Anfang der 1990er Jahre zog Ingke Brodersen mit ihrer Familie in eine Altbauwohnung in Berlin Schöneberg. Eine helle, geräumige Wohnung im vierten Stock in der Berchtesgadener Straße 37. Vor dem Haus im Pflaster eingelassen befindet sich einer jener Stolpersteine, die an ehemalige jüdische Bewohner:innen erinnert, die Opfer der Verfolgung durch die Nationalsozialisten wurden. 1993 wurden hier im Bayerischen Viertel in einem Projekt Tafeln aufgehängt, die Inhalte von nationalsozialistischen Gesetzen und Verordnungen zeigen, mit denen die Entrechtung der Juden in Deutschland vorangetrieben wurde. Dies war für die Historikerin und ehemalige Leiterin des Rowohlt Berlin-Verlags Ingke Brodersen der Impuls, der Geschichte der einst in ihrem Wohnhaus lebenden Menschen nachzuforschen – und daraus entstand ihr berührendes Buch Lebewohl, Martha.