Jhumpa Lahiri – Das Wiedersehen

Jhumpa Lahiri wurde 1967 als Tochter bengalischer Eltern in London geboren und wuchs in Rhode Island auf. Bereits ihr literarisches Debüt, die Kurzgeschichtensammlung Melancholie der Ankunft, wurde ein großer Erfolg und wurde 2000 mit dem Pulitzer Prize ausgezeichnet. Lahiri lebte mit ihrer Familie einige Zeit in Rom und bezeichnet das Italienische als ihre Wahlsprache, in der sie bereits den letzten Roman Wo ich mich finde verfasst hat. Nun hat Jhumpa Lahiri auch die Römischen Geschichten in Das Wiedersehen auf Italienisch geschrieben, die von Julika Brandestini ins Deutsche übersetzt wurden. Weiterlesen „Jhumpa Lahiri – Das Wiedersehen“

Isabelle Autissier – Aqua alta

Isabelle AutissierAqua alta – das jährliche Winterhochwasser begleitet Venedig schon seit seiner Gründung in der Lagune. Es kommt durch bestimmte Winde, durch die Gezeiten, niedrigen Luftdruck und weniger als man denkt durch Regen zustande. Seit 1872 wurden über 300 davon erfasst, in jüngster Zeit hat sich ihre Frequenz bedeutend erhöht. Gab es zwischen 1900 und 1910 lediglich zehn solcher Ereignisse, waren es zwischen 2001 und 2010 bereits fünfundsechzig, Tendenz steigend. Weiterlesen „Isabelle Autissier – Aqua alta“

Donna Leon – Wie die Saat so die Ernte

Nach einigen recht melancholischen Bänden ihrer Commissario Brunetti-Reihe überrascht es beinehe, dass der neue Roman von Donna Leon fast ein wenig heiter daherkommt, obwohl sich die mittlerweile achtzigjährige Autorin in ihrem 32. Fall einem dunklen Kapitel der jüngeren italienischen Geschichte widmet, Wie die Saat, so die Ernte. Weiterlesen „Donna Leon – Wie die Saat so die Ernte“

Donna Leon – Milde Gaben

Milde Gaben – Milde Spannung. So könnte man titeln, wäre nicht das schon eine regelrechte Übertreibung. Donna Leon, wahrlich noch nie eine Vertreterin der handlungsgetriebenen, actionreichen Spannungsliteratur, sondern eher der leisen, atmosphärischen Krimis, hat sich mit ihrem neuesten Brunetti, dem mittlerweile 31. Band, Milde Gaben, selbst über- oder soll man lieber sagen unterboten. Ist es typisch und irgendwie liebgewonnene Tradition, dass in den jährlich im Mai erscheinenden Vendig-Krimis die Verbrechen sich erst im Laufe der Erzählung herauskristallisieren, ja manchmal gar nicht wirklich vorhanden sind, und sich auch die Sapnnung sehr langsam auf ein eher mittleres Niveau hochschraubt, weiß man bei Milde Gaben als Leserin tatsächlich auch am Ende nicht, was Donna Leon da eigentlich erzählt hat. Weiterlesen „Donna Leon – Milde Gaben“

Steven Price – Der letzte Prinz

Giuseppe Tomasi, der letzte Fürst von Lampedusa, schrieb bereits im fortgeschrittenen Alter einen einzigen Roman. Dieser wurde zunächst von verschiedenen Verlagen, darunter dem renommierten Mondadori, abgelehnt und konnte erst nach dem Tod des Autors mit gerade einmal sechzig Jahren erscheinen. Entdeckt wurde er vom Schriftstellerkollegen Giorgio Bassani, der ihn in seiner Reihe „I Contemporanei“ 1958 bei Feltrinelli herausbrachte. Das war der Startschuss eines unglaublichen Welterfolgs, der durch die Verfilmung von  Luchino Visconti, 1963 bei den Filmfestspielen von Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet und mit Burt Lancaster, Claudia Cardinale und Alain Delon starbesetzt, noch einmal Auftrieb erfuhr. Heute zählt er längst zu den ganz großen Klassikern der italienischen Literatur. Der Abgesang auf den sizilianischen Adel war dabei von Tomasi di Lampedusa  eigener Familiengeschichte geprägt. Der kanadische Autor Steven Price widmet dem Fürsten und der Entstehung von „Il gattopardo“ (dt Der Leopard) seinen Roman Der letzte Prinz. Weiterlesen „Steven Price – Der letzte Prinz“

Zora del Buono – Die Marschallin

Zora del Buono schreibt über Zora Del Buono. Dabei ist die Groß- bzw. Kleinschreibung in der Mitte des Namens von Bedeutung. Denn die Großmutter Zora Del Buono, deren Lebensgeschichte die Schweizer Autorin des gleichen Namens vor ihrem Lesepublikum ausbreitet, die titelgebende „Marschallin“, ist überzeugte Kommunistin und jeder Adelsdünkel ihr, zumindest offiziell, ein Gräuel.

Nach einem kurzen Prolog beginnt der Roman 1919 in einem kleinen Dorf im Nordwesten Sloweniens, Bovec. Hier am Grenzfluss Isonzo ((italienisch), Soča (slowenisch), Sontig (deutsch), Lusinç (friaulisch) – je nach aktuellem Besatzer), fand die letzte von insgesamt zwölf Isonzoschlachten im Ersten Weltkrieg statt. Dank Einsatz von Giftgas konnten die Österreicher mit Unterstützung der Deutschen die Italienischen Truppen zurückdrängen. Die Schlachten forderten Hunderttausende an Toten und formten dieses Grenzgebiet nachhaltig. Weiterlesen „Zora del Buono – Die Marschallin“

Donna Leon – Geheime Quellen

Seit 1992 liefert Donna Leon pünktlich jedes Jahr einen neuen Roman mit ihrem charismatischen venezianischen Commissario Guido Brunetti. Und auch wenn die Autorin der Lagunenstadt seit Jahren schon der Rücken gekehrt hat und in der Schweiz lebt, weiß sie doch immer noch deren ganz besondere Atmosphäre einzufangen. In seinem 29. Fall schickt Donna Leon Brunetti durch ein von Touristen überfülltes, brütend heißes, sommerliches Venedig auf der Suche nach „Geheime Quellen“. Weiterlesen „Donna Leon – Geheime Quellen“

Esther Kinsky – Hain

Esther Kinsky beginnt ihren Roman Hain mit einer Tradition aus rumänischen Kirchen. Dort wird an verschiedenen Stellen für die Lebenden und die Verstorbenen gebetet. Viǐ und morțǐ. Stirbt ein Mensch, für den eine Kerze entzündet wurde, wird diese nach seinem Tod auf die andere Seite getragen.

Ein Bild für die Seelenverfassung der Ich-Erzählerin und für den Charakter des Erzählten. Es ist eine Zwischen-, eine Übergangszeit nach dem Tod des Lebenspartners, M., ein Hinübergehen von der Zeit der lebendigen Zweisamkeit zum Leben ohne ihn. „Hain“ ist ein Buch der Trauer. Weiterlesen „Esther Kinsky – Hain“

Donna Leon – Stille Wasser

Donna Leon – Stille Wasser: Commissario Brunetti-Romane zu lesen, ist ein wenig wie ein Familientreffen.

Seit nunmehr 25 Jahren erscheint pünktlich jedes Jahr ein neuer Band, zuverlässig wie Ostern und Weihnachten. Zeit genug, die Charaktere, die seltsam alterslos sind – aber ist das in Familien nicht auch so, dass Eltern, Tanten und schließlich auch man selbst gefühlt nicht altern?- in und auswendig kennenzulernen. Venedig, oder Donna Leons Bild von Venedig, sind dem Leser schon fast so vertraut wie der eigene Heimatort. Um das zu unterstützen, gibt der Diogenes Verlag wunderbare kleine Stadtpläne heraus: Venedig mit Donna Leon und es gibt sogar eigene Internetseiten, die die Spuren des Commissario in seiner Lagunenstadt verfolgen. Weiterlesen „Donna Leon – Stille Wasser“

Catherine Banner – Die langen Tage von Castellamare

Catherine Banner – Die langen Tage von Castellamare

Catherine Banner - Die langen Tage von CastellamareEs sind die alten Geschichten, über Generationen weitererzählt, die italienischen Volksmärchen mit ihrem magischen Ton, die den Arzt Amedeo Esposito faszinieren, die er in einer dicken Kladde sein ganzes Leben lang sammelt, die auch noch seine Nachkommen lange Zeit begleiten und die Catherine Banners Roman strukturieren.
Es sind schicksalhafte Erzählungen von der Inselheiligen Agata, von den geheimnisvollen Höhlen am Meer, voll mit alten Knochen und Gebeinen, von Königstöchtern und mutigen Fischern, den Fischern der Insel Castellamare irgendwo im weiten Meer vor Sizilien.
So entwickelt auch die Autorin eine im besten Sinne altmodische Familiengeschichte: in epischer Breite, mit einem allwissenden Erzähler, der all die Personen, die zwischen 1914 und 2009 auf der Insel leben, sterben, geboren werden, lieben, hoffen und verzweifeln in einem großen, wunderbar zu lesenden Epos vereinigt. Weiterlesen „Catherine Banner – Die langen Tage von Castellamare“