Jan Costin Wagners Romane werden meist als Kriminalromane gelabelt. Dabei waren sie von Beginn an viel mehr als das. Immer sind sie auch Familienromane, die durch psychologische Feinfühligkeit und eine große Melancholie gekennzeichnet sind und in denen es um Verluste, oft um den Tod und den Schmerz darüber geht. Wie weiterleben, wenn etwas Schreckliches geschieht? Das ist in allen Romanen die Frage. Sei es der Verlust der geliebten Frau bei Kommissar Kimmo Joentaa, der in sechs Bänden ermittelte, oder bei Ben Neven, der zwar glücklich verheiratet und Vater einer Tochter ist, aber voll Erschrecken erkennt, dass er pädophil ist. Im neuen Roman Eden beleuchtet Jan Costin Wagner einen terroristischen Anschlag, bei dem die zwölfjährige Sofie ihr Leben verliert, und bewegt sich mit ihm noch weiter fort vom Krimigenre. Weiterlesen „Jan Costin Wagner – Eden“
Schlagwort: Terror
Marta Barone – Als mein Vater in den Straßen von Turin verschwand
Gli anni di piombo – die bleiernen Jahre – wird in Italien die Zeit von Ende der 1960er bis in die 1980er Jahre hinein genannt, in der im Land große politische Unruhe herrschte, sowohl linksradikale als auch neofaschistische Terrorgruppen zahlreiche Attentate und Morde begingen und die Staatsgewalt darauf mit Härte reagierte. Die Entführung und Ermordung des christdemokratischen Parteichefs Aldo Moro am 16. März 1978 durch die linksextremistischen Brigate rosse war wohl eine der bekanntesten Aktionen. Zeitgleich trat in der BRD die RAF auf. Die Brutalität und Radikalität der von Marta Barone in ihrem autofiktionalen Roman Als mein Vater in den Straßen von Turin verschwand geschilderten Vorgängen waren allerdings in Italien noch erschreckender und die Mitglieder- und Sympathisantenzahlen der Untergrundorganisationen – vor allem der Roten Brigaden und der Primera Linea – weitaus höher. 197 Menschen fielen Ihnen zum Opfer. Weiterlesen „Marta Barone – Als mein Vater in den Straßen von Turin verschwand“
Hilmar Klute – Oberkampf
Auch wenn sich die westliche Welt seit den verheerenden Anschlägen des 11. September in den USA der allgegenwärtigen Gefahr von Terrorattacken bewusst geworden ist, gibt es doch bestimmte Ereignisse, Daten, Orte, die diese Fragilität der Gesellschaft noch einmal mit besonderer Wucht ins Gedächtnis holen, die die Menschen auf ganz besondere Weise erschüttern und sich deshalb ins kollektive Gedächtnis hineinbohren. Dazu zählen sicher die Zuganschläge von Madrid 2004, die Selbstmordanschläge im öffentlichen Nahverkehr von London 2005 und der LKW-Anschlag in Nizza 2016. Für Deutschland kommt noch der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz 2016 hinzu. Orte des öffentlichen Lebens, in dem man sich doch gemeinhin recht sicher wähnte. 2015 erschütterten die Anschläge in Paris – im Januar auf die Redaktion des Satire-Magazins Charlie Hebdo, im November auf die Konzerthalle Bataclan und umliegende Restaurants – die Welt. Waren dies doch Anschläge, die gegen die gesamte westliche Lebensauffassung, ihre Ideen von Meinungsfreiheit und persönlicher Freiheit gerichtet waren. Hilmar Klute siedelt in ihrem Umfeld seinen Roman Oberkampf an. Weiterlesen „Hilmar Klute – Oberkampf“