Betty Smith – Ein Baum wächst in Brooklyn

„A tree grows in Brooklyn“, Ein Baum wächst in Brooklyn, jener erste Roman von Betty Smith aus dem Jahr 1943, ist einer der Kultromane der US-amerikanischen Literatur und kann dort durchaus in einem Atemzug genannt werden mit etwa „To kill a mockingbird“ oder „Catcher in the rye“. Für den Pulitzer-Prize nominiert, wurde er 1945 sehr erfolgreich von Elia Kazan verfilmt. Mir waren tatsächlich weder Buch noch Film bekannt. Weiterlesen „Betty Smith – Ein Baum wächst in Brooklyn“

Mala Laaser – Karl und Manci

Mala Laaser – Karl und Manci

„…dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“

Heinrich Heine

Nach der großen Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 und der im Juni desselben Jahres erfolgten Gründung des „Reichsverbandes deutscher Schriftsteller“, spätestens aber nach der ersten Veröffentlichung der Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums im Jahr 1935 war für Schriftsteller und Journalisten, die aus rassischen oder politischen Gründen nicht in die nationalsozialistische Ideologie passten, eine Veröffentlichung ihrer Werke und damit auch ihr Lebensunterhalt im Deutschen Reich nahezu unmöglich gemacht worden.

Für die allermeisten blieb nur das Exil. Wenige, bei denen zumindest die rassischen Verfolgungsgründe fehlten, darunter Hans Fallada und Wolfgang Koeppen, zogen sich in ein „Inneres Exil“ zurück. Letzterer kehrte nach Jahren im Ausland 1938 nicht zuletzt deshalb nach Deutschland zurück, weil seine Existenzgrundlagen in den Niederlanden nicht gesichert waren. Weiterlesen „Mala Laaser – Karl und Manci“

Verna B. Carleton – Zurück in Berlin

Auf einem nicht besonders komfortablen Passagierschiff trifft die Erzählerin von Verna B. Carleton  Zurück in Berlin, eine junge Amerikanerin, im Jahr 1956 auf ein britisches Paar, das sich nach einem Aufenthalt in der Karibik auf dem Heimweg nach London befindet. Das Schiff wimmelt von eher unangenehmen Mitreisenden, zudem ist es in der einfachen Klasse vollgestopft mit heimkehrenden Arbeitern. Die Erzählerin, die man durchaus mit der Autorin gleichsetzen kann, ist froh, als sie die sehr distinguierten, sympathischen und durch und durch britischen Devons kennenlernt. Allerdings scheint ein rätselhafter Schleier von Trauer über den Beiden und besonders über Ehemann Eric zu liegen. Nach einem Zusammenstoß mit dem impertinenten Deutschen Grubach kommt auch zutage, was ihm auf der Seele liegt. Er ist nämlich durchaus nicht so britisch wie er scheint, sondern ein deutscher Jude, Erich Dahlberg, der vor den Nazis in den Dreissiger Jahren nach England fliehen konnte. Seine Mutter konnte sich mit ihm retten (sie entstammte allerdings auch einer alten preußischen Familie), der Vater kam im Lager um. Eric selbst hat sich eine perfekte zweite Identität geschaffen, außer seiner Frau Nora weiß niemand von seinen Wurzeln. Zum einen weil er die Ablehnung seiner neuen Heimat fürchtet, zum anderen, weil er sein Herkunftsland wegen der in seinem Namen begangenen Gräuel und Untaten zutiefst hasst. Aber er leidet auch unter seiner verheimlichten Identität, die bei der Konfrontation mit dem selbstherrlichen Grubach aus ihm herausplatzt. Weiterlesen „Verna B. Carleton – Zurück in Berlin“

Richard Yates – Eine letzte Liebschaft

Richard Yates – Eine letzte Liebschaft

Richard Yates - Eine letzte Liebschaft

Neun letzte, bisher noch nicht in Buchform veröffentlichte Erzählungen des 1992 verstorbenen großen amerikanischen, zu Lebzeiten leider nie angemessen erfolgreichen Erzählers.

Yates ist der Meisters der erzählerischen Verdichtung, der Aufspürer auch feinster Risse in der Existenz, der gnadenlose und doch so mitfühlende Beobachter der ganz alltäglichen Selbsttäuschungen. Weiterlesen „Richard Yates – Eine letzte Liebschaft“

John Fante – 1933 war ein schlimmes Jahr

John Fante - 1933 war ein schlimmes Jahr

John Fante – 1933 war ein schlimmes Jahr: Ein kleines Buch kommt groß heraus. Spätestens durch das 4:0 im Literarischen Quartett „geadelt“, bekommt dieses nur 144 Seiten starke Buch, eher eine Erzählung als ein Roman, endlich eine größere Aufmerksamkeit.

Erschienen ist es im Original 1985 posthum und bereits 1986 in deutscher Übersetzung, damals im Eichborn Verlag unter dem Titel „Es war ein merkwürdiges Jahr“. Vielleicht glaubte man, durch das Nennen der Jahreszahl 1933 im deutschsprachigen Raum falsche Assoziationen zu wecken. Auch Fantes andere Werke sind auf Deutsch veröffentlicht worden sind, vorwiegend im Goldmann Verlag. Diese nur noch antiquarisch zu bekommenden Exemplare erzielen mittlerweile hohe Preise, was das Interesse des Lesepublikums wiederspiegelt und hoffentlich zu weiteren Neuauflagen führen wird. Seit 2003 zeichnet der Schweizer Autor Alex Capus für die Übersetzung verantwortlich, so auch für „1933 war ein schlimmes Jahr“.

 

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Giulio Cisco – Der Dank des Vaterlandes

Giulio Cisco – Der Dank des Vaterlandes

Giulio Cisco - Der Dank des Vaterlandes

 

„Wenn ihr nach Campòn kommt, schaut euch das Kriegerdenkmal an. Ihr geht vom Capitello della Salute hinauf zum Platz vor der Kirche, dann seht ihr es schon, auf der linken Seite, vor der Schule. Eine große Italia in Bronze mit einer Fahne in der rechten Hand. Mit ihre linken hält sie einen Lorbeerkranz über einen einfachen Soldaten mit nacktem Oberkörper. Auf dem Sockel stehen die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Väter, auf dem Gedenkstein daneben die Namen der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Söhne. Lest. Ich bitte euch.“

So endet der 1988 erschienene Roman mit den Namen der neunzehn Jungen, deren Geburt 1921 im kleinen venetischen Dorf Campòn eine Sensation war.
Wie die meisten Bewohner sind sie allesamt irgendwie miteinander verwandt oder verschwägert, so tragen sie auch nur fünf verschiedene Familiennamen. Im Dörfchen geht es bescheiden, rustikal und recht handfest zu. Ein Hauch von Don Camillo und Peppone weht durch das Buch. Das ist zunächst recht vergnüglich zu lesen. Es sind einfache Handwerks- und Bauernjungen, die da heranwachsen, nur einer schafft den Sprung aufs Gymnasium.
Sie alle aber melden sich mehr oder weniger freiwillig im Juni 1940, als Italien an der Seite von Hitlerdeutschland in den Krieg eintritt. Kriegsbegeistert oder gar Faschist ist kaum einer von ihnen.
Was darauf folgt, wird mit einer unerbittlichen, oft bitterbösen Lakonie erzählt.
Egal wohin sie die Kriegshandlungen auch verschlagen haben, ob nach Afrika oder Russland, nach Sizilien, Neapel oder Albanien, der grausame, sinnlose „Heldentod“ erwischt sie überall. Selten wurde so eindrücklich, so ergreifend und gleichzeitig so ohne große Worte, so lapidar von den Grausamkeiten und der Absurdität des Krieges erzählt. Und die gnadenlose Zufälligkeit des Todes, die Aneinanderreihung seiner Spielarten zeigt umso deutlicher den Wert eines jeden Lebens.
Ich schließe mich an. „Lest. Ich bitte euch.“ Bücher wie Der Dank des Vaterlandes von Giulio Cisco kann es nicht genug geben, können nicht zu oft gelesen werden. Umso bedauerlicher, dass das Buch nur noch antiquarisch zu haben ist. Eine Neuauflage wäre unbedingt zu begrüßen.

Irmgard Keun – Kind aller Länder

Irmgard Keun – Kind aller Länder

Irmgard Keun - Kind aller Länder1938 erschien der Roman „Kind aller Länder“ erstmals im Exilverlag Querido. Irmgard Keun, vor 1933 mit zwei Titeln sehr erfolgreiche Schriftstellerin und nun von den neuen Machthabern verfemt, war da bereits auch ein solches heimatloses „Kind“, verfolgt, auf der Flucht durch Europa.
Ihre Stationen waren dieselben wie für die zehnjährige Kully, die, gefragt, ob sie nicht manchmal Heimweh hätte, erst einmal überlegen muss, was Heimweh für sie eigentlich bedeutet. Weiterlesen „Irmgard Keun – Kind aller Länder“