nigerianer Wole Soyinka und dem Ägypter Nagib Machfus). Kritische Stimmen merkten an, dass es sich aber wieder um einen in der Diaspora lebenden und auf Englisch schreibenden Autoren handelt. Schön, dass die Leser:innen sich nun mit Das verlorene Paradies, dem viertem, für den Booker Prize 1994 nominierten Roman von Abdulrazak Gurnah, nun selbst ein Bild von dessen literarischem Werk machen können. Weiterlesen “Abdulrazak Gurnah – Das verlorene Paradies”
Sigrid Undset – Kristin Lavranstochter – Der Kranz
Als ich 2019 zum Gastlandauftritt Norwegens auf der Frankfurter Buchmesse in dessen Literaturgeschichte und den Autor:innen-Verzeichnissen stöberte, stieß ich immer wieder auf einen Namen: Sigrid Undset. 1928 erhielt die Norwegerin Sigrid Undset den Literaturnobelpreis, vor allem für ihre Mittelalter-Trilogie um eine eigenwillige Frau – Kristin Lavranstochter. Jetzt wird der Romanzyklus im Kröner Verlag neu herausgegeben und startet mit Teil 1 – Der Kranz. Weiterlesen “Sigrid Undset – Kristin Lavranstochter – Der Kranz”
Brian Moore – Schwarzrock
Bereits 1985 erschien „Schwarzrock“ des 1921 in Belfast geborenen, in Kanada und den USA lebenden und dort in Malibu 1999 verstorbenen Brian Moore im Original. Und 1987 auf Deutsch bereits im Diogenes Verlag. Von Moores zwanzig Romanen wurden fünf verfilmt und auch sonst gilt Moore als einer der erfolgreichsten Autoren im angloamerikanischen Raum. Hier in Deutschland ist er ein wenig in Vergessenheit geraten. Sein Stammverlag Diogenes führt nur noch drei seiner Titel als Printausgaben. Darunter nun diese Neuerscheinung, die wir nicht nur dem Gastlandauftritt Kanadas zu den Frankfurter Buchmessen, sondern auch dem bevorstehenden hundertsten Geburtstag Moores am 21. August 2021 zu verdanken haben. Weiterlesen “Brian Moore – Schwarzrock”
Maggie O´Farrell – Judith und Hamnet
Hamlet ist sicher eines der bekanntesten Dramen William Shakespeares. Darin geht es zentral auch um eine Vater-Sohn-Beziehung. Über seinen Verfasser ist trotz vielfältiger Forschung erstaunlich wenig Gesichertes bekannt. Tatsache ist, dass er einen Sohn hatte, der Hamnet hieß und 1596 gerade elfjährig starb. Die britisch-irische Autorin Maggie O´Farrell macht ihn in ihrem mit dem Women´s Prize for Fiction 2020 prämierten Roman Judith und Hamnet zum Namensgeber des 1601 entstandenen Dramas und erzählt die berührende Geschichte seines Lebens und Sterbens. Weiterlesen “Maggie O´Farrell – Judith und Hamnet”
Michael Crummey – Die Unschuldigen
Der kanadische Autor Michael Crummey entführt die Leser:innen seines neuen Romans Die Unschuldigen in ein Abenteuer an die raue Küste Nordkanadas. Weiterlesen “Michael Crummey – Die Unschuldigen”
Alexa Hennig von Lange – Die Wahnsinnige
Johanna I. von Kastilien, 1479 in Toledo als drittes Kind der „Katholischen Könige“ Isabella und Ferdinand II. geboren, als 17jährige aus machtpolitischen Gründen mit dem einzigen Sohn des späteren römisch-deutschen Kaisers Maximilian, dem Erzherzog von Österreich und Herzog von Burgund Philipp dem Schönen verheiratet und mit 28 Jahren bereits Mutter von sechs Kindern, erhielt schon recht früh ihren Beinamen „die Wahnsinnige“. Bis zu ihrem Tod 1555 war sie nur sehr kurze Zeit gemäß ihrem Titel „Königin von Kastilien und Aragon und den angegliederten Gebieten“, der ihr nach dem Tod ihrer Mutter 1504 zustand, eine der mächtigsten Regentinnen der damaligen Zeit. Vielmehr wurde sie zunächst von ihrer Mutter, dann von Ehemann, Vater und später Sohn verdrängt, festgesetzt und der Regierungsunfähigkeit bezichtigt. Ihre berührende Geschichte erzählt Alexa Hennig von Lange in Die Wahnsinnige. Weiterlesen “Alexa Hennig von Lange – Die Wahnsinnige”