Die US-amerikanische Autorin Gloria Naylor (1950-2016) war mir bisher nicht bekannt, obwohl drei ihrer Romane, die ein Quartett rund um das Leben von afroamerikanischen Frauen in den USA bilden, bereits in den 1990er Jahren auch auf Deutsch veröffentlicht wurden. Linden Hills, der zweite Roman, den Gloria Naylor 1985 schrieb, fehlte bisher und wird nun in der Übersetzung von Angelika Kaps vom Unionsverlag veröffentlicht, der auch den ersten, mit dem National Book Award First Novel 1983 ausgezeichneten Roman, Die Frauen von Brewster Place, neu herausgegeben hat. Im nächsten Jahr soll der dritte, Mama Day, erscheinen. Weiterlesen “Gloria Naylor – Linden Hills”
Schlagwort: Rassismus
Tsitsi Dangarembga – Verleugnen
Mit Verleugnen ist nun auch der letzte Band der Tambudzai-Trilogie der Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga auf Deutsch erschienen. Ich habe ihn nach der eigentlichen Reihenfolge, in der er im Original 2006 als The book of not nach dem ersten Teil Aufbrechen (Original Nervous conditions, 1988) folgte, gelesen, kenne also den im letzten Jahr ebenfalls in der Übersetzung durch Annette Grube erschienenen dritten Teil Überleben bisher noch nicht. Weiterlesen “Tsitsi Dangarembga – Verleugnen”
Damon Galgut – Das Versprechen
Auf den ersten Blick ist mit Das Versprechen von Damon Galgut im vergangenen Jahr ein klassischer Familienroman mit dem hochdotierten Booker Prize ausgezeichnet worden. Im Klappentext ist vom „Zerfall einer weißen südafrikanischen Familie“ die Rede, von „Dreißig Jahre politischen Umbruchs“. Wer nun aber eine epische, sich breit entrollende Geschichte erwartet, wird vom Text (äußerst positiv) überrascht. Weiterlesen “Damon Galgut – Das Versprechen”
Nella Larsen – Seitenwechsel und Wallace Thurman – The blacker the berry
Die afroamerikanische Künstlergruppe „Harlem Renaissance“ der 1920er Jahre erlebt zurzeit ihrerseits eine kleine Renaissance. Gleich mehrere Romane aus ihrem Umfeld sind unlängst wieder/neu auf Deutsch erschienen: Die Hochzeit von „Nesthäkchen“ Dorothy West (1907-1998), erstmals veröffentlicht 1995, bei Hoffmann und Campe; The blacker the berry von Wallace Thurman (1902-1934), erstmals veröffentlicht 1929, bei Ebersbach und Simon; Seitenwechsel von Nella Larsen (1891-1964), ebenfalls aus dem Jahr 1929, bei Dörlemann. Die aktuelle Verfilmung von Letzterem durch Rebecca Hall startet gerade auf Netflix.
Alle drei Romane bestechen durch eine verblüffende Modernität, Aktualität und gesellschaftspolitische Schärfe und lohnen auf jeden Fall die Wiederentdeckung. Weiterlesen “Nella Larsen – Seitenwechsel und Wallace Thurman – The blacker the berry”
Ayelet Gundar-Goshen – Wo der Wolf lauert
“Ich sehe im Geist diese winzigen Fingerchen, die eines Neugeborenen, und versuche zu begreifen, wie sie zu den Fingern eines Mörders heranwachsen konnten.” Ein Satz, der seine Leser:innen magnetisch hineinzieht in den neuen Roman der israelischen Bestseller-Autorin Ayelet Gundar-Goshen – Wo der Wolf lauert. Weiterlesen “Ayelet Gundar-Goshen – Wo der Wolf lauert”
Dorothy West – Die Hochzeit
Nur zwei Romane veröffentlichte die afroamerikanische Autorin Dorothy West neben zahlreichen Erzählungen in den 91 Jahren ihres Lebens. Der ersten, The living is easy, erschien 1948. Da war West 41 Jahre alt. Der Erfolg blieb aus, vielleicht weil das Publikum von einer Schwarzen Autorin etwas anderes erwartete. West, die aus einer der reichsten Familien Bostons stammte – der Vater wurde noch als Sklave geboren, kam dann aber mit Lebensmittelhandel zu Geld -, schrieb über das wohlhabende Schwarze Bürgertum. Chauffeure, Kricket-Turniere auf gepflegtem englischen Rasen, Ferien auf Martha´s Vineyard, das war nicht das, was man von Autor:innen der Harlem Renaissance erwartete. Dieser sozialen, kulturellen und künstlerischen Bewegung, die ein neues Selbstbewusstsein der Schwarzen Bevölkerung ausdrücken wollte, fühlte sich Dorothy West zugehörig. Allerdings war sie wenig politisch, die radikalen Black Panther und Malcolm X verachtete sie regelrecht. Erst die Überredungskünste einer Nachbarin auf Martha´s Vineyard, einer Lektorin namens Jackie Kennedy Onassis, ermutigten Dorothy West, ihren zweiten Roman Die Hochzeit zu vollenden. Er erschien 1995, drei Jahre vor Wests Tod und wurde, auch dank der Unterstützung von Oprah Winfrey, ein Erfolg und prominent verfilmt. Weiterlesen “Dorothy West – Die Hochzeit”
Jacqueline Woodson – Alles glänzt
Die 1963 geborene US-amerikanische Autorin Jacqueline Woodson ist vor allem für ihre Kinder- und Jugendbücher bekannt und vielfach preisgekrönt. 2016 (dt. 2018) veröffentlichte sie mit Ein anderes Brooklyn erstmals einen Roman, der sich an ein älteres Publikum wendet. Dabei blieb sie vielen ihrer Themen wie Coming of age, Rassismus, Klassismus, Gender und Homosexualität treu. Auch in ihrem neuesten Roman, der auf Deutsch unter dem Titel Alles glänzt erscheint, konzentriert Jacqueline Woodson diese Themen in Familiengeschichten. Weiterlesen “Jacqueline Woodson – Alles glänzt”
Bernardine Evaristo – Mädchen Frau etc.
Die wohl mit am meisten ersehnte, am häufigsten besprochene und höchst gelobte Neuerscheinung dieses Bücherfrühlings ist wohl „Mädchen, Frau etc.“ von Bernardine Evaristo. 2019 relativ unerwartet mit dem Booker Prize ausgezeichnet (neben Margaret Atwoods Die Zeuginnen), hat sich der Roman über zwölf sehr diverse (Frauen)leben nicht nur blendend verkauft und wurde zu einem Lieblingsbuch für viele Leser:innen, sondern erhielt auch durchweg begeisterte Besprechungen. Weiterlesen “Bernardine Evaristo – Mädchen Frau etc.”
Brit Bennett – Die verschwindende Hälfte
Die 1990 in Kalifornien geborene Brit Bennett gilt nach ihrem vielbeachteten Essay „I don’t know what to do with good white people“ und ihrem erfolgreichen Debütroman „Die Mütter“ als eine der vielversprechendsten jungen Schriftstellerinnen der USA. Mit ihrem neu erschienenen Buch Die verschwindende Hälfte scheint Brit Bennett einen Roman zur Stunde, einen Beitrag zur Black Lives Matter-Bewegung geschaffen zu haben. In Amerika erschien „The vanishing half“ eine Woche nachdem George Floyd von einem Polizisten getötet wurde. Weiterlesen “Brit Bennett – Die verschwindende Hälfte”
James Baldwin – Beale Street Blues
„If Beale Street could talk“ – eine Zeile des Bluesklassikers von 1916, in der vielleicht bekanntesten seiner vielen Interpretationen von Louis Armstrong gesungen, gibt dem vorletzten Roman von James Baldwin aus dem Jahr 1974 seinen Originaltitel – deutsch Beale Street Blues. Weiterlesen “James Baldwin – Beale Street Blues”