Paul Garbulski – Punch – Kurz vorgestellt

Rummel, Jahrmarkt, Kerb – die Älteren von uns und vor allem die vom Dorf oder aus der Kleinstadt können vielleicht noch nachfühlen, welch besonderes Gefühl es war, zwischen Losbuden, blinkenden Lichtern des Autoscooters, den durcheinander tönenden Popsounds der Raupenbahn, den Schlagern vom Kinderkarussell und den Warnsirenen der Fahrgeschäfte, zwischen den Düften von gebrannten Mandeln und Bratwürsten, mit klebrigen Händen von der Zuckerwatte und schmerzenden Zähnen von der Süße der Liebesäpfel über dieses meist nur einmal im Jahr stattfindende Ereignis zu schlendern. Heute, in Zeiten der Freizeitparks, der Groß-Events und kaum zu überbietenden Veranstaltungsvielfalt erscheinen diese Jahrmärkte fast ein wenig anachronistisch. Ähnlich wie der Zirkus. Und vergessen werden oft die Menschen, die hinter diesen Veranstaltungen stehen und deren Leben oft nicht gerade einfach ist, die von der Gesellschaft vielfach sogar ein wenig schräg angesehen werden. „Fahrendes Volk“ hat man sie früher nicht gerade anerkennend genannt. Paul Garbulski hat diesen Menschen mit Punch einen liebevollen, gelungenen Roman gewidmet.

„Ist es nicht fabelhaft, dass sich der Mensch Enklaven zu schaffen vermag, aus denen das Grau und die Einöde Verbannung erfahren? (…)in denen die Vernunft und die Moral der brav Angepassten außer Kraft gesetzt werden?“

sinniert einer der Protagonisten. Aber während sich die Besucher dem Lärm, dem Rausch, der Buntheit hingeben, um Spaß zu haben und den Alltag für einen Moment hinter sich zu lassen, arbeiten hier Menschen hart, leben oft monatelang auf engstem Raum, immer unterwegs.

Die Menschen

Da sind die Jungs aus dem Boxzelt, die sich Tag für Tag prügeln müssen und dafür ihre Gesundheit und körperliche Unversehrtheit aufs Spiel setzen. Adrian der Profi, dessen Stern am Sinken ist, Polen und Rumänen, die hier viel mehr Geld verdienen können als in ihrer Heimat. Dima, der Ukrainer, den der Krieg in Deutschland überrascht hat und der nun mit sich hadert, nicht zurückgekehrt zu sein. Und der Junge Leon, der, während andere ihre Schularbeiten machen, den Boxern das Blut aus den Gesichtern wischt.

Ganze Familien leben auf und von den Jahrmärkten, ihre Wohnwagen meist hinter den Fahrgeschäften verborgen. Menschen mit Träumen, gescheiterten Hoffnungen, verkrachte Existenzen oder glückliche Familien. Paul Garbulski lässt sie uns näherkommen. Mit feinem psychologischem Gespür erzählt er von dieser oft übersehenen Randzone der Gesellschaft. Bei der Schilderung der intakten Schaustellerfamilie wird es mal etwas gefühlig, ansonsten hält er einen wirklich bemerkenswert gekonnten, manchmal zarten, manchmal derben Ton für seinen Debütroman.

 

Paul Garbulski - Punch.

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Paul Garbulski – Punch
Osburg Verlag Juni 2025, 240 Seiten, Gebunden, € 24,00

 

 

 

 

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