Viele Romane und auch Sachbücher kreisen zurzeit um Kindheiten und Jugenden in der DDR, meist um solche, die dort starteten und dann durch Mauerfall und Wiedervereinigung eine Zäsur erfuhren. André Kubiczek trägt mit seinem autofiktionalen Roman Nostalgia eine etwas andere Sicht darauf hinzu. Weiterlesen „André Kubiczek – Nostalgia“
Schlagwort: Rassismus
Paul Harding – Sein Garten Eden
Der US-amerikanische Schriftsteller Paul Harding (*1967) erhielt bereits für seinen Debütroman Tinkers 2010 den Pulitzer Prize in der Sparte Fiction, und auch mit seinem neuesten Werk, Sein Garten Eden, stand er auf der Shortlist des Booker Prize. Harding ist also ein durchaus erfolgreicher und anerkannter Autor in der angloamerikanischen Literaturwelt, der es meiner Wahrnehmung nach aber in Deutschland eher schwer hat. Seine Geschichte einer multiethnischen Gemeinschaft, die auf einer kleinen Insel vor der Küste Maines seit dem Ausgang des 18. Jahrhunderts zusammenlebt, bevor sie von den Behörden von dort vertrieben wird, ist von den wahren Begebenheiten auf Malaga Island inspiriert. Weiterlesen „Paul Harding – Sein Garten Eden“
Jhumpa Lahiri – Das Wiedersehen
Jhumpa Lahiri wurde 1967 als Tochter bengalischer Eltern in London geboren und wuchs in Rhode Island auf. Bereits ihr literarisches Debüt, die Kurzgeschichtensammlung Melancholie der Ankunft, wurde ein großer Erfolg und wurde 2000 mit dem Pulitzer Prize ausgezeichnet. Lahiri lebte mit ihrer Familie einige Zeit in Rom und bezeichnet das Italienische als ihre Wahlsprache, in der sie bereits den letzten Roman Wo ich mich finde verfasst hat. Nun hat Jhumpa Lahiri auch die Römischen Geschichten in Das Wiedersehen auf Italienisch geschrieben, die von Julika Brandestini ins Deutsche übersetzt wurden. Weiterlesen „Jhumpa Lahiri – Das Wiedersehen“
Colson Whitehead – Die Regeln des Spiels
Der amerikanische Autor Colson Whitehead, dessen wunderbare frühere Bücher John Henry Days und Der letzte Sommer auf Long Island meiner Meinung nach bei uns viel zu wenig Beachtung fanden, hat sich spätestens mit seinen doppelt Pulitzer und National Book Award gekrönten Romanen Underground Railroad und Die Nickel Boys, die sich mit sehr harten Themen aus der Vergangenheit der USA beschäftigen, als einer der erfolgreichsten und bekanntesten afroamerikanischen Schriftsteller etabliert. Nach diesen düsteren Büchern staunte die Literaturkritik nicht schlecht, als Colson Whitehead 2021 mit Harlem Shuffle eine fast heitere, auf jeden Fall beschwingte Gaunerkomödie veröffentlichte, der er nun einen zweiten Teil (insgesamt ist eine Trilogie geplant) folgen lässt – Die Regeln des Spiels. Weiterlesen „Colson Whitehead – Die Regeln des Spiels“
Gloria Naylor – Linden Hills
Die US-amerikanische Autorin Gloria Naylor (1950-2016) war mir bisher nicht bekannt, obwohl drei ihrer Romane, die ein Quartett rund um das Leben von afroamerikanischen Frauen in den USA bilden, bereits in den 1990er Jahren auch auf Deutsch veröffentlicht wurden. Linden Hills, der zweite Roman, den Gloria Naylor 1985 schrieb, fehlte bisher und wird nun in der Übersetzung von Angelika Kaps vom Unionsverlag veröffentlicht, der auch den ersten, mit dem National Book Award First Novel 1983 ausgezeichneten Roman, Die Frauen von Brewster Place, neu herausgegeben hat. Im nächsten Jahr soll der dritte, Mama Day, erscheinen. Weiterlesen „Gloria Naylor – Linden Hills“
Tsitsi Dangarembga – Verleugnen
Mit Verleugnen ist nun auch der letzte Band der Tambudzai-Trilogie der Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga auf Deutsch erschienen. Ich habe ihn nach der eigentlichen Reihenfolge, in der er im Original 2006 als The book of not nach dem ersten Teil Aufbrechen (Original Nervous conditions, 1988) folgte, gelesen, kenne also den im letzten Jahr ebenfalls in der Übersetzung durch Annette Grube erschienenen dritten Teil Überleben bisher noch nicht. Weiterlesen „Tsitsi Dangarembga – Verleugnen“
Damon Galgut – Das Versprechen
Auf den ersten Blick ist mit Das Versprechen von Damon Galgut im vergangenen Jahr ein klassischer Familienroman mit dem hochdotierten Booker Prize ausgezeichnet worden. Im Klappentext ist vom „Zerfall einer weißen südafrikanischen Familie“ die Rede, von „Dreißig Jahre politischen Umbruchs“. Wer nun aber eine epische, sich breit entrollende Geschichte erwartet, wird vom Text (äußerst positiv) überrascht. Weiterlesen „Damon Galgut – Das Versprechen“
Nella Larsen – Seitenwechsel und Wallace Thurman – The blacker the berry
Die afroamerikanische Künstlergruppe „Harlem Renaissance“ der 1920er Jahre erlebt zurzeit ihrerseits eine kleine Renaissance. Gleich mehrere Romane aus ihrem Umfeld sind unlängst wieder/neu auf Deutsch erschienen: Die Hochzeit von „Nesthäkchen“ Dorothy West (1907-1998), erstmals veröffentlicht 1995, bei Hoffmann und Campe; The blacker the berry von Wallace Thurman (1902-1934), erstmals veröffentlicht 1929, bei Ebersbach und Simon; Seitenwechsel von Nella Larsen (1891-1964), ebenfalls aus dem Jahr 1929, bei Dörlemann. Die aktuelle Verfilmung von Letzterem durch Rebecca Hall startet gerade auf Netflix.
Alle drei Romane bestechen durch eine verblüffende Modernität, Aktualität und gesellschaftspolitische Schärfe und lohnen auf jeden Fall die Wiederentdeckung. Weiterlesen „Nella Larsen – Seitenwechsel und Wallace Thurman – The blacker the berry“
Ayelet Gundar-Goshen – Wo der Wolf lauert
„Ich sehe im Geist diese winzigen Fingerchen, die eines Neugeborenen, und versuche zu begreifen, wie sie zu den Fingern eines Mörders heranwachsen konnten.“ Ein Satz, der seine Leser:innen magnetisch hineinzieht in den neuen Roman der israelischen Bestseller-Autorin Ayelet Gundar-Goshen – Wo der Wolf lauert. Weiterlesen „Ayelet Gundar-Goshen – Wo der Wolf lauert“
Dorothy West – Die Hochzeit
Nur zwei Romane veröffentlichte die afroamerikanische Autorin Dorothy West neben zahlreichen Erzählungen in den 91 Jahren ihres Lebens. Der ersten, The living is easy, erschien 1948. Da war West 41 Jahre alt. Der Erfolg blieb aus, vielleicht weil das Publikum von einer Schwarzen Autorin etwas anderes erwartete. West, die aus einer der reichsten Familien Bostons stammte – der Vater wurde noch als Sklave geboren, kam dann aber mit Lebensmittelhandel zu Geld -, schrieb über das wohlhabende Schwarze Bürgertum. Chauffeure, Kricket-Turniere auf gepflegtem englischen Rasen, Ferien auf Martha´s Vineyard, das war nicht das, was man von Autor:innen der Harlem Renaissance erwartete. Dieser sozialen, kulturellen und künstlerischen Bewegung, die ein neues Selbstbewusstsein der Schwarzen Bevölkerung ausdrücken wollte, fühlte sich Dorothy West zugehörig. Allerdings war sie wenig politisch, die radikalen Black Panther und Malcolm X verachtete sie regelrecht. Erst die Überredungskünste einer Nachbarin auf Martha´s Vineyard, einer Lektorin namens Jackie Kennedy Onassis, ermutigten Dorothy West, ihren zweiten Roman Die Hochzeit zu vollenden. Er erschien 1995, drei Jahre vor Wests Tod und wurde, auch dank der Unterstützung von Oprah Winfrey, ein Erfolg und prominent verfilmt. Weiterlesen „Dorothy West – Die Hochzeit“