Jean Malaquais – Planet ohne Visum

Es ist wirklich erstaunlich, welche Meisterwerke der Exilliteratur heute, achtzig Jahre später, noch neu entdeckt werden, bei denen man sich fragt, wie sie vergessen oder sogar ganz übergangen werden konnten. So wie Planet ohne Visum von Jean Malaquais, das nun, 75 Jahre nach seinem Erscheinen, endlich auf Deutsch veröffentlicht wird. Der Edition Nautilus und vor allem seiner Übersetzerin Nadine Püschel sei Dank! Weiterlesen “Jean Malaquais – Planet ohne Visum”

Kenneth Fearing – Die große Uhr

Kenneth Fearing. Nie gehört? Selbst eingefleischte Krimileser:innen wissen zu dem 1902 in Illinois geborenen und 1961 mit nur 59 Jahren verstorbenen Autor hierzulande wenig oder nichts zu sagen. Denn obwohl er in den USA und in anderen europäischen Ländern mit seiner Lyrik, seinen sieben Romanen und – was nicht unbeträchtlich zu seinem Lebensunterhalt beigetragen hat – seinen Geschichten für Pulp-Magazine durchaus erfolgreich war, wurde keiner seiner Texte bisher auf Deutsch veröffentlicht. Dabei ist zumindest sein vierter Thriller, Die große Uhr, ein Noir-Klassiker, taucht in vielen Bestenlisten auf, wurde zweimal verfilmt und brachte Kenneth Fearing sogar die Bewunderung von Raymond Chandler ein, der ansonsten mit Lob eher geizte. Im Elsinor Verlag ist nun endlich eine deutsche Ausgabe in der Übersetzung von Jakob Vendenberg, herausgegeben von Martin Compart, der auch ein informatives Nachwort beisteuerte, erschienen. Weiterlesen “Kenneth Fearing – Die große Uhr”

Sigrid Undset – Kristin Lavranstochter Die Frau

Nachdem Kristin Lavranstochter im ersten Teil der Trilogie, für die die Autorin 1928 den Literaturnobelpreis erhielt, als junge eigenwillige Frau ihre Ehe mit dem angebeteten Erlend Nikulaussohn durchgesetzt hat, führt Sigrid Undset die Geschichte in Die Frau fort. Gegen den Willen ihres geliebten Vaters Lavrans Bjørgulvssohn hat sich Kristin diese Ehe ertrotzt. Ihre voreheliche Schwangerschaft konnte dadurch gerade noch legitimiert werden. Der schlechte Ruf Erlends, der zuvor mit einer anderen Frau in unehelicher Gemeinschaft lebte, aus der zwei gemeinsame Kinder stammen, erholt sich durch Kristins sorgsames Haushalten und erfolgreiche Geschäfte ihres Mannes langsam. Weiterlesen “Sigrid Undset – Kristin Lavranstochter Die Frau”

Sommerlektüre – Von Räubern, einem Monat in Siena, Kunst und der Unschärfe der Welt

Kleiner Nachtrag zu meiner Sommerlektüre. Vor meinem Urlaub hatten sich zum Glück so einige Rezensionen aufgestaut, so dass ich in den 18 Tagen Italien tatsächlich nicht “arbeiten” musste und bereits Fertiges veröffentlichen konnte. Gelesen habe ich natürlich dennoch und damit es nicht einen noch größeren “Nachurlaubsstau” gibt, fasse ich meine Urlaubslektüre mal in einem Sammelbeitrag zusammen. Tolle Bücher, jedes hätte eigentlich einen eigenen langen Post verdient – alles uneingeschränkte Empfehlungen!

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Dorothy West – Die Hochzeit

Nur zwei Romane veröffentlichte die afroamerikanische Autorin Dorothy West neben zahlreichen Erzählungen in den 91 Jahren ihres Lebens. Der ersten, The living is easy, erschien 1948. Da war West 41 Jahre alt. Der Erfolg blieb aus, vielleicht weil das Publikum von einer Schwarzen Autorin etwas anderes erwartete. West, die aus einer der reichsten Familien Bostons stammte – der Vater wurde noch als Sklave geboren, kam dann aber mit Lebensmittelhandel zu Geld -, schrieb über das wohlhabende Schwarze Bürgertum. Chauffeure, Kricket-Turniere auf gepflegtem englischen Rasen, Ferien auf Martha´s Vineyard, das war nicht das, was man von Autor:innen der Harlem Renaissance erwartete. Dieser sozialen, kulturellen und künstlerischen Bewegung, die ein neues Selbstbewusstsein der Schwarzen Bevölkerung ausdrücken wollte, fühlte sich Dorothy West zugehörig. Allerdings war sie wenig politisch, die radikalen Black Panther und Malcolm X verachtete sie regelrecht. Erst die Überredungskünste einer Nachbarin auf Martha´s Vineyard, einer Lektorin namens Jackie Kennedy Onassis, ermutigten Dorothy West, ihren zweiten Roman Die Hochzeit zu vollenden. Er erschien 1995, drei Jahre vor Wests Tod und wurde, auch dank der Unterstützung von Oprah Winfrey, ein Erfolg und prominent verfilmt. Weiterlesen “Dorothy West – Die Hochzeit”

George Orwell – Farm der Tiere und 1984 – Neuübersetzungen

Im vergangenen Jahr jährte sich der Todestag von George Orwell zum 70. Mal. Der 1903 im damaligen Britisch-Indien geborene Eric Arthur Blair, der hinter dem Schriftsteller-Pseudonym steckte, starb 1950 erst sechsundvierzigjährig an den Folgen einer Lungentuberklose in London. Neben seinen weltberühmten Werken Farm der Tiere und 1984, die nun nach Beendigung des Urheberschutzes in zahlreichen Neuauflagen und Neuübersetzungen in verschiedenen Verlagen erscheinen, verfasste George Orwell drei weitere Romane, Sozialreportagen, Autobiographisches und Essays. Weiterlesen “George Orwell – Farm der Tiere und 1984 – Neuübersetzungen”